Ich habs geschafft. Ich habe mein Arbeitszimmer aufgeräumt. Was für eine Freude!
Es waren nur vier, fünf Stunden und ein wenig musikalische Unterstützung von Viktoria Tolstoy (ja, genau, verwandt mit dem Tolstoi), Rebekka Bakken und Stacey Kent nötig. Ich mag easy listening zwischendurch wirklich gerne. Und bevor hier jetzt jemand spöttisch die Augenbraue hebt, die drei Damen haben durchaus Format. Und hübsche Stimmen. Und Swing! Das ist wesentlich mehr als man beispielsweise von den Kandidaten einschlägiger TV-Formate erwarten kann.
Außerdem kann man nicht immer Klassik hören. Das ist ja nicht nur reiner Genuss, sondern immer auch Hör-Arbeit. Und davon bekomme ich Hunger. Und in den Ferien nehme ich sowieso immer ein, zwei Kilo zu, weil ich Zeit zum Essen habe und mich dabei im Gegensatz zur Schulzeit sogar hinsetze. Da kann ich jetzt nicht auch noch ständig Klassik hören und dabei Pasta oder Süßkram inhalieren. Kinder sind nämlich sehr direkt. Wer möchte schon nach den Sommerferien mit einem fröhlichen „Du bist aber dick geworden, Frau Weh!“ auf dem Schulhof begrüßt werden? Na also!
Überhaupt, die Optik! Das ist ja so wichtig. Manchmal macht ein gutes Outfit eine miese Stundenplanung wett. Ich besitze zum Beispiel ein bestimmtes Blümchenkleid. Es ist himmelblau mit einer überbordend großen Menge bunter Prilblumen drauf. Wenn man lange genug daraufstarrt, kann man Muster in 3D erkennen. Schaut man noch länger, beginnen sie zu tanzen. Dieses Kleid garantiert die Aufmerksamkeit der kompletten weiblichen Schülerschaft. („Du bist heute aber hübsch, Frau Weh!“) Ich habe es getestet, es wirkt. Mathearbeiten werden mit weniger Genöle quittiert und Pausenaufsichten werden wesentlich ruhiger. Außerdem können mich die Kinder sofort orten, wenn etwas ist. Das Kleid flirrt nämlich unter Sonneneinstrahlung.
Bei den Jungs ist das schon schwieriger. Da braucht es etwas mehr, um Eindruck zu machen. Grundsätzlich mögen sie lange blonde Haare (hab ich nicht), lange Beine (hab ich auch nicht) und eine passable Oberweite (ach, was soll ich mich denn jetzt in meinem eigenen Blog zum Horst machen!?). Darin unterscheiden sich kleine Jungs von größeren nur unwesentlich. Ich habe gelesen, dass bereits in der Eiszeit Blondinen bevorzugt wurden. Wer zum Teufel untersucht sowas? Und wie?
Bei den Jungs greife ich daher lieber auf andere Aufmerksamkeitscatcher zurück. Lego Star Wars Fachwissen kommt gut. Ich empfehle das Buch Lego Star Wars– Alle Figuren, Raumschiffe und Droiden, die Nachschlagebibel von Episode I bis zu „The Clone Wars“. Nach der Lektüre bleiben keine Fragen offen. Wie viele Steine hat der Millenium Falcon? (659, zumindest beim alten Modell von 2000. Das neue ist gerade auf den Markt gekommen und verfügt über 1254 Teile.) Wie viele bespielbare Ebenen gibt es auf dem Todesstern? (4, wobei die unterste Ebene direkt unter der Müllpresse liegt und von Müllkraken – Dianogas – bewohnt wird.) Alles keine großen Unbekannten mehr. Mit Minifigur Luke Skywalker! Den im entscheidenden Moment aus der Tasche gezogen und alle Jungs sind auf deiner Seite.
Falls es einige wenige Exemplare geben sollte, die dem Star Wars Kult nicht verfallen sein sollten (ich benutze bewusst den Konjunktiv. Jeder, der eine Klasse 1-4 unterrichtet, weiß, warum) dann gibt es das Buch der Bücher auch passend für Potterfans Lego Harry Potter – das magische Lexikon. Auch hier mit exklusiver Minifigur (Harry im Ausgehanzug) und jeder Menge nötigem und unnötigem Wissen. Ob es die Pirates of the Carribean auch bis zum eigenen Lexikon schaffen werden, steht noch in den dänischen Sternen.
Auf jeden Fall sind das ein paar wirklich gute Möglichkeiten Jungs zum Lesen zu verlocken. Neben einem dicken Lexikon über verschiedene Automodelle sind die oben genannten Bücher die beliebtesten in meiner Klassenbibliothek. Als Farbkopie laminiert und in einzelne Artikel zerschnitten finden sie auch häufig Verwendung als Abschreibtexte.
Naja, auf jeden Fall häufiger als die Abschreibtexte von Sommer-Stumpenhorst.
„Ich empfehle das Buch Lego Star Wars- Alle Figuren, Raumschiffe und Droiden,“
Dieses Buch habe ich neulich in einem Spielwarenladen stehen sehen und mich gefragt, wer für sowas Geld ausgibt. Aber nun werde ich es mir bei nächster Gelegenheit auch mal ansehen – und vielleicht kaufen.
Was bei meinem Sohn (8 Jahre) und meinen Jungs immer gut ankommmt, sind Fußballgeschichten. Meine Schüler haben richtige Sportreportagen geschrieben (aber wir sind auch uffem Dorf!).
Ich räume auch gerade mein Arbeitszimmer auf, also eigentlich, wenn ich nicht gerade deinen Blog lese oder was anderes wichtiges tun muss… Es sollte einen Housekeeping-Dienst für Lehrerarbeitszimmer geben oder zumindest kostenlose Müllcontainer, die ganz großen!
Liebe Grüße von Frau Reiter
„oder zumindest kostenlose Müllcontainer, die ganz großen!“
😀
Wow! Super Lehrerin! Ich vermute, Sie sind bei „Ihren“ Jungs schwerst beliebt.
Hier beim letzten Fasching: die Jungs (5-9 Jahre) alle in Schwarz oder Tarnfarben (Darth Vader, Ninja, GSG9…), bis an die Zähne bewaffnet – und die Lehrerin? Kam als Blumenwiese…
Ich möchte aber unbedingt auf diese unschlagbare Kombination verweisen: http://www.kittyhell.com/2006/08/05/hello-kitty-darth-vader/
Hübsch. Vielleicht eine Winteralternative zum Blümchenkleid.