Eltern- Email:
Hallo Frau Weh,
eben ist Jannik mit fast 40 Fieber aus der Schule gekommen!!! Hat er denn nichts gesagt??
Grüße, Mutter von Jannik
Was ich lese:
Hallo Frau Weh,
mein Kind ist ganz schrecklich krank! Warum hast du nicht mitbekommen, dass es meinem Fleisch und Blut so schlecht geht, du blöde Kuh, häh? Erklär das jetzt mal!
Am liebsten keine Grüße, aber muss ja
Mutter von Jannik
Was ich spontan antworten möchte:
Hallo, Mutter von Jannik,
ist es nötig, ein Kind, das bereits beim Frühstück über Kopfschmerzen und Unwohlsein klagt, unbedingt in die Schule zu schicken, wenn man selber zu Hause ist? Muss das Kind an einem solchen Tag dann wirklich nach dem Unterricht noch in die OGS? Und bin ich tatsächlich die Schuldige an der Situation, weil ich mich, nachdem ich dem Kind einen nassen Waschlappen auf die Stirn legte, ihm etwas zu trinken brachte und ihm sagte, er solle mich informieren, wenn es schlimmer würde, wieder den 29 anderen Kindern in der Klasse zuwandte? Ehrlich?
Ach, pick mich doch am Bürzel! Grüße (muss ja) von der genervten Weh
Was die Mutter (vermutlich) meint:
Hallo Frau Weh,
Jannik ist krank, ich mache mir
Vorwürfe, dass ich ihn trotz Unwohlseins heute in die Schule geschickt habeSorgen. Hätten Sie mich vielleicht benachrichtigen sollen, damit ich ihn hätte abholen können?Grüße (ich hatte leider gerade situationsbedingt zu viel um die Ohren um noch freundlich oder lieb zu schreiben)
Mutter von Jannik
Was ich (natürlich) antworte:
Liebe Mutter von Jannik,
oje, der arme Kerl! Jannik klagte in der 3. Stunde über Kopfschmerzen, meinte aber, dass er durchhalten könne. Nach dem Unterricht ist er in die Pause geflitzt. Bestellen Sie ihm gute Besserung und liebe Grüße! Er soll sich gut erholen und schnell wieder gesund werden. Die Hausaufgaben gebe ich morgen Lisa mit.
Alles Gute!
Frau Weh
Nur zwei drei Gedanken dazu:
- Ein Hoch auf gesittete Schriftkultur!
- Der Einsatz mehrerer Satzschlusszeichen in Folge sollte verboten werden.
- Ich bin ganz entspannt, ich bin ganz entspannt, ich bin ganz entspannt, ich bin …
Groß.ar.tigst. !!1!
Ach Frau Weh, wenn ich diese Zeilen lese gehen mir „meine Eltern“ auch gleich durch den Kopf. Nicht alle, aber einige sind in meiner jetzigen Klasse schwieriger als die Kinder. Müssen wir jetzt auch noch Eltern erziehen? Ich bin nur froh, dass es immer noch Eltern wie vor 26 Jahren (mein Beginn des Lehrerseins) gibt, die einige Grundregeln kennen. Und komisch, da läuft es auch beim Kind. Und diese Eltern geben Kraft, um das Rentenalter vielleicht doch noch zu erreichen.
Liebe Grüße
Ina
Da stimmt das Timing mal wieder 😉
Niemand spiegelt unseren Alltag so treffend wie du, liebe Frau Weh!
Von den Eltern, die gestern den ganzen Vormittag telefonisch nicht erreichbar waren (heftiges Erbrechen des Kindes gleich nach Unterrichtsbeginn), habe ich nicht mal ne Mail bekommen.
Aber wenn ich dann deinen Blog lese, bin ich wieder gaaanz entspannt! 🙂
Liebe Grüße
Hedi
Wie im wahren Leben!!!
