Neuigkeiten

Frau Schmitz-Hahnenkamp also…

Jetzt ist es offiziell, wir bilden ab nächstem Jahr ein Team. Während die Kollegin beim Zusammentreffen auf dem Flur unverhohlen eine Art freudiger Erregung an den Tag legte, die mich empfindlich an die Vampire in True Blood erinnert, befinde ich mich noch in einer Art Trancezustand als ich bei Chefin im Büro sitze. Hatte ich doch bis zuletzt gehofft, der Kelch möge an mir vorübergehen. „Ihr zwei arbeitet dann eng zusammen, in Ordnung, Frau Weh?“, Chefin blickt mich besorgt an. „Ich arbeite immer gut im Team!“, entgegne ich leicht unter Schock stehend. „Dass du das tust, weiß ich“ antwortet Chefin mit einem leichten Seufzer, der aber auch ein nicht sehr gekonnt unterdrücktes Aufstoßen sein könnte. „Das wird schon funktionieren“,  sagt sie mehr zu sich selber als zu mir, die ich ich schon auf dem Weg aus dem Büro bin. Ich hatte es schon länger geahnt, aber nicht wahrhaben wollen. Dabei konnte ich mir das ausrechnen, war doch nur noch eine Klasse lehrerlos.

Mit betretener Miene kommt mir die weltbeste Sekretärin entgegen, schokoladiges Trostpflaster in der Hand. „Ausgerechnet du!“, meint sie mitfühlend und streckt mir die Knusperflocken entgegen, „wo die doch mit niemandem zusammenarbeiten kann.“ „Ach“, mischt sich da Frau Abendroth ein, die bis eben fluchend vor dem Drucker hockte, „wenn das einer schafft mit ihr, dann bist du das!“ und knufft mich in die Seite. „Lass dich bloß nicht unterkriegen und zieh dein Ding durch!“ Auch Kollegin Kraft bekundet Anteilnahme, legt den Stapel mit den Zegnissen auf dem Tisch ab und streckt mir ihren hochgereckten Daumen entgegen.

Eine Woge der Empörung brandet mir in meiner Klasse entgegen. Die Zweitklässler sind außer sich. „Wieso bekommen die dich und wir kriegen Frau Schmitz-Hahnenkamp?“ Dass Frau Schmitz-Hahnenkamp die neue Klassenlehrerin wird, haben sie einigermaßen verdaut, wenn auch bei einigen die unverhohlene Angst ins Gesicht geschrieben steht. Dass sie mich jetzt allerdings auch noch an eine ungeliebte Parallelklasse verlieren sollen, sind sie nicht zu verzeihen gewillt.

„Jetzt ist es endgültig, ab nächstem Jahr bin ich mit Frau Schmitz-Hahnenkamp zusammen“ erzähle ich Herrn Weh kauend am Tisch. Herr Weh hält inne, die Gabel mit der aufgespießten Kartoffel in der Luft. „Ach, du Scheiße!“

Na, wenn das nicht Mut macht.

0 Kommentare zu „Neuigkeiten

  1. In einer solchen Situation würde ich zu den Büchern der Herrn Schulz von Thun und Moeller greifen. Elemente des Zwiegesprächs nach Moeller haben mir auch außerhalb der Partnerschaft schon gute Dienste geleistet.

      1. Kauf ich sofort! Wenn er dick genug ist, um sich dahinter zu verstecken, kauf ich ihn gleich zweimal 😉

      2. wenn du einen davon mit eurem Schullogo (fröööööööhliche Kinder) & Buchstempel versiehst fällt gar keinem auf,dass sie beide dir gehören; D

  2. Ohjeohje… Also, „ein Team sein“ heißt, dass ihr in der jeweils anderen Klasse einspringen müsst, wenn eine nicht da ist. Oder mehr als das? Gemeinsame Planung, parallele Arbeiten, gemeinsame Klassenfahrt, …? So sehr ich mir ein gutes Team wünsche, so froh bin ich über die Tatsache, dass ich mit mancher meiner Kolleginnen nicht mehr als den Morgengruß austauschen muss.

