Damit auch die Viertklässler etwas von meiner Mottoaktion haben (und vielleicht ein wenig Winterspeck verlieren, holla, dieses Mal scheinen die Weihnachtsgeschenke in Esspapier eingewickelt gewesen zu sein!), baue ich diesen Monat vermehrt kleine Bewegungspausen ein. Während diese brain breaks im 1. und 2.Schuljahr zur unumgänglichen Tagesordnung gehören, lasse ich sie zugegeben bei den Größeren etwas schleifen. Gut ist das nicht, auch wenn ich viele Erklärungs- und Entschuldigungssätze parat habe (zu wenig Stunden, zu viel Stoff, zu viel von diesem, zu wenig von jenem). Aber das soll sich jetzt ändern. Warum soll ich auch alleine schwitzen – habe ich doch ein ganzes Gefolge wibbeliger Bewegungsakrobaten um mich herum.
Etwas unentschlossen habe ich gestern meine Mappe zu dem Thema durchgesehen, mich dann aber schlussendlich für ein Spiel der Wehwehchen entschieden: Mauseschlau & Bärenstark: fit und clever, das ich in leicht abgewandelter Form (eigentlich ist es eine Art Domino) mit der Klasse spiele. Auf 36 Spielkarten befinden sich verschiedene Aufgaben, die teils auf Bewegung, Geschicklichkeit, Körperkoordination, Kooperation, aber auch auf viel Spaß zielen. Es finden sich Aktionen wie diese darunter:
- wie ein Motorrad mit Krach um den Tisch brausen
- mit einem anderen ein Tänzchen machen
- 3x mit dem linken Ellbogen zum rechten Knie und umgekehrt
- die Zunge weit rausstrecken und aufrollen
- einem anderen durch die Beine die Hand geben
Als die Viertklässler ihre Karte erhalten, sind sie bereits neugierig, aber nicht unbedingt motiviert.
„Pfüüüh, Frau Weh, schon WIEDER bewegen! Wir waren doch gerade erst in der Pause!“, beklagt sich Nino; eindeutig auch er ein Opfer kulturell bedingten, aber gut gemeinten Mammamiamästens.
„Stell dich nicht so an“, raunzt ihn Alisa an, wie immer zappelig und sofort auf den Beinen.
„Aber ich bin nicht fit im Schritt!“, jammert Nino weiter, sofort unterbrochen von Marc, „Was sagst du da, du Honk? Fit im Schritt meint das da…!“ Marc greift sich augenblicklich seine Familienplanung und beginnt rhythmisch zu schuckeln. „Ach ja“, schießt es mir durch den Kopf, als ich den durchaus überzeugenden Jacko-Imitator in die Schranken weise, „ich muss ja auch noch Sexualkunde beenden!“.
„Dann habe ich eben was am Becken!“, Nino erinnert sich an die in unserer erfolgreichen Knochen-Einheit gezeigten Röntgenbilder einer künstlichen Hüfte.
„Ja, wahrscheinlich zu viel Schokolade!“, lacht ihn der ebenfalls nicht mehr ganz so ranke Nick aus. Aber Nino nimmt es mit Humor, dreht seine Karte um und verfällt in dumpfes Brüten.
Wir spielen das Spiel im Kreis als Variante von „Kofferpacken“, das heißt jedes Kind wiederholt die vorherigen Aktionen möglichst ohne erinnert werden zu müssen. Nach kurzer Zeit johlen alle und machen jede Bewegung mit – Spielregeln haben ja auch immer etwas Dynamisches an sich. Dann ist Nino an der Reihe, lässt sich nieder und versucht schwitzend einen Fuß an die Nasenspitze zu führen. Alles kichert, alles giggelt. „Käse!“-Rufe werden laut und die Stimmung steigt ins Unermessliche. Erwähnte ich, dass der durchschnittliche Humor eines Viertklässlers exakt von hier bis… knapp drunter reicht? 5 Minuten später sitzen alle wieder an ihren Plätzen, ich reiße das Fenster auf, das ich vermutlich besser schon zu Beginn der Bewegungspause geöffnet hätte und notiere befriedigt (und nur ein klein wenig angeberisch) im Klassenbuch: Bewegungspause zur (Re-)Aktivierung von Gehirn und Körper erfolgreich durchgeführt.
Hmm… ob Chefin merkt, dass ich die kompletten Weihnachtsferien mit Herrn Weh und Dr. House Differentialdiagnosen durchgeführt habe?
Japp! Bin selbst stets verzweifelt auf der Suche nach irgendwelchen Aktivierungsmöglichkeiten für meine Siebener, die sie NICHT zu albern/ Kindisch/ peinlich finden – Pubertät ist was Furchtbares… Hat jemand Tipps?