Oh ja, kenne ich. Wenn das Kind kränkt sind Eltern genervt wenn man anruft. Fühlen die Eltern (meist die, die auch beim Anruf genervt sind) Temperatur beim abholen dann ist der ärger ebenso groß. Man hat es vielleicht nicht gleich mitgekriegt, weil das Kind noch quietschvergnügt durch die Gegend hopst. Ich werde demnächst alle fünf Minuten allen Kinder vorsorglich an die Stirn fassen. Nur für den Fall …
Wenn´s nur nicht so traurig wäre….. Manchmal fehlt mir einfach die Kraft, um es so wunderbar locker zu nehmen wie man sich fühlt, wenn man deine Eindrücke geschildert bekommt. Habe genau Gleiches erlebt wie du, liebe Hedi! Kind mit Fieber und Erbrechen- 6 Stunden in der Klasse. Keine Mutter (alleinerziehend) auf irgendeinem ihrer Telefone erreichbar. Als dann nach 6 Stunden doch endlich jemand verständigt werden konnte, hat das Kind der Mutter zur Begrüßung erst einmal vor die Füße gek……… Selber schuld! Danke für das Schmunzeln, das einem einfach übers Gesicht fährt, wenn man deine Gedanken dazu liest-Spitze!
Schlimm auch, wenn zwar keine Beschwerdemail kommt, das Kind auch echt krank nach drei Stunden im Krankenzimmer liegen, abgeholt wird und am nächsten Tag genau so wieder auf der Matte steht … Da reißt mir der Faden, sorry … Dann kein Humor mehr (aber zu Hause war alles in Ordnung, ja klar)
Aber, liebe Cubi, zu Hause ist doch immer alles in Ordnung! 😀
“ Sie hat heute Nacht erbrochen, aber ich habe gesagt, sie soll´s mal versuchen.“
“ Er hatte ein bisschen Fieber, aber mit nurofen geht es.“
Frau Weh, du sprichst mir aus dem Herzen -:)
Aber über eines wundere ich mich: Messt ihr an der Stunde nicht viertelstündlich Fieber!? Das ist bei uns Konferenzbeschluss! )und Kotzen ist halb so schlimm, wenn man Katzenstreu und Einweghandschuhe an der Schule hat, gehört zur Standardausrüstung.)
amüsierte Grüße,
Stefanie
Am tollsten finde ich immer, wenn die Kinder morgens so ankommen: Mir ist schlecht und ich hab Bauchweh. Aber die Mama hat gesagt, ich solls mal probieren. Wenns schlimmer wird, sollst du anrufen. Na, danke auch!
🙂
Meine Anrede bei Elternnotizen auf diesen vielen wunderbaren kleinen von anderen Papieren abgetrennten Zetteln reicht bislang vom Klassiker „Liebe Frau Lehrerin“ über (erst gestern reingekommen) „Werte Frau Lehrerin“ bis hin zu „Lehrerin“ (wobei Lehrerin jeweils durch meinen Nachnamen zu ersetzen ist). Immer wieder spannend…
Besonders erfreut war ich bei einem Vorfall vor rund 5 Jahren, als ich im 7. Monat schwanger das Erbrochene eines Schülers von der Krírchentreppe hoch zur Orgel wegwischen durfte und die Mutti mittags zurück in der Schule auch nur meinte „Ja, er hat heute morgen schonmal gebrochen, aber dann schien es zu gehen“. DANKE!!!
Katha
Einfach der unterhaltsamste Blog! Sitze immer wieder schmunzelnd vor dem PC! Danke für’s Tag versüßen!
Das schwierige an dem Thema ist ja, dass ich die Bredouille nachvollziehen kann, in der Eltern ob nur 10 Kindkranktagen und Berufstätigkeit etc. stecken. Und trotzdem ist es heavy für das betroffene Kind, und Lehrer und den Rest der Klasse.
Übrigens schreib ich manchmal in der Art deiner spontanen Antwort tatsächlich. Wenn ich nämlich mal ganz klar Grenzen setzen muss, in allen möglichen Lehrer-Eltern-Kommunikationen…. Funktioniert auch und erreicht mein Ziel manchmal sogar noch klarer…
Wunderbar, du bist nicht allein mit so netten Vorwürfen.
