Es gibt ja soviel, was man nicht weiß, wenn man zum ersten Mal Mutter wird. Niemand sagt einem zum Beispiel, dass es wahnsinnig anstrengend ist, wenn das Kind nicht durchschläft. Dass auch die Bäuerchen des eigenen Babys einfach nur fies stinken, wenn sie auf der Kleidung antrocknen. Oder dass der positive Schwangerschaftstest in der Hand bereits das erste Warnzeichen darstellt, dass man den Kampf gegen die Schwerkraft auf kurz oder lang verlieren wird. All dies weiß man nicht. Und noch so vieles mehr.
Ich hätte mir in verschiedenen Lebenslagen einen Kurzratgeber gewünscht. Zum Beispiel: Sie haben ein Spuckbaby? Lesen Sie hier, auf welche Stoffe Sie bei Ihrer Oberbekleidung jetzt besser verzichten! Oder – als Ratgeber für Herrn Weh – 10 überlebenswichtige Sätze, die Sie einer übermüdeten Mutter niemals sagen sollten. Auch für das Kindergartenalter wäre das nicht schlecht. Gerne hätte ich diesen hier gehabt: 10 Standartfloskeln, die man parat haben sollte, wenn man vor allen anderen Müttern von der Erzieherin angesprochen wird. Ohne Beleidigungen!
Und natürlich wäre so ein Ratgeber auch für die Grundschule sinnvoll. Ich schließe hiermit also eine Lücke. Frau Weh, die Botschafterin für ein friedliches Miteinander zwischen Lehrerinnen und anderen Menschen erklärt jetzt mal, wie das so ist:
- Kinder, die ihr Pausenbrot (oder das Actimel, die Milchschnitte, das Kinder Pingui) vergessen haben, sind nicht akut vom Hungertod bedroht. Es ist nicht notwendig in den Unterricht zu platzen, um die gut gefüllte Brotdose nachzubringen, das Kind mehrfach zu küssen und schnell noch ein paar Verabredungstermine mit anderen Kindern zu vereinbaren.
- Kinder, die ohne Sportzeug zum Sportuntericht kommen, kriegen einen Anraunzer und sitzen auf der Bank. Seelische Schäden resultieren hieraus nur sehr selten. Mit einem erbosten Anruf bei der Schulaufsicht erreicht man in der Regel nichts. Sich deswegen an die Presse zu wenden, ist… unnötig.
- Dreckige Kinder sind glückliche Kinder. Es gibt einen guten Grund, warum weiße Tüllröckchen niemals in die engere Auswahl für eine Schuluniform kämen. Auch Löcher in Kniehöhe und im Knie selber können während und nach einer Pause vorkommen, führen meistens in das Kämmerchen des Hausmeisters, aber nicht ins Grab.
- Einmalig vergessene oder nicht notierte Hausaufgaben sind niemals und unter keinen Umständen ein Grund bei der Klassenlehrerin anzurufen. Und wo man gerade schon mal am Telefon ist, …! Nein, das kommt nicht gut. Man könnte es stattdessen durchaus bei einem Klassenkameraden versuchen. Vielleicht hat der ja aufgepasst.
- Kinder – auch wenn sie unser elterlicher Augapfel, der Sinn unseres Seins und die Liebe unseres Lebens sind – sind manchmal Monster. Sie streiten. Sie stinken. Sie wären heiße Kandidaten für einen Flug ins All ohne Rückticket. Seien Sie entspannt, das ist normal. Und es geht auch wieder vorbei.
Was sind eure High Five der Dinge, die mal gesagt werden sollten? Was möchtet ihr Eltern vor, während oder auch nach der Einschulung so richtig gerne einmal rückmelden? Oder an die Eltern: was ist so typisch (Grund-)Schule, dass es schon weh tut? Wann würdet ihr die Grundschullehrerin eures Vertrauens gerne einmal fragen, ob sie das, was sie da tut, wirklich ernst meint?
