Mein Arbeitszeitmodell

Als ich nur ein Kind hatte, was dazu auch damals noch sehr pflegeleicht war, stellte meine tägliche Unterrichtsvor- und Nachbereitung kein Problem dar. So manchen Nachmittag verbrachten wir traut im Arbeitszimmer – jeder an seinem Schreibtisch – und sobald der Sprössling im Bett lag, huschte ich zurück, wuselte ein oder zwei Stündchen herum und gut war. Donnerstagsabends machte ich von 19.30 bis 23.00 Uhr meine Wochenplanung, inklusive Materialerstellung und konnte so freitags nach dem Unterricht der Schule mit dem guten Gefühl den Rücken kehren, Wochenende zu haben. In den Ferien (ja, in allen) plante ich mehr oder minder akribisch meine Fächer und Unterrichtsreihen für das gesamte folgende Quartal, was bei 28 Wochenstunden zwar kein geringer Aufwand war, mich aber regelmäßig in einen guten „flow“ versetzte. Und das unbeschreibliche Gefühl danach… das war den Einsatz wirklich wert.

Das ist Vergangenheit.

Heute bin ich, wenn die Brut dann endlich im Bett ist, an 5 von 7 Abenden völlig erledigt. Das mag zum einen daran liegen, dass mit dem zunehmenden Alter der Wehwehchen auch der Zeitpunkt des ins-Bett-Bringens nach hinten gerutscht ist, ist zum anderen aber mit Sicherheit auch dem Gesamtgefüge Familie zuzurechnen, das mich an den Nachmittagen fordert. War es mit dem größeren Wehwehchen alleine in der Regel kein Problem, mal eben etwas Schulkram nebenbei zu erledigen, so halte ich mir mittlerweile die Nachmittage nach Möglichkeit komplett schulfrei. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier: Konferenzen, Telefonate, Fortbildungen. Dann übernimmt die Oma oder zur Not eben auch mal ein Babysitter. Meine Wochenplanung komplett an einem Abend zu erledigen ist – obgleich ich mittlerweile weniger Zeit dafür benötige –  utopisch geworden. Dennoch empfinde ich es nach wie vor als großen Luxus und unbedingten Vorteil meines Berufs, mir meine Arbeits- (nicht Unterrichts-!) Zeit frei einteilen zu können.

Wie sieht sie nun aber derzeit aus, meine Vor- und Nachbereitung?

Ich unterrichte seit einem Jahr nur noch 20 Wochenstunden, das ist eine enorme Arbeitserleichterung und fühlt sich immer noch verdammt gut an. In der Regel gebe ich 4 Stunden pro Vormittag, was – egal wie kurz die vergangene Nacht war oder wie anstrengend die Unterrichtsstunden auch sein mögen  – machbar ist. Durch die Teilzeit verringert sich natürlich auch die Vor- und Nachbereitungszeit. Dazu kommt, dass ich nach über zehn Jahren mittlerweile über einen gut bestückten Fundus und Erfahrungshorizont verfüge, sodass ich in der Regel nicht mehr stundenlang über dem Inhalt einer einzigen Stunde brüten muss. In der Grundschule haben wir den unbedingten Vorteil, dass wir in den meisten Bundesländern nur eine Spanne von vier Unterrichtsjahren inhaltlich abdecken müssen, dies allerdings für eine ganze Menge an Unterrichtsfächern. So unterrichte ich neben Deutsch und Sachunterricht (einer charmanten Mischung aus Inhalten der Biologie, Erdkunde, Physik, Chemie, Sozial- und Heimatkunde sowie Verkehrserziehung. Habe ich etwas vergessen?) auch noch Musik, Religion, Kunst, gelegentlich Sport und Mathe. Dazu kommen AGs wie Chor oder Orchester.

So, abgeschweift.

Bis alle Kinder im Bett, alle Butterbrotdosen vorbereitet und noch ein paar Dinge im Haushalt erledigt sind, ist es meist 20.30 Uhr, wenn ich an den Schreibtisch komme.

