Chaos, blankes

Für heute bin ich fertig. Völlig alle, erledigt, entnervt.

Die Drittklässler in Kunst (KUNST, fast mein Lieblingsfach! Wie konnten sie nur!) – ein einziger Sauhaufen. Als hätten sie noch niemals auch nur einen Pinsel aus der Nähe gesehen. Farbe? An Händen, Wänden und Kleidung. (Geschrei.)

Zwei Stunden, die so dermaßen aus dem Ruder liefen, dass mich die blanke Verzweiflung packte. (Für die Nichtlehrer: Das fühlt sich dann so an, als würden die Eingeweide von einer zähen Pickelschicht überzogen werden. Der einzige Gedanke, der einen dann heimsucht, ist: Flucht, Flucht! Kein schönes Gefühl.) Ja, ich wäre tatsächlich am liebsten weggerannt. Die Lautstärke, das ständige „FrauWehFrauWehFrauWeh“, Platzgerangel, der hat aber den Ellbogen auf meinen Tisch gelegt! (Geschrei), Überschwemmungen (noch mehr Geschrei).

Du liebe Güte!

Nun mit ein wenig Abstand, einer ordentlichen Portion künstlich zugeführtem Serotonin und einer geringen Menge Selbstmitleid ausgestattet muss ich erkennen, dass die Stunde gleich mehreren groben Planungsfehlern zum Opfer fiel. Es war ein blöder Fehler anzunehmen, dass die Drittklässler Magenta als Rot akeptieren, nur weil ich das so sage. (Geschrei.) Es war ein noch blöderer Fehler den Kindern Zeitschriften für eine Collage zur Verfügung zu stellen, die doch tatsächlich Werbung für Duschgel oder Bodylotion enthielten. Hormonalarm bei den Kerlchen. Als hätte ich den Playboy verteilt und nicht die Brigitte. Heiße Öhrchen und Hitzewellen. (GeschreiGeschreiGeschrei.)

Es ließe sich noch mehr hinzufügen, aber ich kann nicht mehr. Also hake ich den Tag ab. Kommt doch morgen schon die nächste Chance auf pädagogische Glanzleistungen.

Und Punkt.

Endlich Ruhe.