Panik, Panik, Panik! Es ist 6.52 Uhr, eigentlich habe ich vor 2 Minuten das Haus verlassen. Stattdessen ergebe ich mich einer morgendlichen Panikattacke vor dem Kleiderschrank. Was anziehen!? Zu Hülfe, Wilma! Doch auch die treue Seele kann mir nicht helfen bei dem Problem, vor dem ich stehe: showtime, baby, it’s daddy-day.
Wie bereits an anderer Stelle angemerkt, betreten Väter die Grundschulbühne in der Regel erst dann, wenn ihnen keine andere Möglichkeit alle Aufmerksamkeit sicher ist. Das ist meist dann der Fall, wenn es brennt. (Assoziationen zum Auftritt der Feuerwehrmänner sind gerade rein zufällig, ehrlich!)
Manchmal aber tauchen sie auch unvermittelt auf, weil sie es so nett, bzw. überaus interessant bei uns finden. Wie mittlerweile unterrichtet wird. Das sieht man ja sonst nicht. Und wenn Sie so freundlich sind, Frau Weh, dass ich irgendwann mal vorbeischauen könnte? Vielleicht am Freitag…? Paulines Vater hat sich also für heute angesagt. Nicht nur meine reizende Kollegin Frau Sommer argwöhnt hier eine kleine Schwärmerei. (Ich finde ja, das gehört sich nicht so richtig, also das Schwärmen für die Lehrerin des eigenen Kindes. Irgendwie nicht. Aber gut, was soll man da machen? Und da es nun wirklich schrecklichere Papas gibt als eben den von Pauline, soll er doch vorbei kommen. Ein bisschen Puder fürs Ego schadet ja auch nicht! Und – eingedenk der neulich zitierten Altersdiskriminierung – wer weiß schon, wie lange sich die Papas noch für mich interessieren. Die Zeit bleibt schließlich nicht stehen und irgendwann könnten das alles meine Kinder sein. Punkt.)
Zumal mir heute noch ein weiteres Treffen mit einem Erzeuger bevorsteht. Und das hat definitiv das Zeug zum ausgewachsenen Daddy-Desaster. Da brennt tatsächlich die Hütte. Aber mal sowas von. Dieses Gespräch findet dann auch mit der Schulleitung statt. Schriftliche Einladung. Es steht eine Klage ins Haus, wenn Chefin nicht einwilligt und sich – Zentimeter nur! – von ihrem Standpunkt entfernt. Inklusion mal wieder. Kein leichtes Geschäft mit der Bildung aller. Einzelheiten würden hier den Rahmen sprengen. Nur so viel: der heutige Tag schreit nach einem ausgewachsenen Kompetenzoutfit. Ich habe so eins. Maßgeschneidert. Bleistiftrock, anthrazit. Dazu schwarze Pumps, zurückgelegte Haare, fester Blick – tadaaaaa, Frau Weh kann auch kompetent. Total überzeugt habe ich mir dieses Outfit am gestrigen Abend herausgelegt. Und eben angezogen. Und jetzt geht gar nichts mehr.
Dummerweise – und hier kommt nun der dritte Mann, der eigene nämlich, ins Spiel – findet Herr Weh den Frau Weh kann auch kompetent-Look ziemlich sexy.
Verdammt!
Ich meine, für das Daddy-Desaster-Gespräch stellt das natürlich kein Problem dar. Wenn man wirklich auf Krawall aus ist, dann verstellt das zuverlässig den Blick auf die wahrlich schönen Seiten des Lebens. (Sogar auf die wahrlich schönen Kehrseiten.) Aber da ist ja noch PapaPauline. Der womöglich denken könnte, die wehsche Rückansicht hätte sich extra für ihn in den (str)engen Lehrerinnenlook gezwängt. Und das gilt es tunlichst zu vermeiden! Also raus aus den Plünnen und die ganze Chose noch einmal von vorn. Leidlich gestresst entscheide ich mich für knisternde weiße Baumwolle, dunkelblaue Jeans und schwarze Pumps. Ist ok. Und wenn nicht, auch egal, jetzt MUSS ich los!