Dann bin ich seit über 15 Stunden auf den Beinen und merke das auch. Daher reduziere ich die Arbeit am Abend auf das Nötigste, erledige das, was tagesaktuell ist, schreibe beispielsweise E-Mails an Eltern, schaue Hausaufgaben nach, notiere mir Verschiedenes in Listen und packe meine Tasche für den nächsten Tag. Meine Hauptvorbereitungszeit liegt mittlerweile auf dem Wochenende. Herr Weh übernimmt an einem Tag Kinder und Verantwortung und ich schließe für ein paar konzentrierte Stunden die Türe meines Arbeitszimmers hinter mir. Allerdings nicht ohne den wichtigen Zettel umzudrehen!

Dann schaue ich, was ich mir die Woche über in meinem Unterrichtsplaner an anfallenden Aufgaben notiert habe, arbeite diese Liste (und etwaige Stapel auf dem Schreibtisch…) ab und mache die Feinplanung für die kommende Woche. Die Grobplanung erfolgt nach wie vor in den Ferien, naja, zumindest eine sehr grobe Form von Grobplanung. Das Feintuning erfolgt dann zwischendurch. (Mittlerweile bin ich ziemlich gut in effektivem Tuning. Ich habe eine Kollegin, die behauptet, ich könne aus Sch… Bonbons machen, aber das stimmt natürlich nicht. Leider!)

Wie sieht euer Arbeitszeitmodell aus? Kriegt ihr alles gut auf die Reihe oder habt ihr ständig das Gefühl, da ginge noch etwas?

 

Erste Panikattacke

Halbzeit. Sogar schon drüber. Fühlt sich nicht gut an. Und obwohl eigentlich Ferien sind, ich eigentlich wunderschöne Ferientage mit Herrn Weh und den Wehwehchen verbringe, nagt da ein mittleres Unwohlsein in mir drin. Zwar habe ich in den ersten beiden Ferienwochen ein beachtliches Pensum bewältigt, den Fach- und Klassenunterricht bis zu den Herbstferien hieb- und stichfest gemacht, dennoch…

Es stehen ein paar Projekte an, in die ich einerseits bereit bin, viel Herzblut zu stecken, die mich andererseits aber auch fordern. Ich bin als Solistin für ein Adventskonzert angefragt worden. Das mache ich von Zeit zu Zeit. Einmal, weil ich viel zu selten dazu komme, auf dem Level zu musizieren, auf dem ich mich gerne bewege und zum Zweiten, weil ich auch nach mittlerweile über 20 Jahren* mit Instrument(en) in der Hand immer noch gerne Bühnenadrenalin tanke. Dummerweise ist es gerade der Advent, der vor Projekten, Veranstaltungen und – ja, leider – Stress nur so strotzt. Ein Konzert dieser Größenordnung verlangt mir spätestens ab September konsequente tägliche Übezeit ab. Und ja, natürlich will ich gute Arbeit abliefern.

Ein, zwei schulische Veränderungen stehen an, über die ich hier leider nichts verlauten lassen kann, die mich aber ebenfalls sowohl mit (Vor-)Freude, als auch mit Selbstzweifeln erfüllen. Kann ich das alles? Packe ich das?

Ferner zwinge ich mich gerade in die neuen Medien. Das Notensatzprogramm Musescore bewältige ich immer noch nicht (ich gebe zu, ich habe auch wenig Lust mich damit zu beschäftigen) und ich MUSS bis in zwei Wochen das Problem gelöst haben, Audiodateien vom Aufnahmegerät auf den Computer auf eine CD zu bekommen. Derzeit stürzt mir dabei ständig mein kleiner Dell ab, das hebt nicht gerade die Stimmung.

Totales Motivationsloch.

Böh!

 

* Nachtrag: Habe ich da wirklich 20 Jahre geschrieben? Haha, es sind schon über 30…!

