Eichhörnchen und Zimthörnchen

Ein verregneter Sonntagvormittag. In der Küche blubbt der Hefeteig für die nachmittäglichen Zimthörnchen und ich sitze an den letzten Vorbereitungen für die Herbstwerkstatt. Werkstätten erfreuen sich ja nach wie vor großer Beliebtheit in der Grundschule.

Naja.

Man muss da ein bisschen aufpassen. Wenn man es gern übersichtlich, strukturiert, ansprechend, aktuell und auf die individuelle Lerngruppe passend hat, dann machen Werkstätten erst mal eins: eine ganze Menge Arbeit. Vorher, währenddessen

Ich kann mich ja weder teilen noch klonen und während ich mir gerade von Nick (individueller Förderplan: lesen üben, lesen üben, lesen üben!) den Text über das Eichhörnchen im Herbst vorlesen lasse, kann es tatsächlich passieren, dass derweil Justin (individueller Förderplan: kleinschrittig Defizite in der Feinmotorik angehen) den Eichhörnchenkobel nicht wie gefordert mit kleinen Strichen zu Ende zeichnet, sondern sich den dicksten Stift greift, den er finden kann, dann – krakelkrakel – irgendein klumpiges braunes Gebilde in die Astgabel zeichnet, um anschließend „Ich bin feeeertig!“-brüllend zur Fühlkiste mit Kastanie, Eichel und Co. abzuziehen. Wer hat eigentlich den Begriff des beobachtenden Lernbegleiters geprägt? War dieser Mensch schon einmal im Werkstattunterricht einer Nicht-Vorzeigeschule zugegen?

und nachher dann auch noch einmal. (Ich kann nur dringend empfehlen, Werkstätten immer ordentlich einzutüten und wegzuräumen. Am besten noch mit Zettelchen versehen, was geändert werden muss. Alles andere geht zwar schneller, sorgt beim nächsten Durchgang aber für übelsten Groll gegen sich selbst.)

Mein Best of Eichhörnchen umfasst übrigens lediglich 10 Pflicht- und drei Zusatzaufgaben. Eine sehr nette, übersichtliche Größe. Da behalten Kinder und Lehrerin die Übersicht, niemand fühlt sich abgeschreckt von der Übermacht aufgebauter Kisten und Kästen und ich kriege beim Anschleppen des Materials keinen Knacks im Rücken. Gar nicht so selten ist weniger wirklich mehr. Was viele bei der Planung einer gigantischen Werkstatt nämlich gerne vergessen, ist, dass das bloße Vorhandensein verschiedenster Angebote nicht automatisch proportional ansteigenden Lernzuwachs im Kinderkopf bedeutet.

Außerdem bleibt dann auch noch Zeit zum gemeinsamen Waffelbacken. Natürlich mit Haselnüssen*, muss ja zum Eichkätzchen passen.

*Allergien abfragen…vorher…

0 Kommentare zu „Eichhörnchen und Zimthörnchen

  1. „Was viele bei der Planung einer gigantischen Werkstatt nämlich gerne vergessen, ist, dass das bloße Vorhandensein verschiedenster Angebote nicht automatisch proportional ansteigenden Lernzuwachs im Kinderkopf bedeutet.“
    –> Oh ja, das unterschreibe ich sofort! (und bekenne frei, mich schon mehrfach nicht daran gehalten zu haben…)

    Bei mir gibt´s heute Zimtschnecken (allerdings ohne vorzubereitende Schneckenwerkstatt dazu…:-) )

    1. Lecker!
      Schneckenwerkstatt habe ich auch schon gemacht. Das war ziemlich toll für die Kinder. Aber durch Terrarium und Co. ein immenser Aufwand.

      1. Oooooh wir hatten mal Weinbergschnecken in der Grundschule!!!!‘ Kleinkrizzy war sooo begeistert!! Der Hort wurde gleich am nachmittag mit einem Freilauf-Aussengehege für einheimischen Schneckenindividuen versehen…inklusive Kreide, die eben mal aus dem Hausaufgabenraum gemopst wurde. Zu Hause wurde dann auch mal die „Grüne fensterbank‘‘ der Wohnung mit , auf dem weg eingesammelten, obdachlosen, Artgenossen versehen…

  2. Stationenlernen mit Bastelabteilung.
    Dass die individuelle Förderung kaum durchführbar ist, glaub ich gerne.
    Früher sagte man sich, dass man bei dem Kind schauen muss, dass es öfter mal vorrechnet, oder ein anderes öfter mal laut sprechen soll.
    Heute wird ein Plan aufgestellt, x pädagogische Konferenzen abgehalten.
    Trotzdem behaupte ich, dass ein guter Kollege das auch so beachtet und kann, und dass der nicht so gute all das auch ignoriert.
    Ich mach das übrigens ganz gerne, ein Regenwurmgarten ist was wunderbares.

    1. Stimmt, eigentlich nur noch ein gut bestückter Stationsbetrieb. Was von der Werkstatt übrig blieb… merkt man, dass ich kein besonderer Fan bin?

