Thema verfehlt

4. Stunde, Sitzkreis, Matheunterricht. Es liegen diverse Gegenstände im Kreis, die sich prima teilen lassen. Theoretisch zumindest, denn die Meute ist regenpausengebeutelt und recht unwillig, sich auf die magischen Freuden des Halbierens einzulassen. Stattdessen wird geschubst, gekichert und all das getan, was Erstklässlern eben so einfällt in der 4. Stunde. Im Sitzkreis. Nach zwei Regenpausen.

„Was ist denn die Hälfte von 18?“, versuche ich es erneut mit genau der Mischung aus Motivation und Autorität in der Stimme, die nur durch jahrelanges Unterrichten von Sechs- bis Zehnjährigen zur Reifung kommt. Sozusagen die Raucherstimme der professionellen Primarstufenlehrkraft. Das Barrel Aging der Pädagogenstimme.

Prompt meldet sich Ronja und deutet auf ihren Bauch: „Mir ist da ganz komisch drin und mein Bruder, der hat ja auch die ganze Nacht gebrochen.“

Och nee …!

„Wenn es dir schlecht wird und du dich übergeben musst, dann läufst du einfach ganz schnell zur Toilette! Ihr wisst ja, dass ihr euch in einem solchen Fall nicht erst melden müsst, oder?“, frage ich die jetzt äußerst aufmerksamen Erstklässler. Übergeben zieht immer. Einige schauen überrascht, lege ich doch sonst so übertrieben gehobenen Wert auf höflich formulierte Fragen und Mitteilungen, falls einer der jungen Padawane – aus welchen Gründen auch immer und, fragt nicht, solche Gründe scheint es immer zu geben! – das Klassenzimmer zu verlassen gedenkt.

„Und wenn wir das nicht mehr schaffen?“

Ein berechtigter Einwand! Ich erinnere mich an einen Spuckunfall vor vier Jahren, bei dem das arme Kind die Toilettenräume erreichen wollte, was mit einer mäandernden Spur des Schreckens im Flur endete.

„Dann übergebt ihr euch in einen Mülleimer. Aber in einen mit Tüte!“

„Welche Farbe?“

„Schwarz“, antworte ich und warte auf die Folgefrage. Und da ist sie schon.

„Warum in den?“

Da ich als Lehramtsanwärterin noch seitenweise über die Wichtigkeit der Einbettung eines Lerninhalts in die Lebenswirklichkeit der Kinder sinnieren musste, freue ich mich natürlich über den nachvollziehbaren Wissensdurst meiner Klasse, lege die Mathestunde ad acta und erkläre, wie das so ist mit Mülleimern mit und ohne Beutel, aufquellendem Papier und Geruchsbildung. Geschickt flechte ich ein, dass das Waschbecken – obwohl genau über den Mülleimern und somit in per-fek-ter Eruptionshöhe angebracht –  AUF. KEINEN. FALL. als Vomitorium zu nutzen sei. Nein. Niemals und unter keinen Umständen!

„Warum nicht?“

In den nächsten Minuten referiere ich inbrünstig über Verdauungsprozesse und Abflussverstopfungen, fehlendes Werkzeug, Geruchsbildung (erneut) und Hausmeister, die in solchen Fällen anzurufen es absolut zu vermeiden gilt, zumindest falls einem an weiterer Zusammenarbeit gelegen ist und, ja, das ist es uns in den nächsten drei Jahren ganz sicher noch! Ich bin in meinem Element. Ist es nicht genau dies, wofür Grundschullehrerinnen geboren werden? Meine Wangen färben sich rosa wie junge, glückliche Ferkel auf dem Weg in die kühlende Suhle. Der ursprünglich in den Blick genommene Aspekt des Halbierens ist vergessen. Doch egal, die Erstklässler hängen an meinen Lippen, Ronja hat ihre Bauschmerzen vergessen und überhaupt ist dieser Moment eine pädagogische Sternstunde, wie wir sie in dieser Klasse so noch selten erlebt haben! Ergriffen sind sie, die Erstklässler, ergriffen! Da meldet sich Jason. Ich wedele seinen Beitrag herbei und erwarte eine Transferleistung allererster Güte.