Alles neu

Also um das mal klarzustellen:

Ich habe mitnichten gestern nur so ein bisschen geräumt und Kaffee getrunken. Natürlich habe ich das auch getan. Aber in erster Linie habe ich – wie fast jedes Jahr – mal eben ein neues pädagogisches Raumkonzept entworfen. Wir wissen doch alle, wieviel Einfluss beispielsweise die Sitzordnung für den Lernerfolg eines Schülers ausmacht. Oder das Vorhandensein bestimmter Lernecken. Der Forschertisch! Die Leseecke! Die Farbe der Vorhänge! Das ist reines Feng Shui fürs Klassenzimmer.

Natürlich kann ich das nicht alles alleine machen (ich könnte schon, aber ich bin ja nicht mehr Mitte 20), da ist es gut, wenn das Verhältnis zum Hausmeister stimmt. Überhaupt, der Hausmeister! Liebe Referendare, liebe junge Kolleginnen, hier ein mütterlicher Rat: Knüpft eure Beziehungen Richtung Hausmeisterbüro und Sekretariat! Kolleginnen kommen und gehen, Chefinnen können so sein oder so. Die wirklich wichtigen Freundschaften sind die zu Hausmeister und Sekretärin. Un-be-zahl-bar! Ganz bescheiden darf ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich die erste an unserer Schule war, der der Hausmeister das DU, HEINZ, DU angeboten hat*. Zwar fiel mir vor Schreck die Kaffeetasse aus der Hand, aber das schmälerte die Erhabenheit des Momentes nicht. Im Hausmeisterbüro findet sich immer ein Wischlappen. DU, HEINZ, DU und ich sind jedensfalls ganz dicke. Das erklärt auch, dass er bereits ohne weitere Aufforderung die Tische und Stühle in der Klasse gegen größere ausgetauscht, ein Regal ab-, ein weiteres aufgebaut, meine Pflanzen gegossen und die Pinnwände neu gestrichen hat. Und das alles für ein grantiges „Wat machst du denn schon widda he?“ Boah!

Da war es dann auch ein leichtes für mich, den Rest des Klassenraumes den Bedürfnissen eines 3.Schuljahres anzupassen. Klassenraumgestaltung ist ja tatsächlich eine wichtige Sache in der Grundschule. Und da wir das unermessliche Glück eines festen Raumes haben, können wir uns da auch richtig ausleben. Natürlich nicht so, wie das unsere geschätzten amerikanischen Kollegen tun. Wusstet ihr, dass es in den USA einen Berufszweig gibt, der Klassenräume nach Mottos einrichtet und umgestaltet? Passend zu Halloween, 100th day of school, Valentinstag und so weiter. Verrückt. Andererseits auch faszinierend für jemanden wie mich, der sein Klassenzimmer recht clean einrichtet. In meiner Klasse erfüllt alles einen Zweck, da gibt es nichts, was reine Deko wäre. Keine Bärchen, keine Mäuschen, keine Herzchen. Und dann surfe ich auf die Seite Schoolgirl Style und denke, ja, so eine Tikibar… warum eigentlich nicht?

Der Hausmeister lässt sich derweil ein Brett auf den dicken Zeh fallen und teilt mir lautstark mit, dass ich ja wohl einen Knall hätte. Und offensichtlich kein Zuhause. Und überhaupt wäre es doch mal langsam Zeit für einen Kaffee!

Glück gehabt, ihr Drittklässler, gerade noch so an der Happy Honeybee Collection vorbeigekommen.

*Kniggeerfahrene mögen jetzt einwenden, dass dieser Ablauf mitnichten von gutem Stil geprägt sei. Schließlich müsse doch die Dame zuerst…? Das gilt aber definitiv nicht für Hausmeister. Die stehen über allem. Immer.