Lasst mich teilhaben an euren Lieblingsszenarien schulischer Wonnen, ich freue mich auf Rückmeldungen… 🙂
*wegen denen man niemals bei einer Lehrerin anrufen sollte
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß mir da bzgl. der Klasse oder Lehrerin an sich nicht viel einfällt. Alles soweit paletti. Aber das Kind ist ja auch erst in der ersten Klasse. *g*
An die Betreuer der Ganztagsschule habe ich schon meinen letzten Rant im Blog gerichtet, aber hier gerne nochmal die Kurzfassung:
„Nein, liebe Betreuer, solange ihr nicht in der Lage seid, die Hausaufgaben der 1. Klasse zu durchschauen, lasse ich mir nicht verbieten, zu Hause nochmal einen Blick drauf zu werfen.“
Ein Schulwechsel (zur Waldorfschule) ist durchaus ein Grund, eine Lehrerin anzurufen. Dies muss aber NICHT am 4. Advent um 21 Uhr geschehen. Man sollte dafür auch NICHT 3x hintereinander 15x klingeln lassen, so dass es den Anschein einer lebensbedrohenden Situation macht. Auch wenn man diese Entscheidung erst seit 6 Wochen (!!!) getroffen hatte, muss man die Info nach reiflicher Überlegung nicht zwingend sonntags abends loswerden. Montag hätte auch gereicht.
Ich lese gerne hier. Aber – was wir nach massenhaft Schulerfahrung sagen können?
Es geht auch ohne Schule. Und für uns: besser.
Mehr darüber gibt es beispielsweise hier:
http://www.tologo.de
Also ein Vater eines Kindes hat etwa 9 Monate regelmäßig bei meinen Eltern angerufen, um sein Kind zu entschuldigen. Dabei hat er weder begriffen, dass ich dort nicht wohne (ich stehe aber nicht im Telefonbuch), noch das ich zuvor die Schule gewechselt habe und damit nicht mehr für sein Kind verantwortlich war…
Haha, Knaller! 😀
6. So richtig familien-idyllisch ist es eventuell nur 5 Jahre. Das 1.Jahr kann man wegen Ruhestörung vergessen, 5 Jahre später die Einschulung:
http://tomschrat.wordpress.com/2010/10/10/sein-schrecklichster-tag/
Ich frage mich, was aus den Grundschuleltern wird, die ihren Kindern die Brotdose in den Klassenraum nachbringen. Denn bei uns kommen diese nicht an, wie sich zeigt, wenn man mit Quintanern auf Klassenfahrt zum Wandern fährt und das einzige Schuhwerk, das die Kinder mithaben, Ballerinas oder Flipflops sind. 🙂
Diese Kinder fahren vielleicht gar nicht mit auf Klassenfahrt? Wegen der möglichen gefahren, die da überall lauern?
DOCH!
Sie fahren mit!
Im Gepäck eine seitenlange „Gebrauchsanweisung“ für die Hand des Lehrers –
nicht zu vergessen,
das vorher stundenlange „Einweisungsgespräch“ ;-),
„damit auch alles rund läuft“….
Haben Sie Ihre fünf Punkte schon einmal beim ersten Klassenelternabend vorgetragen oder gar den Eltern in die Hand gedrückt?
Ich find sie prima. Überlege mir glatt 5 Punkte für die Hauptschule. Obwohl: Die Eltern sind nicht mehr interessiert, der Übertrittstango („Mein Kind kommt nicht in die Tabuzone [=Hauptschule]“, so der O-Ton einer Mutter) ist ja vorbei.
Das birgt auch Chancen. Wir können am Kind, mit dem Kind und auch gegen das Kind arbeiten.
LG J
1) Stellen Sie sich Ihr Kind in drei (wahlweise: fünf) Jahren vor. Ist sein jetziges Verhalten Ihnen oder anderen Personen gegenüber dann noch akzeptabel? Oder Ihr Verhalten ihm gegenüber? Wenn nicht – ändern Sie schnellstens etwas daran!
2) Wenn Sie von der Lehrkraft Ihres Kindes eine Liste für Arbeitsmittel bekommen – besorgen Sie die Sachen die drauf stehen und nicht etwas anderes!
3) Stärken Sie Ihrem Kind den Rücken gegenüber unfairen Lehrern!
