„Ich habe Sie vermisst!“, ruft Giuliano und wirft sich in meine Arme. Staunend bemerke ich, dass der Viertklässler in den Sommerferien mindestens 5 cm gewachsen ist und seine braunen Löckchen lustig vor meiner Nase auf- und abwippen. Auch ein paar Pünktchen wippen mit. Ich schaue noch einmal genauer hin und erstarre: Die Pünktchen haben Beine und Arme (und Hörnchen und Beißwerkzeuge, Kettensägen und weiß der Himmel, was sonst noch!). Sofort halte ich Giuliano auf Armeslänge von mir weg, ein Kribbeln läuft durch meinen Körper. Scheiße, Läuse!
„Giuliano? Juckt es dich auf dem Kopf?“
„Boah, total!“, lautet die ehrliche Antwort, untermalt von einem beseelten Kratzen auf der Kopfhaut. „Mein Bruder hatte in den Ferien Läuse. Da habe ich die ganze Zeit gedacht, ich krieg die auch.“
„Nun, jetzt sind sie da“, teile ich ihm mit und unterdrücke den furchtbar starken Impuls, mir ebenfalls das Haar zu raufen. In den vergangenen Jahren wurde unsere Schule immer wieder von ganzen Heerscharen kleiner Krabbler heimgesucht; Jacken wurden in Säcke gestopft, Haare stramm zusammengebunden und tonnenweise mit Haarspray verklebt. Der Geruch von Teebaumöl haftet bis heute dem Holz mancher Schülertische an, auf die in stummer Verzweiflung das ein oder andere Kinderköpfchen abgelegt wurde. Auf Beratungen folgten Belehrungen, sogar das Gesundheitsamt wurde kontaktiert. Und das alles, weil manche Eltern die notwendige Wiederholung der Behandlung nach 8-10 Tagen schwänzten. Waren doch schließlich schon alle tot, die Tierchen, wollja?
Wenig später steht eine sichtlich unerfreute Mutter vor mir, die meinen Hinweis, unbedingt auch die zweite Anwendung des Läusemittels durchzuführen mit einem verächtlichen Schnauben kommentiert: „Lehrer müsste man sein! Erst sechs Wochen Ferien haben und dann direkt die Kinder wieder nach Hause schicken!“
…
„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragt mich kurz darauf Kollegin Müller, als ich mit säuerlicher Miene zurück in meinen Klassenraum gehe.
„Meine Klasse parasitiert schon wieder“, grummle ich als Antwort. Sekunden später kratze ich mich hingebungsvoll hinter den Ohren.
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* Pediculus humanus capitis!
Viel Glück, dass nix passiert ist. 🙂
Und schon juckt mir der Kopf!
Passen würde auch: „Was ist dir denn über den Scheitel gelaufen?“
Oh je ich Drücke ganz doll die Daumen, dass du nicht betroffen bist und ihr (deine Klasse und du) schnell und mit wenig „Laus-Opfern“ da wieder raus kommt. 😉
Ich habe bei den Projekttagen im letzten Schuljahr ein Gipsmasken-Orijekt angeboten und natürlich Haarreifen & Haarklammern mitgebracht, die ich dann hinterher gleich weggeschmissen bzw. abgekocht habe, weil bei einem Kind hinterher die Mutter ankam und meinte „Ach übrigens mein Kind seit ein paar Tagen Läuse.“ Ich war in dem Moment absolut sprachlos und überglücklich zu gleich, weil das Kind die benutzen Haarklammern und den Haarreifen als Letztes getragen hatte!!
Aber wie du siehst, scheint es überall Eltern wie die von dir beschriebenen zu geben – leider!
Aber wie gesagt: Ich drücke dir & deinen Kindern die Daumen!! 👍✊
Oh dear. War es Phantom-Jucken, oder hast du die kleinen Besucher jetzt wirklich auch selber bekommen?
Phantom- Jucken ist ganz schlimm! Ich war neulich in einem Hotel und hatte mein eigenes Kopfkissen vergessen und habe mich noch 5 Tage danach am Kopf jucken müssen, obwohl wir gleich sofort danach Läusekontrolle gemacht hatten!
Nein, alles gut. Psychosomatisches Jucken.
Da juckt mir gleich selbst der Kopf.
Brrr, jetzt juckt mir der Kopf.
Oh ja, diese „Nachbehandlung ist überflüssig“-Eltern kenn ich auch. Wir behandeln immer nach und manchmal sogar prohylaktisch den Rest der Familie mit … bei drei Kindern und einem langhaarigen Mann hab ich keine Lust auf wochenlanges Läusesuchen.
Kann ich verstehen! Wir hatten einmal das Vergnügen mit dem mittelgroßen Wehwehchen – ich habe gewaschen ohne Ende…
OH NEIN. wir hatten in der Grundschule zweimal Läuse, und ich hab jedes Mal Panik geschoben. Meine Haare waren hüftlang(!), und meine Mutter hat mir jedes Mal in definitivem Ton angekündigt, wenn man Läuse bei mir fände, kämen die Haare ab. Im Nachhinein vernünftig, damals aber nicht lustig … Gottseidank hab ich immer Glück gehabt. 😉
Glück gehabt! Mich mögen Läuse glücklicherweise auch nicht gerne.
Meine waren ja an einer sogenannten reformpädagogischen Schule mit einem hohen Anteil ökoterroristischer Eltern, die ums Verrecken der Meinung waren, das Viehzeuch könnte man mit biologischen Mitteln tot kriegen. Da fielen die paar Nicht- Wiederholer dann auch nicht mehr ins Gewicht
Also „biologisch tot kriegen“ klingt für mich jetzt aber irgendwie widersprüchlich… ;-P
LG, von Krizzy in tiefer Sinnkrise bezüglich des (um)zuwählenden Lehramts/Berufsweges…
Sinnkrise?
Ach…Sinn- vlt nicht…aber Zielkrise könnte man es nennen…ich weiss nicht wohin ich unterwegs bin…ich dachte soviele Gründe zu haben genau diesen Weg einzuschlagen, aber irgendwie verlief das praktikum nicht zu meiner Zufriedenheit…meine Fächer mag ich, Kinder mag ich, Erklären mag ich…aber wenn ich einen Unterrichtsentwurf erstelle bezweifle ich bei jedem Punkt, ob es das ist, was sich Mentorin oder Schulleiterin drunter vorstellen und in der Stunde werden aus vorformulierten Impulsen plötzlich Kettenfragen etc…so überstehe ich ja kein Referendariat^^…und gelobt würde ich für alles Mögliche (Charakter, Erklären des Modulsystems/Bachelorstudium im Lehrerzimmer)…aber die Qualitäten über die ein ordentlicher Gymnasiallehrer zu verfügen hat konnten bei mir noch nicht diagnostiziert werden^^
Biologische Kriegsführung, kenne ich: Teebaumöl, Weidenrindenextrakt usw. Stinkt ganz schön 😉
Und hilft nicht
Und schon bin ich mich auch am Kratzen ;-).