Ausflugsorganisation

Wenn man mit einer Grundschulklasse das Wagnis eines Ausflugs eingeht, dann sollte man einigermaßen vorbereitet sein. Denn so lauschig und charmant die Vorstellung auch ist, mit einer Schar Kinder lustig wandernd die Welt zu erkunden, die Realität ist oftmals die pure nervliche Achterbahnfahrt. Den heutigen Nachmittag nutze ich also, um alles einzupacken, was nötig ist, um alle Zweitklässer wieder vollzählig und in ganzen Stücken zurückzubringen. Hier mal meine

Standard-Packliste für den Klassenausflug:

  • Telefonliste mit Handynummern der Eltern, Schulnummer
  • Zweitklässleridentifikationskarten*, laminiert und mit Kordel zum Umhängen versehen
  • Ersatz-Shirt für mich (ich hatte da mal ein unangenehmes Erlebnis während einer Busfahrt…)
  • mindestens 3 Plastiktüten
  • Erste Hilfe-Ausrüstung einschließlich Knick-Eispacks
  • Tempos
  • Babywaschlappen o.ä. (feuchte Tücher können le-bens-ret-tend sein!)
  • Handy, Geld, Infozettel (Abfahrt-/Ankunftzeiten, Telefonnummer des Museums o.ä.)
  • Waschlappen oder kleines Gästehandtuch (falls mal ein kleiner Hitzkopf runtergekühlt werden muss)

Damit bin ich bisher ganz gut klargekommen. Je nach Wetterlage packe ich noch eine große Flasche Sonnencreme dazu.

Woraus besteht eure Ausrüstung? Habt ihr noch Tricks und Tipps auf Lager, die unbedingt geteilt gehören? Ich würde mich freuen!

* Zweitklässleridentifikationskarten:

Mein Name ist Mia-Sophie.

Ich bin Schülerin der tollen Grundschule in

Sagichnicht (01234/56789).

Meine Lehrerin heißt Frau Weh und ist

unter 0815/4711 zu erreichen.

Wichtig: Die Karten rund schneiden. Eckig piekst ganz schön unterm T-Shirt (immer unters T-Shirt wegen Strangulationsgefahr). Den Namen schreibe ich mit Edding auf die Karten, dann kann er später mit Nagellackentferner beseitigt und die Karte wiederverwendet werden. Noch wichtiger: Karten am Schluss wieder einsammeln! Das fehlt mir noch, dass PapaPauline mir eine SMS schickt. Oder schlimmer noch: Supermom!

Neues aus dem Lehrerzimmer

Das Gemurre über die viele – oft unsinnig anmutende – Zusatzarbeit hat in der letzten Zeit kontinuierlich zugenommen. Die Chefin (Anfang des Jahres immer wie frisch aus dem Führungsseminar) erteilt uns daher den Auftrag, alle Termine, die uns schulisch belasten und ungebührlich Zeit kosten, zu notieren und in den großen Jahresplaner im Lehrerzimmer zu kleben. Mal sehen, ob es überhaupt so viel ist. Vielleicht stellen sich die Kolleginnen ja nur ein bisschen an. (Tun wir gelegentlich, zugegeben.)

Jetzt hängen da lauter bunte Zettelchen und flattern lustig im Durchzug. VERA steht auf einem oder auch BUNDESJUGENDSPIELE und DELFIN 4. Wenn ich die Augen zusammenkneife, kann ich WEIHNACHTSMARKT und 24 STUNDEN SCHWIMMEN lesen. Das da hinten könnte FÖRDERKONFERENZEN heißen. Insgesamt sind es 72 Zettel. Interessant, auf keinem steht UNTERRICHT. Jetzt sollen wir gewichten und Punkte auf die Aktivitäten kleben, über deren Notwendigkeit vielleicht dann doch mal geredet werden könnte. Um den exakten Auftrag zu definieren fragt eine Kollegin vorsichtshalber nach:

„Also wir sollen jetzt alle Dinge markern, die uns davon abhalten, frisch und fröhlich zu unterrichten?“

Darauf die Chefin: „Was uns davon abhält, frisch und fröhlich zu unterrichten, ist unser Beruf.“

Oha. So habe ich das ja noch nie gesehen.