„Können wir jetzt endlich mal Mathe machen?“

Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen

„Mein Papa, der ist ja Anwalt, Frau Weh. Der muss immer ganz viel arbeiten. Und weg ist der auch oft. Und meine Mama, die ist auch Anwalt. Und wenn die im Gerücht ist, dann kommt der Opa und passt auf uns auf oder die Frau Lisbeth. Aber dafür kriegen meine Eltern immer viel Geld, weil die müssen ja auch immer viel arbeiten!“

Die große Pause hat begonnen und ich sitze irgendwo im Klassenraum herum und mache Dinge, die eben so gemacht werden: Sachen nachgucken, rote Kringel malen oder auch ein Herz um einen Buchstaben, der Ebru besonders gut gelungen ist. (In diesem Schuljahr sitze ich erstaunlich viel herum. Da sackt einem der Boden nicht so unter den Füßen weg, wenn es mal wieder stressig wird. Und stressig wird es seit September oft. Einmal habe ich mich sogar testweise unter mein Pult gelegt. Ich verspürte das dringende Bedürfnis nach Ruhe und Frieden. Wer kennt es nicht? Aber bereits nach wenigen Sekunden haben sich zwei Erstklässler begeistert zu mir gequetscht und meinen Pulloverärmel gestreichelt. Soviel dazu.)

Es ist 9.45 Uhr und die meisten Erstklässler haben mittlerweile die Klasse verlassen, doch ein kleines Grüppchen tauscht sich noch kauend über die beruflichen Hintergründe der Eltern aus. So wie Pascal, der mich wortreich in Kenntnis darüber setzt, dass seine Eltern eigentlich immer arbeiten, aber wenigstens viel dabei verdienen.

„Frau Weh, was machst du denn eigentlich beruflich?“

„Ich bin eure Lehrerin, Pascal.“

„Nee, ich meine, womit verdienst du denn Geld?“

Ich blicke bedeutungsschwanger im Klassenraum herum, bis mein Blick wieder auf Pascal trifft. „Hiermit.“

„Du bekommst GELD dafür, dass du bei uns bist!?“ Die Ungeheuerlichkeit hinter dieser Aussage verschlägt dem Erstklässler die Sprache. Auch der neben ihm stehende Ben Bo starrt mich entsetzt an und lässt vor Schreck sein angebissenes Pingui fallen.

„Tja, nun“, sage ich salbungsvoll, „jeden Morgen, mein Brot zu verdienen, geh ich zur Schule, wo Bildung verkauft wird. Und jetzt raus an die Luft mit euch!“

Kopfschüttelnd wenden sich die Kinder zur Klassentür. Da dreht sich der sichtlich ergriffene Ben Bo noch einmal um und wedelt mit seinem Süßwarenprodukt.

„Möchtest du mal beißen, Frau Weh? Weil, wenn du doch kein Brot hast …?“

 

 

per aspera ad astra

Nein, lustig ist das gerade alles nicht so.

Doch, es gibt Momente, über die man witzig schreiben könnte, beispielsweise wenn Johann im Kunstunterricht den Inhalt seines Pinselbechers über den neben ihm sitzenden Theodor ausschüttet und dieser wie ein Pudel im Regen die Tropfen vom Kopf schüttelt. Oder wenn Charles auf dem Boden liegt, alle Viere von sich streckt und laut tobt, dass Schule so scheiße sei und er jetzt nie wieder vom Boden aufstehen werde. Vielleicht wäre es auch ulkig, darüber zu schreiben, dass ich eine ganze Handvoll Fünfjähriger in der Klasse habe, die eigentlich noch in den Sandkasten gehören, und wirklich, wirklich noch nicht in die Schule, weswegen sie mich ab 9.00 Uhr fragen, ob sie jetzt endlich mit Lego spielen dürften. Oder über die gar nicht mal so wenigen Kinder, die den Stift noch im Faustgriff halten, denn malen, nein, das hätten sie im freien Kindergarten nie machen müssen, und deren Ooooos aussehen wie die Pfotenabdrücke bekiffter Micky Mäuse. Aber wenn man ehrlich ist, dann ist das einfach nicht lustig. Nicht, wenn man alleine inmitten einer großen Menge Kinder steht und hofft, dass ein Wunder geschehe oder bitte wenigstens der Vormittag  schnell vorbeigehen möge. Dann ist es einfach nur unglaublich anstrengend.

