Die ZEIT heilt alle Wunden

Es ist schon ein Kreuz mit der eigenen Eitelkeit.

Langjährige Leser dieses Blogs wissen, dass ich mich in der Vergangenheit des Öfteren darüber mokiert habe, dass sich die Medien ausschließlich für Lehrerblogs von Kollegen weiterführender Schulen interessieren. Zu Unrecht, schließlich machen auch wir Schule und schreiben darüber. (Und, hey, gar nicht mal so schlecht!) Aber die Grundschule scheint im Blick der Öffentlichkeit noch immer zu oft altbackenen Klischees verhaftet und für Medienschaffende einfach nicht spannend genug zu sein. Zu viel Bastelkram, zu wenig, was sich gut verkaufen lässt. Ich habe es akzeptiert; grummelnd zwar, aber doch hingenommen und – natürlich – weitergebloggt. Schließlich geht es hier ja um viel mehr. Von Zeit zu Zeit wird die Seite in den Bildungsforen verschiedener Magazine verlinkt, was ihr eine kurzzeitige Besucherschwemme beschert. Die größte Lesermenge findet ihren Weg hierher aber nach wie vor über die Suche nach strammen Schenkeln. (Nein, das ist natürlich ein Scherz. Es ist höchstens ein Drittel.)

Dann irgendwann meldete sich stern.de mit einem Blogangebot und kurz darauf der Westermann-Verlag, um mir eine regelmäßige Kolumne in einer Fachzeitschrift anzubieten. Beiden Redaktionen war die Seite aufgefallen. Es ist mir ein kleines bisschen peinlich, aber, ja, ich war total aus dem Häuschen deswegen. Die Projekte klangen spannend und so habe ich die Chance, mein Näschen in neue Bereiche zu stecken, nicht nur genutzt, sondern sie gewissermaßen ins Gebüsch gezerrt und ihr das Fell über die Ohren gezogen. Siehe da, es gibt neben der Schule durchaus weitere interessante Arbeitsbereiche! Andere Lehrer spielen in ihrer Freizeit Tennis, warum also nicht ein wenig schreiben?

Ein paar Monate später habe ich festgestellt, dass es zwar interessant ist, regelmäßig über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schreiben, aber nur solange dieselbe dabei nicht auf der Strecke bleibt. Also habe ich beim Stern wieder aufgehört (nicht ohne gemeinsam mit meiner großartigen Reakteurin ein paar tränenreiche E-Mails zu wechseln. Katarina, wenn du das liest: Es war gold mit dir!) und mich wieder auf meine Kernbereiche konzentriert: Schule und Familie. Denn genaugenommen wäre man ja bereits mit nur einem davon voll ausgelastet. Der Blog bleibt natürlich, schließlich hat er mittlerweile nicht nur Laufen, sondern mindestens auch Dreiradfahren gelernt.

Und dann passierte es: Unverhofft hatte ich letzte Woche eine E-Mail vom ZEITmagazin im Posteingang. Darin eine journalistische Anfrage. Die ZEIT! Endlich! Ich musste durchs Zimmer tanzen und laute Schreie ausstoßen, um dieser Gefühlswallung Herr zu werden. „Herr Weh!“, schrie ich in Fettdruck und kursiv durchs Haus, „Herr Weh! Die ZEIT will mich! In echt! In Print!“ Herr Weh freute sich mit mir und gespannt wartete ich die näheren Informationen ab. Boah, einmal mit dem Blog in der ZEIT auftauchen, dann habe ich mein persönliches Ziel erreicht und kann hier dichtmachen!

Auch beim ZEITmagazin arbeiten nette Redakteure. Da habe ich ja wirklich Glück gehabt. Ich kenne ja, Stern und Westermann eingeschlossen, erst drei und alle waren ausgesprochen freundlich zu mir. Ich bin also richtig, richtig aufgekratzt und kommuniziere fröhlich mit dem netten ZEITmenschen. Und dann erfahre ich, was das Magazin von mir möchte.

Nein, kein Thema bildungspolitischer Relevanz. Auch kein pädagogisches Outfit.

Sie wollen … die Fischlaterne.

Also jetzt fühle ich mich wieder total Grundschule.

28 Kommentare zu „Die ZEIT heilt alle Wunden

  1. Da bin ich ja froh. Es wäre doch sehr schade, wenn dann hier „zu“ wäre. Aber vielleicht haben Sie ja Glück und die ZEIT erkennt mit der Zeit, was für eine tolle Autorin Sie sind. Bei den Aussichten (persönliches Ziel erreicht und so) muss ich allerdings ganz egoistisch feststellen, dass ich mir das nicht wünsche. Ihnen aber schon.