Es ist soweit:

ich bekomme gerade unanständig schlechte Laune! Arrrrrggghhh.

Eigentlich lief der Tag bisher ganz gut, ich sitze seit heute morgen im einigermaßen warmen Arbeitszimmer fernab jeglicher familiärer Störung und bin produktiv. Die nächste Woche steht (bis auf Sport. Erwähnte ich schon, dass ich ab nächster Woche Sport unterrichte? Na, das wird ein Spaß!), die SU-Reihe für die Zweitklässler einschließlich Tafelbilder, Arbeitsblätter, Hausaufgaben und Abschlusstest ist fertig, sogar für Karneval habe ich schon ein paar Ideen skizziert und jetzt das: musescore macht mich fertig. Die Idee war, dass das Notensatzprogramm mir die Arbeit für die CrazyFunkyChicken erleichtert, aber dazu müsste man sich vermutlich einmal in Ruhe einarbeiten.

(Dafür habe ich natürlich keine Zeit. Ich muss bis spätestens Montag 3 Stücke à 8-10 Stimmen fertig haben. Während ich mir das jetzt hier durchlese, fällt mir selber auf, dass das vermutlich so nicht funktioniert. Na toll.)

Hintergrund ist der, dass ich seit Jahren ein schlechtes Gewissen habe, weil ich bei sowas schon längst auf den PC hätte umschwenken wollen/sollen/müssen. Tatsächlich habe ich aber bis eben doch noch von Hand gearbeitet und das rächt sich jetzt übel. Dabei habe ich mir vorgenommen, mich ENDLICH medial weiter zu entwickeln und was liegt da näher als der kostenlose Download eines gar nicht so schlechten Notensatzprogramms? Allerdings habe ich die einzelnen Noten in der Tat schneller mit der Hand geschrieben als angeklickt. Also werde ich den Erwerb weiterer Medienkompetenz also verschieben. Nur auf wann?

(Bittebitte erwähne niemand das Wort Whiteboard oder Herbstferien…)

Ach, was soll es, letztendlich macht es ja sowieso keinen Unterschied, ob die CrazyFunkyChicken sich bei handschriftlichen oder gedruckten Noten gnadenlos verspielen. Ach doch… im ersten Fall können sie es wenigstens auf mich schieben.

Ende der Kreidezeit?

Vielen Dank für die ausführlichen Ideen und Meinungen zum Smart Board. Ich bin ja mal gespannt. Besonders auf den – auch vom Referenten gestern hochgelobten – Einsatz im MU. Leider konnte auch er kein Liniensystem finden. Dafür ein paar Noten in den „Bildern einer Ausstellung“ von Mussorgsky verändern und abspielen. Welche Überraschung, es klang scheußlich.

Ich bin zugegebenermaßen nach wie vor skeptisch, was den sinnvollen Einsatz anbelangt. Notenlehre, ja, klar. Aber einen Großteil meines Musikunterrichts nimmt das Selber-Tun ein: Warm Ups, Bodypercussions, Singen, Klassenmusizieren, Klänge erkunden. Und – möglicherweise bin ich da fossil veranlagt – ich finde, es geht einfach nichts über ein Klavier. Stellt man einen Erstklässler daneben, ist es beeindruckend groß, es kann laut (und so leise!) sein, man kann es öffnen und gucken, was sich da drin versteckt, man kann an den Saiten zupfen und die Hämmerchen beobachten. Was passiert da eigentlich mit, wenn man auf eins der Pedale tritt? Wie lange klingt so ein Ton nach, wenn man das Fortepedal betätigt? Warum schwingen auf einmal auch die anderen Saiten mit? Kann man Klangfarben sehen? Und wo zum… hat sich eigentlich Frau Weh versteckt?

