Von Menschen und Mäusen

Es geht hoch her im Sitzkreis. Wild werden alle Möglichkeiten ausdiskutiert, welche Tiere zu Besuch kommen können. Endlich mal ein Sachunterrichtsthema, das ausnahmslos allen Zweitklässlern gefällt. Mehr noch, in das sie ihr ganzes Herzblut zu stecken bereit sind. Meerschweinchen, Schildkröten, Katzen, Kaninchen. Alle wollen mitgebracht und angeschaut werden. Dennoch bleibe ich hart und verbiete auch nach größerem Aufruhr und unzähligen AchbitteFrauWeh!s die Mitnahme von Goldfischen, Hamstern oder anderem Kleingetier im Ranzen.

„Aber warum?“, heult Nick, „mein Hamster schläft eh immer, den kann ich morgens einfach ins Mäppchen packen!“

„Ende der Diskussion. Tiere nur zum Kurzbesuch und mit Elternbegleitung. Nein, auch kein Transport im Schulbus!“ Ich bleibe hart.

„Ich bring Diego Maradona mit. Das ist unser Mops“, teilt Nathalie mit.

„Was ist denn ein Mops?“, fragt Victoria leicht pikiert.

„Ein hässlicher Knautschhund“, weiß René.

Glücklicherweise schaltet sich da Tom1 deeskalierend mit der Feststellung ein, dass bei ihm im Garten sehr viele Maulwürfe leben würden, die einfach nicht totzukriegen seien. Wir könnten uns das doch mal angucken. Und der Papa steht am Wochenende immer mit der Schaufel und macht so…! Mit seiner sehr anschaulichen, allerdings auch äußerst ausladenden Handbewegung trifft er Justin an der Stirn („Du Arsch!“), woraufhin ich mich erneut genötigt sehe, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.

„Wie sieht es denn mit Rennmäusen aus? Hat jemand Rennmäuse?“

„Ja, wir!“, Lennox winkt wild.

Aha? Ich kann mich an keinen Käfig erinnern. „Wo habt ihr die denn, Lennox?“

Lennox überlegt. „Na, so überall. In der Küche, manchmal auch im Wohnzimmer. Die sind da so.“

„Oh“, was sag ich jetzt? „Das sind dann wahrscheinlich eher Hausmäuse, keine Rennmäuse.“

„Klar sind das Rennmäuse!“, brüllt Lennox sauer, „die rennen da doch immer voll rum!“

 

 

0 Kommentare zu „Von Menschen und Mäusen

    1. Ich glaube, das wird sehr harmlos. Diesmal gibt es keine Exoten, keine Nutztiere, nichtmal Insekten. Ach doch, Läuse haben wir gerade mal wieder in der Schule.

  1. Und was sieht die gerade korrigierende Kollegin als allererstes auf dem Bild? Den Rechtschreibfehler.
    Ein sicheres Zeichen, dass es für heute wohl reicht.

    Ein schönes Thema, ich konnte mir die Darstellung von Tom1 lebhaft vorstellen.

    Und ein noch schöneres Bild, da geht einem doch das Herz auf. Ob meine wohl auch mal…? Vermutlich nicht.

    P.S.: Ich werde mich wohl nie an die vereinfachte Ausgangsschrift gewöhnen.

    1. Eindeutig ein Gymnasialproblem. Ich sehe das – für einen Zweitklässler – recht ebenmäßige Schriftbild, das (ärgerlich!) bewegungsfalsche o, die schöne Konsonantverdopplung und eine Maus mit Herzchen.
      Trink einen Kaffee und entspann dich ein bisschen 😉

      1. Ich sagte ja, dass ich dringend Feierabend machen müsste 😉
        Wo bewegt sich denn das „o“? Das sieht doch völlig normal aus?

        Vielleicht kann ich das gewinnbringend sofort weiter verwenden, denn zwei aus meiner 13 haben immer noch so eine Handschrift.

  2. Also wir hatten mal Nacktschnecken… und haben gelernt, dass die sehr gut aus einem Aquarium (mit Folie drüber) entweichen können…. Viel Spaß mit den Tieren und pass gut auf! Rana

    1. Schnecken gabs hier auch schon und vertrocknete Regenwürmer… und Spinnen und Echsen. Ich bin da hart im Nehmen 😉

  3. Das erinnert mich daran wie meine erste Berufsfachschulklasse versuchte mich zu schocken, in dem zwei Schüler ihre Ratten von zu Hause in meinen Unterricht mitbrachten. Leider einfach so auf der Schulter sitzend statt in einem geeigneten Transport Gefäß. Für mich das einzig Schockierende daran… 😉

    1. Ich finde Ratten ja ganz großartig. Und wenn das mittelgroße Wehwehchen ein Haustier bekommt, dann wird das sicherlich eine sein. Allerdings erst, wenn Schmidts Katze nicht mehr unter uns weilt… 😉

      1. RICHTIG!! 😀
        Dein Blog erinnert mich übrigens an einen Zootiertag in der Villa, den ich vor 18 Jahren mal organisiert habe. In Erinnerung grinsend lehne ich mich zurück *Grins* und wünsche Dir, das keins der mitgebrachten Haustiere entfleucht und durchs Schulhaus schwadroniert.

      2. 😀 So schlimm wars nicht. Nur die Zicklein und ein Meerschweinchen hoppelten unkontrolliert durchs Haus. Aber Zicklein sind ganz schön flink, hopsen überall hoch und kacken ganz viel…

      3. „und kacken ganz viel…“

        Und damit schließt sich der Kreis: Willkommen in der Grundschule! 😀

  4. o O – solange Lennox‘ Familie nur Mäuse und nicht die Reim-Tierchen dazu hält geht’s/rennt’s ja noch…
    (sehr nettes Briefchen!)

  5. Wir sind ja heute Nacht um 1:30 Uhr geweckt worden weil Mr. Ernie (http://cl.b1t.me/G55Y) sich eine „Renn“maus von draußen mitgebracht hatte und dieser nun vor unserem Bett den Garaus machen wollte. Offensichtlich ist er aber Pazifist und hat sie leben lassen. Anders kann ich nicht erklären, warum er heute morgen hoch gespannt neben dem Kleiderschrank saß und versuchte, sich hinter diesen zu quetschen…

    Du siehst: Lennox könnte auch bei uns wohnen 😉

    1. Mr. Ernie wirkt sehr interessiert und vital muss ich sagen!

      „Du siehst: Lennox könnte auch bei uns wohnen“
      Das wäre eine überlegenswerte Option, die ich gerne beim kommenden Elternsprechtag ansprechen werde 🙂

    1. Der Zug zurück. Die kleinen Buchstaben o, a und c müssen bei uns abgesetzt und dann zurück am Ausgangspunkt weitergezogen werden, sodass der Buchstaben rund bleibt. Ja, das ist blöd, ich weiß 😉

  6. Apropos Mäuse:
    Wir hatten zwei Tage Spaß mit einer toten Maus! Die sah so süüüß aus und wanderte selbstverständlich in die Schultasche einer Zweitklässlerin. Erst mit einer feierlichen Beerdigung durch die Klassenlehrerin Frau D. kehrte Ruhe ein, obwohl einige Kinder meinten, das Mäuschen zuckte noch! Sie wollten das arme Tier eventuell am Nachmittag doch noch einmal ausbuddeln – nur zum Nachgucken! Wir haben dann erklärt, dass Frau D. bestimmt kein lebendiges Tier beerdigt hat. Liebe Maus, RIP!

      1. … welche ich auch in deinem Blog wunderbar wiederfinde! Ein fröhliches „weiter so!“

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