4) Stärken Sie Ihrer Lehrerin den Rücken gegenüber unfairen Kindern (und Eltern)!
5) Nehmen Sie Schule ernst – aber nicht auf Kosten Ihres Kindes.
6) Loben Sie! Alle! Immer wieder!
Nein, ich will sie doch nicht schon zu Beginn vergraulen 😉
Was ich mir allerdings nicht verkneifen kann, ist der Spruch meiner ersten Schulleiterin:
„Glauben Sie Ihrem Kind 50% von dem, was es (aus der Schule) erzählt, dann mache ich das auch!“
6. Kinder, die zu Hause angeblich Engelchen sind, können in der Schule durchaus auch Bengelchen sein. Und das liegt NICHT zwangsläufig an der Lehrerin. Und auch die ewigen Elternbeteuerungen ändern an der Situation nichts.
Deine fünf Punkte sind spitze. Ich habe mich nahezu in jedem einzelnen Punkt wiedergefunden. Insbesondere in der Brotdose,die wahlweise aber auch ein Turnbeutel, Hausaufgabenheft oder sonstige lebensnotwendige Dinge sein kann. Und Anklopfen ist sowieso unnötig. Einfach rein geht ja viel schneller… Undfällt bestimmt auch weniger auf!
Wenn ich sowas lese, fühle ich mich immer wie eine Rabenmutter. Mein Kind tritt seinen Schulweg alleine an. Währenddessen bin ich schon auf dem Weg zur Arbeit. Was dann noch zu Hause rumfliegt, fehlt eben an dem Tag im Ranzen. Pech. Ich hätte weder Zeit noch Gelegenheit, meinem Kind seinen Allerwertesten hinterherzutragen, wenn es ihn irgendwo vergessen hat, und eigentlich dachte ich, daß doch immer mehr Mütter arbeiten gehen? Wo nehmen die noch die Zeit für sowas her?
Es gibt immer solche und solche 😉
Also, ich geb’s auf… Die Chose mit dem Einloggen-Müssen, um kommentieren zu können, ist wirklich extrem lästig.
Der Rant findet sich jedenfalls hier: http://www.rueckspiegel.org/
An die Lehrer/innen? Nicht unbedingt und ausschießlich an die meiner Kinder, aber wenn ich die Summe aus den Klagen um mich herum ziehe:
1) Teilen Sie den Eltern mit, mit welchem Medium und zu welchen Zeiten Sie kontaktierbar sind. Und kümmern Sie sich darum, dass dieser Kommunikationskanal dann auch funktioniert. Ich kann Ihnen nicht an der Nasenspitze ablesen, ob Sie zu den Lehrern gehören, die im Zweifelsfall gerne angerufen wrden oder zu denen, die eine Email bevorzugen – oder zu denen, die nur auf mit dem Sekretariat abgesprochene Einzelgespräche reagieren.
2) Mein Kind ist im Unterricht sicher ganz anders als zu Hause. Glauben Sie mir bitte auch, dass das umgekehrt ebenso ist. Und dass der Verlauf eines Schultags Auswirkungen auf das Verhalten zu Hause hat. Wenn das Kind in der Schule ein Engelchen ist, aber nach Verlassen des Schulgebäudes regelmäßig heulend und brüllend zusammenbricht, ist das eine Information, die auch Sie etwas angeht.
3) Schule war vor 30 Jahren anders. Es tut mir leid, dass Sie jedes Jahr mit Neueltern zu tun haben, denen Sie viel erklären müssen. Aber wenn Sie möchten, dass die Eltern mit Ihnen an einem Strang ziehen, sollten Sie wenigstens in groben Zügen erklären, wie heutzutage Unterricht gemacht wird. Und wie nicht. Und vielleicht auch, warum.
4) Ich verstehe, dass heute in der Schule viel betrieben wird, was ich lieber mit meinem Kind zu Hause tun würde. Ich finde es aber nicht ok, wenn das Kind zu Hause nicht kochen, backen, Ausflüge machen und in die Bücherei gehen möchte („weil wir das in der Schule so viel machen“) und ich mich im Ausgleich darum kümmern muss, ihm an den späten Nachmittagen den Schulstoff zu vermitteln, weil dafür in der Unterrichtszeit keine Zeit geblieben ist.