(…)
PapaPauline war so aufgeregt, dass es schon fast wieder rührend war. Kurz vor dem wichtigen Termin musste ich mich auf der Lehrertoilette umziehen. Kleiner Zwischenfall mit Justin und seiner unbezwängbaren Apfelschorle. Ich bestritt das Gespräch in einem ausgewaschenen Fan-T-Shirt meines Lieblingsgitarristen Stoppok, das glücklicherweise tief unten in meinem Pult liegt. Für Notfälle. Es trägt die Aufschrift Cool durch Zufall. Die Gesprächsatmosphäre war gelassen, ruhig und nahezu harmonisch. Die Klage ist abgewendet und ich durfte mir ein Schulterklopfen von Chefin und einen festen Händedruck vom Desaster-Daddy abholen.
Danke, Stoppok!
Du bist einfach cool…(und das nicht zufällig 🙂 ) Ich wünsche ein Bleistiftrockfoto (und ein schönes Wochenende!)
Liebste Grüße
H.
Ich find dich auch toll! 🙂
*lach* Geniales T-Shirt!
Wer sich so ein T-Shirt für die Notfälle bereitlegt, ist halt wirklch cool. :-))
Richtig cool ist nur Stoppok! 😉
ja starkes t-shirt! ich komm grad so konfus von der arbeit (erzähl ich dir demnächst mal genauer, es ging los!), ich bräuchte ein „arzt durch zufall“ shirt 😀
Oje, das klingt nach Cocktail. An Mottoshirts habe ich leider nur noch Happy End im La-La-Land, bad hair day (mit den Peanuts drauf) oder cat looking for trouble. Das wars dann auch schon. Ich fürchte, ich kann nicht weiterhelfen. Aber ich könnte dir eins zum Geburtstag machen lassen 🙂
Oh weh, wo ist das Beleg-Foto, Frau Weh?
Bin doch sooooo gespannt!
Gibbet nisch! Aber bestellen kannst du – aicherlich auch in deiner Größe – hier: http://www.stoppok.de/index.php?option=com_jumi&fileid=7&Itemid=54
🙂
LehrerInnen-Look und Väter!
Das wäre gleich zwei Kommentare wert.
Ich bleibe mal den Vätern, die sich tatsächlich nur in bei richtigen Katastrophen melden, manchmal sogar MIT Anwalt. Oder in den höheren Positionen irgendwelcher Eltern-Gremien (Und werden von den dusseligen Mütterhühnern auch noch gewählt, Männer sind ja sooo unglaublich kompetent!). Dazu kommen die alten Neu-Väter, die sich bei ihrer Erstfamilie einen Dreck um den Werdegang der Kinder geschert haben, sich aber bei der Zweitfamilie so richtig ins Zeug legen.
Am lächerlichsten war die Väter-Invasion in Niedersachsen mit Schaffung der paritätisch besetzten Schulvorstände. In den neuen Vorschriften gab es den Passus über die Haushaltsmittel, die vom Schulvorstand mit bewirtschaftet werden sollten.
Und hier kam jetzt der geballte Wirtschaftsverstand der Väter (Mütter sind zu dumm für wirtschaftliche Zusammenhänge, denken andere Mütter) zum Tragen. Allerdings haben dann Lehrer wie Deine Chefin schnell gezeigt, wo in den Schulen der finanzielle Hammer hängt.
Dazu fällt mir ein gelungenes Wahlplakat der Grünen ein: „Schön, wenn Frauen wieder den Haushalt machen.“
Großartig! Problem gelöst mit SO einem T-Shirt. Das ist großartig. Und zeugt, Frau Weh braucht gar keinen Kompetenzlook. Frau Weh ist!
Vielen Dank für die Blumen. Aber eigentlich gebührt die Ehre ja nun hauptsächlich meinem so überaus flexiblem Musikgeschmack, nicht wahr? 😉
Memo:
Nicht nur die Schüler ein Auswechseloutfit bereitlegen lassen, sondern auch für sich selbst daran denken. 🙂
Sehr coole Aktion, ich hätte wahrscheinlich erst einmal die Krise bekommen. 😉
Oh, ich HABE eine Krise bekommen. Innerlich. Äußerlich war ich gut geschminkt. Also unbedingt ein zuverlässiges Make Up der Liste zufügen. Ach ja, auch ein Deo, bitte! 🙂
Mache ich sofort. 🙂