Ich hatte letzte Woche zuerst die Beschwerde, wie es denn angehen könnte, dass ich das arme Kind mit Kopfweh in der Schule quäle, statt adäquat darauf einzugehen.
(Das Kind hopste quietschvergnügt über den Schulhof und alberte mit seinem Kumpel. Bei Ankündigung des Pausenendes fiel ihm das mit den Schmerzen immer wieder sehr plötzlich ein.)
Spannenderweise gab es diese Woche die Beschwerde, die Schule rufe zu oft an und das Kind könnte wirklich nicht jedes Mal abgeholt werden, wenn es Schmerzen hätte.
Selbstverständlich von der gleichen Person.
Ich könnte solche eMails mit ein paar aus meinem eigenen Fundus deutlich toppen 🙂
Und täglich grüßt das Murmeltier…
In meiner Klasse kam neulich ein Brief an, mit Briefkopf und allem drum und dran. Inhaltlich ging es darum, dass „unser Sohn D. mit erheblich verstopfter Nase und leicht erhöhter Temperatur aus der Schule gekommen sei und das ja so nicht gehe“. Zum Schluss dann „Hochachtungsvoll, Familie S.“ Ich war kurz verärgert, musste dann aber einfach nur noch ganz laut lachen 🙂
Ach wie war, und leider unser (manchmal zum aus der Haut fahrende) Alltag 😎, aber diese humoristische Betrachtung machts dann wieder mal leichter
“ Liebe Frau UUPS, XYZ hat schon seit über einer Woche Schnupfen und Husten, er soll bitte beim Sport / Schwimmen heute nicht mitmachen“ ……..
Idee 1: Ein Tag zu Hause auskurieren wäre vielleicht sinnvoll
Idee 2: Dem Kind auch im März noch eine Jacke anzuziehen, da der kalendarische „Frühlingsanfang“ nicht unbedingt bedeutet dass es auch ohne geht.
Favorit 2
“ Liebe Frau UUps, ich habe gehört, dass Schüler ABCD trotz Grippe nach einem Tag schon wieder zur Schule gekommen ist. Die Eltern diskutieren nun in der WhatsApp Gruppe, ob die Ansteckungsgefahr für die anderen Kinder vielleicht noch zu hoch ist und ABCD nicht vielleicht noch der Schule fern bleiben soll…“
Idee 1: Schreiben SIe doch selbst den Eltern von ABCD dass sie herzlose RABENELTERN sind und sich um ihr Kind zu kümmern haben.
Idee 2: ……. OHNE WORTE … Man müsste diese Email an die Eltern von ABCD kommentarlos weiterleiten und dann abwarten……:: =D
Das mit den Satzzeichen macht mich wirklich wahnsinnig. Es sind keine Rudeltiere!(!!!!!1!!!ein!!elf!!)
Ja, ja, ja! 😊 That’s life! Und unser täglich Brot! Auch in den vielen Kommentaren finde ich meinen Alltag wieder! Hach, wie schön, dass ich nicht allein bin mit all den verrotzten, hustenden, prustenden und rot glühenden Kindern, die alle unbedingt in die Schule wollen, statt sich zu Hause pflegen zu lassen! 😉 Ich liebe deine Beiträge aus dem wahren Leben, Frau Weh!
Es scheint überall gleich zu sein. Leider.
Der Vater steht endlich vor dem Klassenzimmer. Ich bringe den total fertigen und fiebernden Jungen raus. Vater: „Ja, ich weiß gar nicht, was ich jetzt mit dem machen soll. Ich muss zur Arbeit. Junge, du schaffst das noch die letzten 4 Stunden! Ich kann dich jetzt nicht mitnehmen. Das wird schon wieder!“ Und weg war er.