    1. Hier wird parallel gearbeitet, so wie du es im zweiten Teil beschreibst. Was auch in der Regel alle gut hinkriegen außer eben einer Kollegin 😉

    1. Ja, das würde es natürlich. Aber bei uns ist ein Lehrerwechsel nach dem 2.Schuljahr verpflichtend. Auch wenn es in diesem Fall unsinnig ist.

      1. Super, wer denkt sich sowas aus? Anderseits weiß ich auch nicht, ob es hier genauso ist in Berlin .

  3. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist an unserer Schule! Unglaublich diese Sachen! Geteiltes Leid ist halbes Leid! Ich hab echt Mitleid mit dir. Und dann noch diese tollen Worte „Wenn eine das schafft, dann du….“. Genau so passend ist „du bist so stark und BELASTBAR“, immer wieder gerne gehört.
    Halt die Ohren steif! Bücher werfen bringt nicht auch nicht wirklich was.

  4. Hm, als ich an meine Schule kam, war auch der Lehrerwechsel nach 2 „verpflichtend“. Steht ja als Empfehlung im Erlass, und ist einfach besser und war ja schon immer so…. Das fand ich pädagogisch unter aller Kanone, und habe ein bisschen den Aufstand geprobt, und ein paar Jahre gedrängelt und gebohrt und… Heute möchte das niemand mehr, obwohl es allen frei steht. Wir sind 3 – 4zügig, und es sind genug von den alten Hasen noch da, die damals meinten es ginge so und nicht anders.
    Aber so wie ich dich verstehe, bist du auch nicht bös, dass du deine Klasse abgeben kannst, oder? Ist bestimmt manchmal besser 🙂

    1. Ach ja… die Zweitklässler haben mich enorm viel Energie gekostet: Mitten im Schuljahr übernommen, das erste Mal inklusiv gearbeitet, Supermom vs. MamaLennox etc. Es war nicht ohne. Und natürlich ist die Aussicht auf einen Neustart manchmal verlockend, das stimmt. Trotzdem finde ich diesen Wechsel aus pädagogischen Gesichtspunkten her daneben.

      1. Und wenn du hier ansetzt… in einem erneuten (geplanten) Gespräch mit deiner Chefin? Sie weiß doch offenbar, was sie dir da zumutet, da kann sie dir dein Opfer doch ein wenig „versüßen“, wenn es auch nur ein pädagogischer Gesichtspunkt ist… für dich persönlich würde es die Sache doch leichter machen – du wirst genug damit zu tun haben, auf einen Nenner mit der „Team“-Kollegin zu kommen, da wär’s nett, du müsstest nicht noch parallel dazu eine neue Klasse „einnorden“. 😉
        Nein, ernsthaft… wer viel kann bekommt auch viel zugemutet. Aber das geht nur bis zu einem gewissen Grad… Stopp sagen kannst nur du, das übernehmen Chefs nicht so gern für einen (sagt eine, die das stets aufs Neue lernen muss…).

      2. Glücklicherweise kenne ich die Klasse bereits, sie hat Sport und (zumindest einige auch) Religion bei mir. Und wenn ich richtig, richtig ehrlich zu mir bin, dann bin ich nicht nur traurig die Klasse abzugeben. Aber das gemeinsame Gespräch mit der Kollegin, Chefin und mir werde ich vermutlich Ende der Ferien in Anspruch nehmen. Das kann Chefin nämlich sehr gut, Gespräche leiten. Auch schwierige.
        Das mit dem Stopp-Sagen ist ein schwieriger, ständiger Lernprozess, nicht wahr? 😉

  5. *Mohrenkopf rüberschieb*

    Erinnert mich fatal an meine Grundschulzeit. Da mussten auch die „lieben“ Mädchen neben den „lauten“ Jungs sitzen, um erziehend einzuwirken. Hat nix gebracht.

    Kann man Frau Schmitz-Hahnenkamp eigentlich „hochloben“?

    Nana

      1. Ach du grüne 9ne… Sag nicht, dass das in NRW unbekannt ist? Behörde, Ministerium, Hochschule!!!!(wir Studis gehen zu solchen Leuten meist einfach nicht hin) Schulleiter empfiehlt dem Kollegen eine seeeeehr interessante tätigkeit^^

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