„Der Nuppel ist weg!“
Panisch blickt sich die kleine Cellistin um. Synchron springen alle CrazyFunkyChicken auf und helfen bei der Suche. Ich seufze und pule mir die Ohrenstöpsel heraus während ich der Hilfsbereitschaft in ihrer perfekt aufeinander abgestimmten Choreographie zusehe. Während das Saxophon tröstet, rutscht die Percussiongruppe kniend den dreckigen Boden ab. Zentimeter um Zentimeter. Die Blockflöten suchen im Nebenraum. Typisch, da waren wir gar nicht drin. Die Trompete bietet als Ersatz ein Ventil an („mit dem spiele ich ja noch nicht.“) und der allseits praktisch veranlagte Frank (ein bestimmtes Instrument kann ich noch nicht zuordnen, wir probieren noch durch, wo der musikalische Kollateralschaden am geringsten ausfällt) überlegt, ob man vielleicht eins aus Kaugummi…? Die ganze Truppe brummt wie ein gut geölter Hummelschwarm. Ob Rimsky-Korsakov auch ein Schulorchester hatte?
„Da ist er ja!“
Triumphierend hält eine der atemlosen Querflötistinnen den wiedergefundenen Gumminuppel in die Höhe. Szenenapplaus. Glücklich lassen sich alle wieder auf ihre Hocker plumpsen.
„Hach“, meint einer der Klavier-Cajon-malsehenwasnoch-Spieler, „wir sind schon ein richtig gutes Team!“ Allgemeine fröhliche Zustimmung brandet auf.
Wie, frage ich mich später – wieder wohltuend verstöpselt – , wie kriege ich diese Harmonie nur ins Spiel?
Bei uns heißt der Nuppel Pinökel (offiziell übrigens Stachelgummi).
Er hat die Eigenschaft, genau dann wegzurutschen, wenn eine besonders schwere Stelle oder ein Solo kommt.
Grundsätzlich richtet sich die Aufstellung des Orchesters bei Auftritten nach den vorhandenen Bodenfugen für die Celli aus, insbesondere Marmorfußböden (Kirche!) bieten da eine besondere Herausforderung.
Eine Abhilfe bieten transportable Löcher.
Die schnelle Lösung ist ein stabiler Rindsledergürtel – einmal ums Stuhlbein geschlungen und durch die Schnalle festgezogen, liefert er Löcher in vielen Entfernungen passend zur Sitzhöhe. Fehlt ein Loch, kann man mit einer Lochzange nachhelfen. Besonders stabil sind natürlich Nietengürtel in Schwarz 🙂
Die Lösung für den Heimwerker besteht aus einem kleinen Brettchen. Ein Loch am Ende für einen festen Nylon- oder Lederriemen, der zur Schlaufe verknotet wird (dorthinein kommt ein Stuhlbein) und dann viele Löcher (oder tiefe Mulden) hintereinander in das Brett bohren. Eines passt immer! Mein Lochbrett ist aus Schichtholz, da sind die Mulden dann niedlich geringelt.
Und die Not-Variante möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten:
Die Cello-Hülle auf dem Fußboden ausbreiten, den Stuhl daraufstellen und dann mutig die Spitze in das Plastik rammen.
Diese Lösungen haben allerdings einen großen Nachteil – sie sind, da schnell aufzufinden, nicht mehr besonders teamfördernd 🙂
„Stachelgummi“ ahh, danke. Ich werde die CrazyFunkyChicken nächste Woche mit meinem dazugewonnenen Fachwissen beeindrucken! Als ich in der letzten Probe die Streicher mutig mit den Wirbeln stimmte, führte das bereits zu atemloser Spannung. Nein, ein Streicher werde ich wohl nie… aber ich lerne immer etwas dazu. Unbezahlbar. Die Sache mit dem Gürtel habe ich auch schon mal gesehen, das Brettchen kommt mir auch bekannt vor. Auf unserem allseits beliebten PVC-Schulboden ließe sich das Cello theoretisch einfach hineinrammen, das müsste dann so ähnlich sein wie der Vorschlag mit der Cellotasche. Ich werde es ausprobieren 🙂
Nuppel? Was ist das? Wie sieht das aus? Gibt’s ein Foto, bitte.
Und warum tragen Sie Ohrstöpsel im Musikunterricht?
Hier ein Cellonuppel: http://ymak.de/shop/popup_image.php?pID=2525
Und Ohrstöpsel trage ich, weil ich noch ungefähr 32 Dienstjahre vor mir habe 😉 : http://primimaus.wordpress.com/2012/01/14/luxuslarm/
Stachelgummi und transportable Löcher. Wir Musiker haben schon mächtig einen an der Murmel. In jungen Jahren habe ich jedenfalls aus lauter Liebe zur (damals) besten Frau von allen ein Lochbrett gebastelt. Mit Verzierungen und allem drum und dran. Die ewige Liebe hat es mir damals dennoch nicht eingebracht. Vielleicht wäre ein Stachelgummi damals angebrachter gewesen… 😉
Das war doch ganz reizend von dir, Sebastian. Aber wenn du sehen könntest, welche Suchbegriffe von google auf diesem blog landen, wärst du wahrscheinlich vorsichtiger mit Begriffen wie Stachelgummi 😀 Na egal, das bringt mir bestimmt Traumquoten!