Ok, ich schwelge. Nichtsdestotrotz werde ich den Kampf mit dem Whiteboard aufnehmen. Denn wie gesagt, ich war durchaus beeindruckt von den gestern gezeigten Möglichkeiten. Aber ich werde für meine ersten Versuche (also die richtigen; Filme zeige ich schon eine ganze Weile über das Board, weils so schön groß ist) einen Ferientag einplanen. Denn eine technische Neuheit auszuprobieren, während im Rücken eine ganze Klasse – zunächst erwartungsvoll, dann zunehmend ungeduldiger – marodiert wartet, darauf kann ich wahrhaftig verzichten.

Die erste Runde Whiteboard gegen Weh geht übrigens knapp an mich. Es entpuppte sich als gar nicht so leicht, die Software auf mein kleines Laptop zu packen. Aber ich stecke mitten im Setup, das wird schon noch. Geübt wird dann am Grafiktablett. So leicht finde ich das akkurate Schreiben der Vereinfachten Ausgangsschrift mittels interaktivem Stift nämlich nicht. Aber musste man nicht auch das Schreiben an der Tafel im Referendariat erstmal lernen? Na also. Soll mal einer sagen, ich gäbe mir keine Mühe.

Darf nur kein Stromausfall passieren…

 

Montag mittendrin. Von Blut, Pinöppeln und dem Fortschritt.

Was ich ja an unserem Beruf neben vielen anderen Vorteilen besonders schätze, ist die Tatsache, dass wir keine langweiligen Warmlaufphasen benötigen. Egal ob Montagmorgen oder erster Schultag nach den Ferien, zack, bumm: hallo Leben!

Mein persönlicher Montagskick ist die Frühaufsicht. (Ich gestehe, als ich mich für diese Aufsicht meldete, war ich der festen Überzeugung, dass es sich dabei um die Schluffiaufsicht schlechthin handele. Leider war diese Einschätzung falsch. Dienstag wäre die bessere Wahl gewesen.) Die heutige Aufsicht begann mit einer zu versorgenden Platzwunde. Schön klassisch, glatte Wundränder, sauber und gut durchblutet. Der Traum jeder Erste-Hilfe-Kursleitung. Entgegen der Meinung mancher Kinder, ist das Klettern im fahrenden Schulbus übrigens nicht ohne Grund verboten. Trial and error. Ich persönlich bevorzuge Lernen durch Einsicht, aber manche Lerninhalte benötigen offensichtlich die Anwendung im situativen Kontext.

Dann die zweite Hiobsbotschaft, Lennox komme heute nicht, weil

„Der hat überall so rote Pinöppel, Frau Weh!“, Benjamin ist erschüttert. René kratzt sich demonstrativ den Bauch. Victoria lässt das kalt, sie hatte das schon und das waren nur so kleine Tiere, die unter der Haut waren.

Das und die Tatsache, dass die Stunden mit den Zweitklässlern überraschenderwe wunderbarerw wie von selbst in allerbester Lernatmosphäre und ohne weitere Zwischenfälle verliefen, verkürzte mir dann die Wartezeit auf die vierstündige Whiteboard Fortbildung, die sich dem Unterricht anschloss. Und die – lustigerweise – von Herrn Weh gehalten wurde. Nicht mein Herr Weh, aber interessant war es trotzdem. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich beeindruckt war. Es gibt ja so mannigfaltig viele verschiedene Möglichkeiten, sich dem Eichhörnchen mit technischem Turbo zu nähern. Wahnsinn!

Warum nur kommt das alles so frontal rüber?

Da methodisieren wir in der Grundschule seit Jahren, ach was, Jahrzehnten rum, bilden Kreise, Halbkreise, Kleingruppen, Großgruppen, Paare, Trios, konzipieren Plan- und Rollenspiele, Lernausstellungen, Lerntheken (dämlicher Begriff!), lesen von Freinet bis Freiarbeit, bilden uns außerschulisch, innerschulisch und – sic! – immer differenzierter fort, nur um dann – staunend wie der homo erectus vor dem Feuer – offenen Mundes vor dem Whiteboard zu landen?

