…ist wahrlich keine leichte.
Klassensprecherwahl bei den Drittklässlern.
Was wurden doch im Vorfeld für redliche Charaktereigenschaften benannt, über die ein guter Klassensprecher – natürlich auch in weiblicher Form – verfügen müsse! Nett und freundlich solle er sein, unparteiisch und gerecht, selbstbewusst und redesicher. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!
All dies ist nun nichtig angesichts der kribbelnden Aufregung, die die Klasse ergreift. Es gilt den eigenen Namen an die Tafel zu bringen. Das ist, was zählt! Oh, diese Ameisen im Bauch, diese Vorfreude! Namen über Namen konkurrieren um Glanz und Glorie des Amtes und bilden einen basisdemokratischen Flickenteppich. Die Stimmung ist gelöst, der Kongress tanzt. Mein eindringliches Zureden trifft auf taube Ohren. Alle fühlen sich wie gemacht für den Posten.
Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße: Abgeschlagen mit je einer Stimme* dümpeln all die Willigen auf der Wandtafel. Doch – Überraschung! – ein Kandidat hat die große Pause erfolgreich genutzt, um sich seines Gefolges zu versichern. „Wenn du mich wählst, dann…!“ verspricht er mit großer Geste. Mit acht Stimmen strahlt Sinan, der bisher eher durch ungemachte Hausaufgaben und tägliche Raufereien auffiel, nun siegesbewusst in die Runde: „Ich nehme die Wahl an und morgen bringe ich Kuchen für alle mit!“
Dann wäre er immerhin ein Politiker, der seine Wahlversprechen hält.
*(früher hieß es immer „Selbstwahl stinkt!“, aber das kam vermutlich erst in der Mittelstufe.)
Grundprinzip verstanden, oder ;-)?
(spannend wird jetzt der nächste Tag… Einhalten von Wahlversprechen und so…)
Tja, war wohl nix 😉
Ich empfehle: „Ich bin für mich“ ein Buch von Martin Baltscheit 🙂
Außerdem haben wir bei uns in der Schule die Regel eingeführt, dass jeder mögliche Kandidat mindestens zwei Befürworter haben musste, bevor er auf die „Tafel“ kommt.
Auch eine gute Idee!
Früher – zumindest kann ich mich nicht daran erinnern – gab es auch keine Klassensprecher in der Grundschule.
Bei mir damals schon, aber ich kann mich nicht mehr ans Procedere erinnern.
Das habe ich gerade genau so hinter mir 🙂 Nachdem alle (!) Namen an der Tafel standen, warf ich in die Runde, wie es denn wäre, wenn jeder drei Stimmen abgeben könnte, Stimmenkumulation ausgeschlossen. Große Begeisterung – drei Stimmen abgeben ist ja viel toller als nur eine, besonders bei geheimer Wahl.
Dadurch ergab sich dann, dass fast alle mindesten eine Stimme hatten, und die Klassensprecher eine vernünftige Mehrheit fanden. Ein besonders selbstbewusstes Kind hatte keine Stimme bekommen. Aber wir hatten einen Wahlzettel, auf dem ganz oben stand: „ich selbst“ :))
Da habe ich kurz drüber nachgedacht und dann verworfen. Aber das passiert mir nicht noch einmal 😉
Mehrheit ist Mehrheit und Opposition ist Mist. Also alles richtig gemacht.
Heute war es bereits insofern erfolgreich, dass Sinan viel weniger als sonst ermahnt werden musste. Nur noch so… 13x…
Oh je
Jepp.
Ich lasse die Kinder immer Wahlreden schreiben, das reduziert zum einen die Zahl der “willigen “ Kinder und es kommen die tollsten reden dabei raus. Sie machen sich wirklich Gedanken, wie sie stimmen bekommen… Unser Klassensprecher hat die Mädchen mit versprechen zur Klassenraumverschönerung auf seine Seite gezogen 🙂
Das ist eine tolle Idee!