Klar, das ist es immer im ersten Schuljahr. Vielleicht liegt es also am zunehmenden Alter oder an der Tatsache, dass ich einfach schon zu viele Ungeheuerlichkeiten, Unzulänglichkeiten und Unzumutbarkeiten der Schulpolitik im wahrsten Sinne des Wortes habe verarbeiten müssen, dass ich diesem Zustand reservierter als früher gegenüberstehe. Weniger die Chance in diesen Momenten erkenne als die Hilflosigkeit spüre, die sich in meinem Bauch ausbreitet.

Es ist gut, sage ich zu Herrn Weh, als ich ihm von meiner neuen Klasse erzähle, dass ich keine Berufsanfängerin mehr bin. Ich wüsste sonst nicht, wie ich das alles schaffen soll. Doch wenn ich ehrlich bin, weiß ich es auch jetzt nicht.

Was ich weiß, ist, dass ich für viele Kinder auch dann noch ein Fels in der Brandung bin, wenn mein Inneres sich vor Stress verkrampft, weil Johann seinen Klebestift isst und Charles seinen Sitznachbarn mit der Schere in den Arm sticht, weil der ihn so doof angeguckt hat vorgestern in der Pause.

Außerdem weiß ich – obwohl ich es mir jetzt noch nicht ansatzweise vorstellen kann – dass mir auch diese Klasse ans und ins Herz wachsen wird. Sich in meine Gedanken weben wird und mir gerade auch die heftigen Fälle nicht egal sein werden. Weil es einem nicht egal sein darf, auch wenn es noch so viele sind, deren Verhalten so leicht als asozial, auffällig oder schulunfähig zu beschreiben wäre.

Was ich weiß, ist, dass es besser wird.

Denn das wird es zum Glück immer. Wird es doch, oder?

Erste Woche

Wochenende! Halleluja!

War ich es, die sich vor kurzer Zeit über die genügsam vor sich hinarbeitenden Viertklässler beschwerte? Oh, was war ich ignorant!

Möglich, dass diese neue Klasse diejenige sein wird, die mich Grenzen akzeptieren lehrt. Möglich auch, dass diese Klasse mich mehr fordern und herausfordern wird als jede andere zuvor. Möglich aber auch, dass diese Klasse mich wachsen lässt an Geduld und Nervenstärke. Und – vielleicht, bestimmt, ganz sicher! – werden auch die vielen (vielen!) Kinder dieser Klasse wachsen und irgendwann eine Gemeinschaft bilden, die sich selber trägt.

Nach der ersten Schulwoche kann ich nicht nur ahnen, nein, ich weiß es schon, dass meine Planungen aus den Anfängen des letzten Durchgangs hier auf keinen fruchtbaren Boden treffen werden. Zu unterschiedlich die Zusammensetzung, zu extrem die einzelnen Ausgangssituationen. Also zurück zu den Wurzeln: Training von Grob- und Feinmotorik, viel Bewegung, Übungen zur phonologischen Bewusstheit und wenn schon Buchstaben schreiben, dann auf sehr großem Papier. Immerhin: Die Erstklässler singen gerne und sie lieben es, vorgelesen zu bekommen. Dann ist es fast still. Qualitätszeit im Anfangsunterricht.

Überhaupt Zeit. Diesmal werde ich sehr viel davon brauchen.

Gedanken eines Wirsings

Anspannung und Stress türmen sich über mir auf wie Wellenberge. Ich atme.

