Manchmal hat man Glück.
Dann hat man ein Kind in der Klasse, dass kein Gluten verträgt. Oder kein Eiweiß. Dann zeigen sich die Eltern beim ersten Elternabend solidarisch und beschließen, dass die Geburtstage ihrer Kinder in der Schule ohne Kuchen stattfinden.
Wenn dies aber nicht der Fall ist, dann, ja dann geht er los der Wettstreit. Es gibt keinerlei Regeln bei diesem Spiel, nur ein Motto: Größer, süßer, kalorienreicher. Es scheint, als müssten an jedem Geburtstag ganze Heerscharen von vom Hungertod bedrohter Kinder verköstigt werden.
Muffins mit Zuckerguss? Kastenkuchen mit Gummibärchen auf Glasur?
Von wegen! Hier werden Buttercremes angerührt, Fondantüberzug hergestellt und niedliche Figürchen aus der Spritztülle gepresst. Die richtig gute Mutter steht stundenlang in der Küche, um dann milde lächelnd zu verkünden: „War doch kaum Arbeit!“
(Ganz nebenbei: ich liebe das Buch Working Mum von Allison Pearson. Das beginnt damit, dass die völlig geschaffte Mutter nachts mit dem Nudelholz auf gekaufte Törtchen einschlägt, damit sie beim Kuchenbuffet der Kinder am nächsten Tag aussehen wie selbst gemacht. Zitat: „…löst man eine kleine Krümellawine aus und verleiht dem Törtchen einen wohlgefällig hausgemachten Look. Und auf hausgemacht kommt es mir in diesem Fall an. Das Heim ist, wo das Herz ist. Das Heim ist, wo die gute Mutter ist, die für ihre Kinder backt.“ Wunderbar!)
Dr.Oetker Schokoflockina war gestern, der Geburtstagskuchen von heute heißt Schokoküsschenbombe, Tööröötorte oder Hello-Kitty-Herzchen. Merchandise goes bakery. Ich habe schon Spongebob zerschnitten und Prinzessin Lillifee geköpft.
Meine optischen Höhepunkte der letzten Jahre waren u.a. eine Prinzessinnentorte mit echter Barbie mittendrin. Wer, bitte, denkt sich denn so etwas aus!? Das sah aus wie ein Klorollenhütchen zum Essen. Oder der Wackelpuddingkuchen, der nicht richtig fest geworden ist. Wir mochten besonders das Geräusch beim Aufklatschen auf dem Boden. So ein richtig schön feistes FLAAAATSCHSCHschwappschwapp.
Nicht besonders lustig hingegen war die Ü-Eier-Torte mit sieben halben Eiern und drei Spielzeugen obendrauf für 28 Kinder. Toll, toll, toll! Oder auch die zwei 2,5 Liter Eisbehälter, die mir einmal eine Mutter morgens um 8.00 Uhr in die Klasse brachte. Ohne Schüsselchen, ohne Löffel, ohne alles. Vor allem ohne drüber nachgedacht zu haben.
In meiner aktuellen Klasse gibt es keinen Geburtstagskuchen. Dafür ein kleines Spiel für die Klasse. Bisher waren das meist ein Autoquartett oder ein kleines Mitbringselspiel.
Heute hatte Mia-Sophie Geburtstag.
Sie brachte Monopoly World mit. Das richtig große.
Mögen die Spiele beginnen.
Über den Unsinn habe ich mich bei uns in der Schule ach schon geäußert. Irgendwie haben meine große Tochter und auch ich, sowie mein Mann es doch geschafft auch ohne Kuchen in der Schule groß zu werden. Keiner weiß wie das möglich war.
ich habe zu Beginn Kl. 1 unserer Tochter auf dem Elternabend mal gefragt, was das eigentlich soll, Geburtstagskuchen mitzubringen. Die Kids haben zu hause ihre Party, wo sie alle einladen, die sie mögen. Da unsere Tochter in den Hort und in den Sportverein ging, hatte ich tatsächlich dreimal einen Anlass, dem Kinde Süßes mitzugeben. Weil überall war es üblich.
In der Schule vor allem störte mich am meisten, dass man nie weiß, wann ein Kind seinen Kuchen mitbringt, und daher immer das Pausenbrot übrig ist. Das gesundere Frühstück landet dann ungegessen im Abfall.
Als ich das auf dem Elternabend ansprach, antwortete ein Vater, das könne doch abends noch verzehrt werden. Wer bitte isst ein Schulbrot das im Sommer bis zum späten Nachmittag in der Brotdose brüten durfte?!
auch schön:
klitzekleine Tiefkühltorte (überreicht durch große Schwester des
Geburtstagskindes)…
ich: Ist die schon aufgetaut ?
große Schwester: Ja ja, habe ich gerade gekauft…
Na gut, kurz vor Schluss war sie dann soweit und ich
begann gerade mir Sorgen zu machen wie das Törtchen wohl in 23 Teile zu zerlegen sei, als die Frage auftauchte: Ist da Gelatine drin?
Ein Blick auf die Zutatenliste ergab: Ist drin!
Dadurch löste sich mein Problem von selbst: für die handvoll nicht-muslimischer Kindr reichte es dicke….. blöd nur, dass das Geburtstagskind selbst dann auch nichts davon essen konnte…
(ich hatte zum Glück noch Faschings-Restbestände von unbedenklichen Knabberkram im Schrank, damit konnte ich sie ein wenig trösten)