Zum Geburtstag bekomme ich in der Regel von meiner Klasse einen Blumenstrauß. Zu Weihnachten gibt es ein Geschenk. Natürlich ein kleines oder eines, das dem Einsatz in der Schule dient. Alles andere verbietet sich ja (fast) von selbst. So weit, so gut. Dass nun die Zweitklässler vor mir stehen – mitten im Jahr und ohne erkennbaren Anlass – und zwischen sich einen Korb Äpfel balancieren, trifft mich unerwartet.
„In Amerika“, liest Luisa von einem Zettel ab, „schenken die Schüler ihrem Lehrer einen Apfel als Zeichen der Anerkennung und als Dank für die Arbeit.“ Sie schaut von ihrem Zettel auf. „Du hast ja auch manchmal Arbeit mit uns, sagt mein Papa.“ Sie überlegt. „Aber du sagst ja eigentlich immer, dass du nur Freude mit uns hast.“ Ihre Nase kräuselt sich nachdenklich. „Egal. Trotzdem haben wir alle einen Apfel mitgebracht für dich, damit du ganz gesund bleibst und froh. Hier!“ Die Zweitklässler stellen den Korb vor mir auf den Boden.
Ich schlucke ein bisschen. Und atme. Und so.
„Weinst du jetzt etwa!?“, fragt Can und schüttelt fassungslos den Kopf. (Erwachsene!)
„Quatsch!“, raunze ich ihn an, „Das ist flüssige Freude.“