Es ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Genaugenommen hätte ich heute noch nicht einmal Unterricht, sondern könnte noch ein bisschen im Klassenraum herumwurschteln. Ein netter Willkommensanschrieb hier, ein kleines Blümchen dort – man kennt das ja. Schließlich kommen die Erstklässler erst einen Tag später erwartungsfroh angestiefelt. Alle vier Jahre kann man sich auf diesen Extratag freuen, während die anderen Kolleginnen bereits Sommerferienerlebnisse anhören, Bücher verteilen und schauen, welche Veränderungen der lange Sommer ihren Schülerinnen und Schülern hat angedeihen lassen: ein paar zusätzliche Zentimeter in der Länge, fünf neue Sommersprossen oder ein verschrammtes Knie.

Verdient man allerdings als Musikfachkraft sein Geld, kann man auf diesen Luxustag keinesfalls zugreifen! Da wird geprobt, geprobt, geprobt. Denn die morgige Einschulungsfeier soll ja ganz besonders schön werden. Die Eltern, Frau Weh, denk an die Eltern! Dieses Jahr habe ich sogar den Triple geholt: And the GoESch* goes to Frau Weh! Yeah!

(Immerhin kann ich mir den Tag dann auch so gestalten, wie ich es mag und – wichtiger noch – ich kann all die Dinge weglassen, die eh nur vergebene Liebesmüh‘ sind. Andenkenzettel für die Eltern? Weg damit! Aufwendige Deko passend zum Gottesdienstthema? Ach, lass mich doch in Ruh!)

Trotzdem muss ich mich mühevoll durch die nächsten vier Stunden atmen, denn natürlich ist ALLES weg: Kostüme, Texte, längst einstudierte Lieder – alles futsch. Ja, da hilft nur atmen. Vor meinem inneren Auge lasse ich das Bild eines Wirsings entstehen. Ich bin ein praller, ein wenig schrundiger, aber sehr stattlicher Kohl mit der erstaunlichen Eigenschaft des Mirdochegals! Lotuseffekts. Micha hat seinen Text vergessen? Hier hast du ein Textblatt! (tröpfeltröpfel) Lenas Mama hat das Kostüm weggeworfen, weil es so streng roch? Nimm meinen Schal, Kind! (plätscherplätscher) Frau Weh, kannst du mal ans Telefon, das Schulamt weist dir noch ein besonderes Kind zu? (plitschplatsch) Lasset die Kindlein zu mir kommen!

Willkommen im neuen Schuljahr!

*Gottesdienst – Einschulungsfeier – 1. Schulstunde. Alles in meiner Hand. Jucheissassa!

Endspurt

So langsam reicht es. Die Viertklässler sind durch … und ich bin es ebenfalls.

Auch wenn wir eine gute Zeit miteinander hatten, jetzt ist der Punkt erreicht, an dem das Ende greifbar und nötig ist. Einige haben bereits abgeschlossen mit der Grundschule, quittieren jede Hausaufgabe und jede Unterrichtseinheit mit einem genervten „Häääh!?“, begleitet von raumgreifenden Gesten, die ausdrücken wollen, dass Arbeit zum jetzigen Zeitpunkt ja wohl reine Schikane sei und überhaupt, der Cousin von der anderen Schule, der guckt jetzt nur noch Filme im Unterricht! Frau Weh, warum machen wir das eigentlich nie? Hääääh!? Wofür eigentlich noch arbeiten, scheinen sie zu denken, ist doch alles gesagt in dieser Angelegenheit.

Die Kinder gruppieren sich neu, aufgeteilt in die eine Schule und die andere und noch weitere. Traurig für diejenigen, die alleine weiterziehen mit dieser Mischung aus Trotz und Ängstlichkeit. Zwischendurch dann doch wieder aufflammend ein Wir-Gefühl, meist bei den Proben zu Abschlussfest und Gottesdienst. Dann sind sie wieder die Weh-Klasse, die ich wiedererkenne und so vermissen werde, wenn die Neuen kommen, die noch andauernd aufs Klo laufen und an mir herumzuppeln müssen.

(Ach, die neuen Erstklässler! Und die neuen Erstklässlereltern erst! Alles wieder von vorne, alles wieder neu.)