      1. Merkt man 🙂
        Ich mach das auch nur, wenn ich ganz besonders gut aufgelegt bin und die Nerven dazu haben.
        Ansonsten bin ich nur grantig und übellaunig während und nach dem Durcheinander .

      2. Vermutlich mache ich genau deswegen eine derart gestutzte Werkstattform, damit es gar nicht erst zum Chaos kommt. Aber mit täglich nur zwei Stunden in der Klasse ist auch mehr einfach nicht drin. Da käme ich ja mit dem Eichhorn über den ganzen Winter.

  3. HGm, ich als Nichtlehrer(in) und schon lange, sehr lange der Grundschule entwachsen und Mutter zweier Töchter, die in der Nachbarschaftsschule waren, was aber auch schon lange her ist, also ich hab grad gar nichts verstanden, außer das schwere Kisten schleppen zum Knacks im Rücken führt und viel nicht viel hilft, was ich ja sofort unterschreiben möchte. Aber wovon sprechen Sie eigentlich? Was ist mit Werkstatt gemeint????

    1. Der Werkstattunterricht (oft im Sachunterricht durchgeführt) ist eine offene Unterrichtsform, in der es um individuelles, handlungsorientiertes und selbsttätiges Lernen geht. Eine Werkstatt stellt verschiedene Angebote bereit und eröffnet den Kindern die Möglichkeit, sich weitgehend selbst Wissen anzueignen. Dabei wechseln verschiedene Sozial- und Arbeitsformen sich ab. Gerne wird auch fächerübergreifend konzipiert. Alles, was mit Strukturierung, Lernangebot und Bildungsgehalt zu tun hat, ist Aufgabe des Lehrers, ferner auch das Begleiten, Beobachten und individuelle Fördern.
      Das war jetzt bestimmt kein Stück klarer, oder? 😉

      1. Oh doch! Total! Wie ich schon erwähnte, sind meine Töchter bis zur 4. bzw. 6. Klasse in die NaSch gegangen. Werkstatt ist praktisch das, was die NaSch den ganzen Tag macht, nur dass da in der Grundstufe die Klassen auch noch altersgemischt sind. Begleiten, Beobachten, individuelles Födern ist der Anspruch der Lehrer da. Lerninhalte erarbeiten sich die Kids ab der 1. Klasse selber und außer Mathematik und Deutsch wird auch noch fächerübergreifend unterrichtet. Übrigens, bei entsprechend engagierten Lehrern, eine tolle Schulform. Meine beiden Töchter haben bzw machen gerade Abitur und alle Kids, die ich kenne, die bis zur 10. auf der NaSch geblieben sind, haben eine Lehrstelle bzw machen auch grad ihr Abi (In L.E. ist die NaSch wohl die Schule, die die meisten Schüler Richtung Abi entsendet).
        Also ich als Mutter kann nur sagen, machen Sie soviel Werkstatt wie möglich, auch wenn es viel Arbeit macht. MEINE Mutter ist Lehrerin und zieht den Hut ganz tief vor den NaSch-Lehrer(innen, hat die aber auch schon teilweise im eigenen Unterricht kopiert.

  4. Scheint der perfekte Herbstwerkstätten-Sonntag gewesen zu sein 🙂 Ich habe auch an meiner gefeilt, allerdings können meine I-Dötzchen bisher nur das M und das A, also ein recht komplexes Unterfangen, etwas abwechslungsreiches und sinnvolles zusammenzustellen 🙂

    1. Wir machen immer den Igel im 1.Schuljahr, das ist eigentlich ganz dankbar. Ihr arbeitet doch vermutlich auch mit Anlauttabelle, oder? Dann können die Kinder ja ruhig etwas mehr schreiben als M und A 😉

  5. We hab ich mir zwar freigehalten, sitz aber seit gestern an meiner Afrika Werkstatt im Rahmen des Ethik-Unterrichts (fremde Kulturen). Was ich immer am wenigsten mag, wenn so viel Bastelzeug dabei ist, wo cih das Material besorgen darf… und das am bestenb noch aus der eigenen Kasse 😦

  6. Igel hab ich eingebaut (so nen Igelumriss kann man auch wunderbar nachfahren und die Motorik schulen :-)) Sind meine ersten Ersten, habe aber auch beschlossen, dass sie mithilfe der Anlauttabelle ruhig schon ein bissel mehr auf’s Papier bringen können/müssen 🙂

    ich hab zwar keine Ahnung, was ne NaSch ist, aber so ganz anders als in einer „normalen“ Schule klingt das nicht. Fächerübergreifend ist der Deutschunterricht bei uns zusätzlich und oft auch Mathe.
    Jahrgangsgemischt könnte Montessori sein, aber ist ja im Grunde auch überall möglich, oder?
    Und begleiten, beobachten und individuelles Fördern ist unser Job :-))))

  7. Jetzt versteh‘ ich endlich, warum die Kiddies bei Kindergeburtstagsfeiern keine der sorgsam vorbereiteten Spiele machen möchten – die machen sowas ständig in der Schule… vielleicht plan‘ ich für den nächsten Geburtstag mal was ganz Überraschendes Unbekanntes wie Kopfrechnen? Mal ausprobieren…

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