Kevin war bei uns das Kind, das als typischer Schulversager gilt. Obwohl er bereits ein Schuljahr wiederholte, hatte er am Ende des 4.Schuljahres ein Abschlusszeugnis, das vor Vierern und Fünfern nur so strotzte. Aus einem bildungsarmen, aber kalorienreichen Elternhaus stammend, hatte er es alles andere als leicht: Er war immer das entscheidende Stück zu groß, zu dick, zu dumm, um dazuzugehören und trotz aller Bemühungen das entscheidende Stück zu gutmütig, zu unsicher, zu wenig selbstbewusst, um sich gegen Sticheleien oder Attacken weniger friedfertiger Mitschüler zur Wehr zu setzen. Zweifelt irgendjemand daran, dass Kinder grausam untereinander sein können? Oh, sie können!
Heute steht Kevin mit seinem Gefolge auf der Schulbühne. Er ist Kinderprinz geworden und genießt jeden Moment im Scheinwerferlicht. Die roten Wangen leuchten, die Augen auch. Er begrüßt die Kinder, die bis vor zwei Jahren noch Mitschüler waren, mit großer Geste und schmissiger Rede. Gut sieht er aus, die lange Session mit vielen Auftritten hat ihn beweglicher gemacht, das auf den Leib geschneiderte Prinzenkostüm macht ihn schmuck. Er ist nicht Kevin, der Schulversager, langsam im Denken und Agieren, nicht Kevin, der Loser. Er ist Prinz Kevin, der erste seines Namens, und sichtbar stolz darauf. Der Junge tanzt, schunkelt, singt und lacht als gäbe es kein Morgen (und vermutlich gibt es das auch nicht oder ist zumindest in diesem Moment keines Gedankens wert). Der Augenblick ist zeitlos.
Und er ist gut.
Ich beobachte das Kind, das in diesem Gebäude so viele unschöne Erfahrungen gemacht hat, und bin froh. Unendlich froh, dass Schule nicht alles ist.
Huch, da habe ich richtig Gänsehaut und ein kleines Tränchen bekommen…wie schön!
Zu manchen ist das Leben dann doch gut. Und dieses Denise und Justins bekommen doch ein Stück vom Glück.
Wie schön! Für Kevin und für uns, die wir das lesen und für viele andere Kevins hoffen dürfen, dass es einmal Karneval wird.
lg, Mirjam
Da hast Du aber auf eine echt süße Weise die Moral ableiten können^^ 🙂
Haha, liest du da etwa raus, dass ich gar nicht so sehr auf Karneval stehe? 😉
Hmm…nee eigentlich dachte ich eher ,dass Du ziemlich verwachsen mit rheinischen Riten und Gebräuchen wärst^^ Ich selbt kenne nur Fasching und daran mochte/mag ich nur das „echte“ verkleiden, aber wie den Wunsch der mami oben verstehe ich als eine ziemlich schön aus diesem Blogpost abgeleitete Metapher ;-D
Daumen hoch – auch wenn ich ein Karnevalsmuffel bin – diesen Aspekt der 5. Jahreszeit finde ich absolut dufte!!!!!!
Viele Grüße – Vanessa
Wahre Worte!!!
Vielen lieben Dank dafür!!!
🙂