Doch erst einmal gilt es jetzt, einen schönen Abschluss zu gestalten. Und schön wird er werden, das wird er immer! Bunt und laut und fröhlich möchte ich die Vierer rausschmeißen verabschieden, sie noch einmal in den Arm nehmen, um anschließend tief Luft zu holen und die vergangenen vier Jahre ziehen zu lassen. Vier Jahre, die mich viel Kraft gekostet haben, mir aber auch so viel geschenkt haben.

Die den Boden bereitet haben für die Lehrerpersönlichkeit, die ich der nächsten Klasse sein werde. Schon jetzt beschäftigt es mich, das neue erste Schuljahr. Lässt mich in neue Richtungen schauen, Erprobtes reflektieren und Konzepte überdenken. Was für ein Glück, dass wir immer wieder die Chance bekommen, unser Handeln zu steuern, uns und unser Tun auszuprobieren. Ist es das nicht?

Doch jetzt: tief Luft holen und rein in den Endspurt.

Liebe Eltern

Wenn Sie als Grundschullehrerin auf eine Party gehen (und ich kann Ihnen versichern, so häufig kommt das nicht vor, die Müdigkeit am Ende einer Woche kann überwältigende Formen annehmen!), dann hören Sie unter Garantie zwei Sätze:

Mit den Kleinen ist es aber doch noch nett!

und

So viel Ferien möchte ich auch einmal haben!

An Ihrem Schmunzeln sehe ich, dass auch unter Ihnen die ein oder der andere vor vier Jahren so gedacht haben mag. Selbstverständlich schätzen Sie die Situation mittlerweile deutlich realistischer ein!

Jedes einzelne Ihrer Kinder ist ein Geschenk! Im ersten Schuljahr fühlte sich dieses Geschenk aber vor allem nach … viel Arbeit an! (Aber Kompliment an Sie für die Bereitstellung, mir war wirklich keinen Tag langweilig!) Vielleicht liegt es auch an dieser Lebendigkeit, dass es mir vorkommt, als sei doch gerade erst die Einschulung gewesen, der Haustiertag, die Lesenacht, die Klassenfahrt. So viele Erlebnisse, so viele Momente, die ich mit Ihren Kindern geteilt habe. Das schafft eine Verbundenheit und eine tragfähige Basis für das, was noch kommt.

Ich möchte die Gelegenheit in diesem Rahmen nutzen, um Ihnen zu danken! Zu Beginn des ersten Schuljahres habe ich Sie um Vertrauen gebeten und Sie als Eltern wissen, dass es gar nicht so einfach ist, die Verantwortung für das, was einem am wichtigsten ist, jemandem zu übergeben, den man überhaupt nicht kennt. Sie haben mir aber nicht nur von Anfang an Ihr Vertrauen geschenkt, sondern darüber hinaus meine Arbeit mit Ihren Kindern mit Wohlwollen, Wertschätzung und Unterstützung begleitet. Danke dafür, ich habe mich darüber sehr gefreut! So wie es mir auch jeden Tag eine Freude war, Ihre Kinder ein Stück weit zu begleiten.

Natürlich waren Sie und ich nicht immer einer Meinung. Aber wie Sie alle wissen, darf man in einer guten Beziehung den anderen auch einmal doof finden. Das gehört dazu. Hauptsache ist doch, dass man am Ende sagen kann: Hey, das haben wir gut hinbekommen!

Und das ist es, womit ich meine kleine Ansprache nun auch beenden möchte:

Hey, das haben Sie und ich und natürlich ihr, meine Lieben, gut hinbekommen.

Danke!

Alles auf Null

… alles neu, alles andere ist vorbei. Es wird gut, es wird groß, es wird gold.

Anna Depenbusch motivierend im Ohr beende ich die Renovierungsarbeiten im neuen/alten Blog und hoffe, dass der Umzug glatt über die Bühne geht. Eigentlich sollte alles (fast) so aussehen wie bisher und auch so funktionieren. Insgesamt habe ich die Oberfläche ein wenig gestrafft, die meisten Bilder entfernt und die Vielzahl an Artikeln etwas ausgedünnt. Ein paar Dinge laufen noch nicht ganz so, wie sie sollen, aber ich bleibe dran. Neu ist der riesengroße Bereich zum Thema Datenschutz. Was für euch als Leserinnen und Leser wichtig ist, ist die Tatsache, dass WordPress einige Informationen speichert, wenn ihr die Seite aufruft, kommentiert oder euch anmeldet, um per Email auf neue Beiträge hingewiesen zu werden. Natürlich fange ich mit diesen Daten (z.B. Email- und IP-Adressen, selbstgewählter Nutzername, Zeitpunkt eures Beitrags etc.) nichts weiter an. Wofür auch? Aber der Schutz eigener Daten ist definitiv wichtig und da sind wir nun.