Fasziniert-ungläubiges Kopfschütteln bei den erfahrenen Kolleginnen. Einhellig die Meinung, dass man dieses Feld gerne den Jüngeren überließe. Und wir? Ich will ja, aber ich weiß ehrlich gesagt noch nicht genau, wie und wo. Und was nun wirklich Sinn gibt.

Sag mir quando, sag mir wann,

sag mir quando, quando, quaaaaaandooooo,

ich das Whiteboard nutzen kann.

Sag mir quando, sag mi-hir wann!?

Effektives Vorbereiten

Einmal in der Woche schließe ich symbolisch meine Arbeitszimmertür (die ich ja gar nicht habe, weil ich unterm Dach sitze) und mache meine Wochenplanung. Den perfekten Tag dafür zu finden, ist – wie die Angelegenheit selber eigentlich auch – eine Sisyphosarbeit und mittlerweile bin ich bei Freitagnachmittag angelangt. Ich saß schon am Sonntagnachmittag (ganz blöd, da denkt man dann ununterbrochen dran), Donnerstagabend (irgendwann lag mein Kopf auf der Schreibtischplatte), alle 14 Tage an konferenzfreien Montagnachmittagen (örks), testweise mal ganz ohne Planung (NIE wieder!), usw. Natürlich habe ich freitags die wenigste Energie für stundenlange Überlegungen, aber genau das macht meine Vorgehensweise effektiv. Das Wochenende ruft nach mir und mein Kopf, der die vergangenen Tage über eine Menge nötigen und unnötigen Balast balancieren musste, sehnt sich nach entspanntem Nichtstun, nach Kinderbespaßung (der der eigenen!), nach Werkeln in der Küche oder einem Stündchen am Klavier, ganz alleine. Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Bei mir ist es offensichtlich das freie Wochenende.

Meine Wochenplanung beginne ich immer mit der Wahl der Musik. Die passende Begleitmusik ist nicht zu unterschätzen. Jeder, der gelegentlich oder regelmäßig putzt, wird mir zustimmen. Freitags geht allerdings nichts Wildes mehr. In der Regel läuft es dann auf Jazz oder „Frühstücksklassik“ raus, vielleicht noch ein bisschen Rutter, etwas Palestrina. War die Woche hart, bleibt es auch gelegentlich still unterm Dach. Da summt schon jede Fliege gefährlich nah am eigenen Requiem.

Als nächstes verschiebe ich Stapel. Einiges hat sich ja über die Woche schon auf dem Schreibtisch angesammelt. Das wird zunächst aufgebockt und um den kompletten Inhalt meiner Schultasche ergänzt. Das wackelt dann meist schon bedenklich, sodass ich unverzüglich mit dem Abtragen beginne. Dabei bilde ich neue Stapel – thematisch geordnet: Rechnungen, Elternkrams, furchtbar wichtige Mitteilungen der Schulleitung, neues Material – rund um mich herum. Diese werden dann ebenfalls abgetragen und in einem größeren Radius verteilt. Natürlich habe ich mir zu Beginn des Schuljahres (so wie zu Beginn der letzten 9 Schuljahre auch) vorgenommen, alles sofort ordentlich wegzuräumen. Natürlich klappt das auch dieses Jahr nicht. (Wenn ich mal richtig gut drauf bin, zeige ich ein Bild des Wehschen Arbeitszimmers. Da muss ich aber in Stimmung für sein.)