  2. Ich frage mich nur: was bitte möchte die Zeit mit einer Fischlaterne??? Das ist mir völlig rätselhaft … Ansonsten lese ich Deinen Blog immer noch mit mehr Freude und Vergnügen als die Zeit. Also bitte weiter so!!!

    1. Hmm … ich weiß es, aber das darf ich bestimmt noch gar nicht sagen, weil es nächste Woche erscheint. Aber ich werde berichten! (Wenn es mir dann nicht zu peinlich ist :mrgreen: )

  3. Ich fühle mit!! Wenn sie wenigstens die Latex-Laterne (mein ewiges Highlight aller von mir gelesenen Blog-Geschichten) gewollt hätten! Ich hatte letzthin auch eine Anfrage einer grooooooßen deutschen Zeitung für ein großes Interview – heimlich übte ich schon die Dankesrede für den Pulitzer-Preis – und dann wollten sie von mir wissen, ob in Dubai wirklich alle Hausangestellten regelmäßig von ihren „Herrschaften“ krankenhausreif geprügelt werden…..

  4. Das gibt doch gar nicht! Mir fehlen die passenden Worte und bin auf jeden Fall froh, dass du hier weiterschreibst. Immer wieder köstlich und so wunderbar auf den Punkt gebracht!!! LG Gille

  5. na, wenigstens hatten wir hier wieder was zum lachen. ich hoffe, der schlag traf nicht allzu tief…
    aber was die mit der fischlaterne wollen, dass würde mich ja nun auch interessieren 🙂

    1. Ich bin auch wirklich gespannt, was daraus wird. Bis jetzt habe ich mit dem reizenden Redakteur in dieser Angelegenheit immerhin … Moment … 18 E-Mails gewechselt.

  6. Liebe Frau Weh! Ich unterrichte an einer weiterführenden Schule und ich liebe Ihren Blog. Wie kann man auf den Gedanken kommen, dass Blogs über weiterführende Schuleb mehr gelesen werden? Glaub ich nicht.
    Machen Sie weiter so, ist mir egL ob ihr Blog bei Spiegel oder so auftaucht, ich hab ihn ja gefunden, abonniert und ich liebe ihn 😜
    Entschuldigen Sie noch die Rechtschreibung, mit dem ipad ist es doch sehr mühseelig…

  7. Ich glaube, ich würde hier auch mitlesen, wenn du über… keine Ahnung….irgendwas schreiben würdest. Dein Schreibstil ist genial! Du bringst uns hier regelmäßig zum Lachen, manchmal kullert auch ein Tränchen und den Eintrag, in dem du deine kinderlose Kollegin umarmst, weil du wegen einer Bemerkung von ihr gemerkt hast, wieviel Halt und inneren Reichtum dir deine Familie gibt, den habe ich mir ausgedruckt und über den Schreibtisch gehängt. Und lese ihn immmer wieder.
    Fischlaterne, also ehrlich! Ebenfalls pffff….

  8. Also, ich liebe Deine Fischlaternen! Unsere hängen das ganze Jahr am Bücherregal und dürfen bald wieder raus, zum Angeben beim Martinsumzug. Aber ich bin ja auch nur Grundschulkindermama… Und was und wie Du schreibst, liebe Frau Weh, das ist immer wieder schön und lustig und – wie schon andere vermerkt haben – „mindestens Uni“. Liebe Grüße! Greta

  9. Ich glaube, ich weiß, was die ZEIT mit der Fischlaterne will! Gerade habe ich das Zeit Magazin Nr.45 gelesen und in der Vorschau auf nächste Woche erscheint „Die perfekte Laterne zum Selberbasteln in der `Wundertüte`“, einer neuen Rubrik im Heft.

  10. Die Medien interessieren sich nicht für die Debatten, die wir mit unseren Blogs anstoßen wollen, sie brauchen uns nur ab und zu als Aufreger, da bin ich inzwischen ziemlich illusionslos.
    Du hast deine Leser im Netz un die finden dich nicht GRUNDSCHULE – also mach weiter, was brauchst du DIE ZEIT!

  11. Also, ohne die ZEIT und die Wundertüte hätte ich nie den Weg hierher gefunden – und das wäre sehr schade gewesen!

    1. Vielen Dank für den netten Kommentar! 🙂
      Jetzt, wo ich das Magazin in den Händen halte, muss ich aber auch sagen, dass sie es nett gemacht haben.

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