Aber genug davon, hier ist die wichtigste Frage: seid ihr mitgekommen? Dann gebt doch bitte kurz Laut! Denn an diesem Ort sind wir ja derart privatissime, dass eine kurze Vorstellung doch ganz nett wäre.

Ich fang dann mal an:

Hallo, ich bin die Frau Weh. Schön, dass ihr (wieder) dabei seid! 🙂

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Und hier so?

Guten Abend zusammen!

Ja, ich weiß, zu lange war es hier wieder zu ruhig. Und die Schuld hierfür lässt sich nicht einmal den Viertklässlern in die Schuhe schieben. Nein, nicht im Geringsten. Meine Klasse ist – ich beklagte es ja bereits – ein wenig transusig unterwegs, so dass ich von dieser Seite aus keine größeren Dramen mehr in den nächsten Wochen erwarte. (Selbstredend blicke ich grundschulmütterlichstolz, während ich das schreibe! Nun mag die Klasse ein wenig langweilig wirken, der Weg dorthin war es bekanntlich ganz und gar nicht.)

Sogar ihr Flashmob war genaugenommen gar keiner, denn er wurde einfach nicht zur Kenntnis genommen. Möglicherweise hätten sie sich auch etwas mehr Mühe geben können. Aber wo der durchschnittliche  Viertklässler vor dem Schulwechsel noch einmal richtig Rabatz machen will, mag meine Klasse es lieber beschaulich und so wurde die Idee geboren, mittwochs nach der großen Pause einfach im Treppenhaus stehen zu bleiben, statt der Fachlehrerin ins oberste Stockwerk zu folgen. Ob es deren bewundernswerte Nonchalance oder doch eher ein Fall für den Amtsarzt war, dass die Kollegin dies nicht bemerkte, wird wohl ein Rätsel bleiben. Jedenfalls hat sie die Klasse nicht abgeholt und so standen sie da, die flashmobbenden Viertklässler. Alleine im Treppenhaus und ganz ohne staunendes Publikum. Nach einer Weile ratloser Warterei schlichen sie dann nach oben und setzten sich an ihre Plätze. Auf meine ehrlich erstaunte Frage, was dann passiert sei, meinten sie achselzuckend „Na, Englischunterricht halt“. Nein, dieser Klasse ist doch wirklich nicht mehr zu helfen!

Was mich stattdessen beschäftigt, ist natürlich die DSGVO und ihre Auswirkungen. Klar ist, dass ich weiterschreiben werde. Denn – sind wir mal ehrlich! – wenn ich nach den Sommerferien wieder ein erstes Schuljahr führen werde, ist das mit der wohlverdienten Langeweile auch schon wieder vorbei. Und wenn ich eins in den vergangenen Bloggerjahren gelernt habe, dann, dass entweder ich oder der bedauernswerte Herr Weh platzen würden, wenn ich mir nichts mehr von Herz und Seele schreiben könnte. (Und an der stilistisch wirklich unschönen dreimaligen Verwendung des Wortes „wenn“ in den letzten Sätzen, merke ich auch, wie dringend ich wieder Schreibpraxis benötige …)

Also werkele ich im Hintergrund und probiere mich an verschiedenen Möglichkeiten. Folgendes wird wohl passieren: Ende Mai werde ich den blog zunächst auf Eis legen auf privat setzen. Das heißt, keiner kommt raus, keiner kommt rein. Parallel werde ich mit den Inhalten umziehen und die neue Adresse hier posten. Das bekommt aber nur der mit, der den blog als E-Mail abonniert hat (-> Hinweis rechts in der Seitenleiste) oder bereits im Feedreader hat (danke an bibibike für den freundlichen Hinweis). Wenn du also beim Neustart (und danach) dabei sein möchtest und noch nicht über neue Artikel informiert wirst, dann darfst du in den nächsten Tagen gerne auf das blaue Kästchen klicken! So alles glatt geht, erhältst du dann per E-Mail die Einladung zur nagelneuen Seite.