Ist schon länger her. Heute würde ich anders reagieren. Aber damals blieb der Junge wirklich in der Schule. Am nächsten Tag war er krank 😦
Wie eine Leserin in einem anderen Kommentar geschrieben hat, der Druck auf Eltern ist groß. Da habe ich auch Mitgefühl, ich kenne ja selber das furchtbare Gefühl, wenn eins meiner Kinder Unpässlichkeiten zeigt. Aber wofür ich null Verständnis habe, ist, wenn die Verantwortung für das kränkelnde Kind an Kindergarten oder Schule übertragen wird und dann noch im Nachhinein darüber geschimpft wird, man hätte aber doch dieses oder jenes tun müssen. Das geht einfach nicht.
Und manchmal (nur ganz manchmal) freue ich mich dann doch über den Luxus der schuleigenen Krankenschwester 🙂
Was allerdings die Eltern nicht davon abhält komische Anforderungen zu haben… ist wohl doch überall das Gleiche.
Nun ja, nett ist das auch als Sekretärin. Dann habe ich Kind a aus der 2c mit Erbrechen mit Eimer vor den Beinen, Kind b aus der 3a heult wegen der heftigen Kopfschmerzen, Kind c aus der 1a weint durchgehend nach seiner Mama mit 40 Fieber und Kind d stinkt vor sich hin, weil keine Wechselwäsche da ist und er es mit Durchfall nicht mehr aufs Klo geschafft hat. Und natürlich sind alle Eltern oder Ansprechpartner trotz der 5 angegebenen Telefonnummern auf keiner erreichbar.
Oder aber auch nur fünf bis sechs Kinder mit Erbrechen, die sich abwechselnd in die zusammengesuchten Eimer entleeren.
Und ja, ich habe mir da schon manches mal lauthals Luft gemacht, wenn die Kinder zum Unterrichtsende von den Eltern bei mir abgeholt wurden. Sollen mich alle als giftige Sekretärin in Erinnerung behalten 🙂
Das schlimme ist ja zudem, dass ich dann auch dauernd krank bin und zudem meinen Sohn zuhause auch anstecke, der dann ebenfalls nicht in die Schule kann und ich zuhause bleiben muss.
Fazit: Zu den kranken Kindern bin ich lieb und fürsorglich. Die Eltern erleben mich anders!
Liebe Schulsekretärin (ihr seid die Besten!),
ich muss zugeben, ich habe beim Lesen gelacht. Was für eine grässliche Vorstellung mit den ganzen Eimern! Man könnte eine Art „Reise nach Jerusalem“ daraus machen
Das zeigt ja eigentlich nur, dass in vielen Fällen (nicht in allen!) die Eltern unter großem Druck stehen, am Platz ihrer Erwerbstätigkeit aufzutauchen, statt ihr krankes Kind daheim zu pflegen. Ist halt der Nachteil von Allemamismüssenganzschnellwiederarbeitengehen.
Ja,diesen Druck kenne ich selber sehr gut. Auch ich lasse die Wehwehchen nicht bei jedem Pups zu Hause, akzeptiere dann allerdings auch einfach, wenn sie krank sind. Was will man auch tun? 😉
Oje, die Kommunikationsfallen kommen mir doch bekannt vor… gerade letzte Woche saß ich mit dem großen Faulpelz über der missratenen Mathearbeit, von deren Existenz ich erst seeehr spät erfahren hatte. Festgestellt, dass der Knabe mal wieder alle Arbeitsblätter schematisch abgearbeitet, den Stoff aber nicht verstanden hatte. Identifiziert, wo die Hauptprobleme steckten. Schnell der Lehrerin meine tollen Erkenntnisse gemailt, inkl Ankündigung, dass der Heini noch über eine Aufgabe debattieren wollte. Und die arme Lehrerin dachte, ich stelle ihre Lehrkompetenz in Frage… (im Lichte der Reaktion wurde mir klar, dass man meine Mail tatsächlich auch so verstehen konnte) – zum Glück stand ohnehin ein Gespräch an, wir konnten alles klären, waren uns einig, dass der Sohn sehr seltsame Matheprobleme hat, aber auch ein fauler Strick ist und alles war gut… Reden erleichtert die Kommunikation dann doch ungemein.