Wenn so viel Platz auf dem Schreibtisch ist, dass ich mein Planungsbuch (das klassische gelbe in Din A4) aufschlagen kann, beginnt die eigentliche Stundenplanung. Bei 18 Fachstunden hat es sich als sinnvoll herausgestellt, jede Stunde kurz nachzubereiten (wie weit ist die Klasse im Thema gekommen, war etwas Besonderes, hat sich ein Kind besonders positiv oder negativ hervorgetan, usw.), das mache ich aber schon nach dem Unterricht, sodass ich bei der Planung der Folgewoche nicht mehr viel Zeit darauf verwenden muss. Also entsteigen nun 28 brillante, pädagogisch wertvolle, auf- und anregende Stunden meinem Kopf. Fix und fertig wie Athene dem Zeus. In goldener Rüstung und mit vorwitzig gerecktem Speer. Da dieser Prozess eine gewisse Dynamik erfordert, halte ich mich dafür allerdings auch nicht lange am Schreibtisch auf. Stattdessen springe ich vermutl ganz sicher recht schnell auf, um im hinteren Teil des Raumes den Ordner MU III 1 zu holen oder im Stapel IX nach unbeschriebenem Notenpapier zu kramen. Möglichweise kommt mir der flüchtige Ausschnitt eines ehedem gehörten Liedes in den Sinn und ich kann nicht eher ruhen, bis ich am Klavier die passenden Harmonien wiedergefunden habe.

Wenn mein Geist allerdings nicht viel mehr herauslässt als ein müdes Bäuerchen (so wie gerade jetzt), dann… ja dann blogge ich erstmal.

Eichhörnchen und Zimthörnchen

Ein verregneter Sonntagvormittag. In der Küche blubbt der Hefeteig für die nachmittäglichen Zimthörnchen und ich sitze an den letzten Vorbereitungen für die Herbstwerkstatt. Werkstätten erfreuen sich ja nach wie vor großer Beliebtheit in der Grundschule.

Naja.

Man muss da ein bisschen aufpassen. Wenn man es gern übersichtlich, strukturiert, ansprechend, aktuell und auf die individuelle Lerngruppe passend hat, dann machen Werkstätten erst mal eins: eine ganze Menge Arbeit. Vorher, währenddessen

Ich kann mich ja weder teilen noch klonen und während ich mir gerade von Nick (individueller Förderplan: lesen üben, lesen üben, lesen üben!) den Text über das Eichhörnchen im Herbst vorlesen lasse, kann es tatsächlich passieren, dass derweil Justin (individueller Förderplan: kleinschrittig Defizite in der Feinmotorik angehen) den Eichhörnchenkobel nicht wie gefordert mit kleinen Strichen zu Ende zeichnet, sondern sich den dicksten Stift greift, den er finden kann, dann – krakelkrakel – irgendein klumpiges braunes Gebilde in die Astgabel zeichnet, um anschließend „Ich bin feeeertig!“-brüllend zur Fühlkiste mit Kastanie, Eichel und Co. abzuziehen. Wer hat eigentlich den Begriff des beobachtenden Lernbegleiters geprägt? War dieser Mensch schon einmal im Werkstattunterricht einer Nicht-Vorzeigeschule zugegen?

und nachher dann auch noch einmal. (Ich kann nur dringend empfehlen, Werkstätten immer ordentlich einzutüten und wegzuräumen. Am besten noch mit Zettelchen versehen, was geändert werden muss. Alles andere geht zwar schneller, sorgt beim nächsten Durchgang aber für übelsten Groll gegen sich selbst.)

Mein Best of Eichhörnchen umfasst übrigens lediglich 10 Pflicht- und drei Zusatzaufgaben. Eine sehr nette, übersichtliche Größe. Da behalten Kinder und Lehrerin die Übersicht, niemand fühlt sich abgeschreckt von der Übermacht aufgebauter Kisten und Kästen und ich kriege beim Anschleppen des Materials keinen Knacks im Rücken. Gar nicht so selten ist weniger wirklich mehr. Was viele bei der Planung einer gigantischen Werkstatt nämlich gerne vergessen, ist, dass das bloße Vorhandensein verschiedenster Angebote nicht automatisch proportional ansteigenden Lernzuwachs im Kinderkopf bedeutet.

Außerdem bleibt dann auch noch Zeit zum gemeinsamen Waffelbacken. Natürlich mit Haselnüssen*, muss ja zum Eichkätzchen passen.

*Allergien abfragen…vorher…