Soweit zumindest die Theorie. Was allerdings auch passieren könnte, ist, dass ich statt mich ausreichend um alles zu kümmern, lieber mit den Wehwehchen Eis essen gehe, weil das Wetter so schön ist. Oder mit Herrn Weh ins Kino, um mal wieder ungestört so richtig zu knutschen. Vielleicht brauche ich auch ganz dringend ein neues Kleid! Ja, ich will nicht lügen, all das könnte passieren. Aber dann werde ich auch davon berichten. Denn das ist ja, was ich hier so gerne mache …

Flashmob, Teil 1

„Ihr seid wirklich ziemlich langweilig geworden!“, meine ich mit einem nicht unzufriedenen Seufzer, während ich die seit einer geraumen Weile still vor sich hinarbeitenden Viertklässler beobachte. Gestern, ja, da hatte ich zwei Stunden Vertretung im ersten Schuljahr, da ging noch was, da flogen Emotionen und Hausschuhe durch den Raum! Aber hier? Hach, sie werden einfach so schnell groß!

Erwartungsgemäß empört sich die Klasse umgehend (Das ist allein Ihre Schuld, Frau Weh! Sie sind auch nicht mehr so spannend, Frau Weh! Da sehen Sie, was Sie aus uns gemacht haben!), was mich durchaus freut, regt es doch eine sofortige Diskussion darüber an, was getan werden könne (nein, müsse!), um diesen unhaltbaren Zustand zu ändern. Ich mag sie ja sehr, diese Klasse. (Natürlich mag ich jede meiner Klassen. Anders wäre ja auch schön dumm, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt!) Aber diese Kinder hier haben genau die richtige Mischung aus Intelligenz* und Humor**, die ich so schätze.

Sehr selbstreflektiert*** für ihr Alter stellen sie nun fest, dass meine Aussage unverschämt gewesen sei, weswegen ich mich am kommenden Freitag auch im Klassenrat zu verantworten habe, aber dennoch ein Fünkchen Wahrheit enthalte. Sie wären nun halt die Großen, das brächte eine immense Verantwortung mit sich. Vorbild zu sein koste schließlich Kraft und Würde. Dennoch könnte man eventuell ein wenig Leben in die Bude bringen, damit die Kleinen sehen, dass Älterwerden nicht bedeutet, keinen Spaß mehr zu haben. Verschiedene Möglichkeiten fliegen durch den Raum, die meisten undurchführbar bis rahmensprengend, aber ganz ohne mein Zutun (ich habe 5 Minuten Redeverbot auferlegt bekommen, respektslosigkeitsbedingte Sofortmaßnahme genehmigt durch den Schnellausschuss der Klasse) kristallisiert sich die Idee eines Flashmobs heraus. Das wäre es doch! Sowas ist cool, außerdem könne man es filmen und ins Internet setzen, da sähen dann ALLE, dass unsere Klasse die beste überhaupt wäre. Ich darf wieder mitreden und teile meine Bedenken bezüglich der Filmerei mit. Die Flashmobidee aber finde ich gut und gebe als Hausaufgabe auf, den Plan zu konkretisieren.

„W-Fragen beantworten, Kinder! Werwaswannwowie!“, rufe ich ihnen noch hinterher, als sie ihre Sachen packen und aus dem Raum stürmen.

„Ist klar, Frau Weh!“, ranzt mich Can über die Schulter an. „Erst beleidigen und dann noch meinen, Weh-Fragen stellen zu dürfen, ist klar!“

Ich mag sie ja wirklich! 🙂

*Ergebnis harter Arbeit.

**Ergebnis noch härterer Arbeit.

***Ergebnis … ihr wisst schon.