5) Nein, es ist nicht immer möglich, Materialien von einem Tag auf den anderen zu kaufen. Auch wenn es um Dinge geht, von denen Sie annehmen, dass sie in jedem Haushalt vorrätig sind. Ja, ich rede auch von diesen runden Käseschachteln, deren Erwerb eine Tour durch fünf Lebensmittelläden erforderlich machen kann.
1) und 4) finde ich wahnsinnig wichtig!
Ich finde alle Punkte sehr interessant und aufschlussreich. Aber bei 4) sehe ich die andere Seite der Medaille. An meiner Brennpunktschule würde ich die Kinder gerne mal mit dem Gefühl nach Hause schicken, dass zu viel gebacken wurde etc. Hausaufgaben als Übung für Eltern und Kind aufgeben: Bleibt ein Wunschtraum. Aber ob bei meinen Kids zu Hause viel gekocht wird und Ausflüge betrieben werden wage ich auch zu bezweifeln.
„Hausaufgaben als Übung für Eltern und Kind aufgeben“
Offenbar bin ich auf zu „gute“ Schulen gegangen, denn bei mir hat’s das gegeben. Und ich habe es gehasst, weil meine Eltern der Meinung waren, dass sie während ihrer Schul- und Studienzeit genug Hausaufgaben erledigt hätten und von meinen Lehrern keine entgegen nehmen wollten. Und dass es ausserdem Verschwendung von Zeit und Papier ist, letzteres um Schulbücher mit kindertauglichem Einband zu packen, beispielsweise. Natürlich sieben Bücher und fünf Hefte bis zum nächsten Morgen, pro Kind versteht sich. Und auch wenn ich mir als Kind kooperativere Eltern gewünscht hätte, würde ich inzwischen auf derartige Anliegen ähnlich reagieren. Hausaufgaben sollten die Schüler selbständig erledigen können, sonst sind sie falsch gestellt.
Ich meinte nicht einmal die regulären Hausaufgaben. Die sind ein Thema für sich – als ich in die Schule kam, war es ganz klar, dass HA eine Sache zwischen Lehrer und Schüler sind. Als mein Ältester in die Schule kam (Brennpunktschule), erklärte die Direktorin bereits bei der Einschulung, dass die HA ohne Mithilfe der Eltern nicht zu machen seien. Das ist auch tatsächlich so und das liegt am Lehrmaterial; ich lese mitunter im Rahmenlehrplan, um ein Gespür dafür zu bekommen, wie eine Aufgabenstellung in einem dieser kunterbunten Arbeitshefte gemeint sein könnte.
Was ich meine, ist aber: Kind macht in der Schule jede Menge Dinge, Projekte, Schulgarten, monatlich Bücherei, Ausflug zum Schulzahnarzt, Projekttage, Ausflugstage, Museumsbesuche, etc – hat zum Ende des 2. Schuljahres vom kleinen Einmaleins die Zweier-, Dreier- und Fünferreihe durchgenommen (wobei Kopfrechnen bereits gänzlich aus dem Unterricht nach Hause verlagert wurde, weil das ja wegen der Binnendifferenzierung nicht geht), vom im Bundesland vorgeschriebenen Grundwortschafz ca. 10% als Lernwörter aufgehabt (und abgesehen von den Lernwörtern wird kein geschriebener Text korrigiert, weil das Konzept weißderhimmelwie ist) – und wird in die Sommerferien mit einem fröhlichen „Na, und gucken Sie dann mal, dass der Rest bis zu den Herbstferien sitzt. Also nach den Ferien natürlich, für die Ferien geben wir ja nichts auf.“ entlassen.
Ich denke übrigens nicht, dass das die fiesen Lehrer so erfinden – ich bin mitunter platt, was heutzutage alles Bestandteil des Unterrichts ist, wie sehr auf die Kinder eingegangen wird, wie ernst sie genommen werden. Was alles angeboten wird (auch wenn ich denke, dass viele Angebote viel zu früh kommen). Ich würde mir da vor allem wünschen, dass die Lehrer selbst klare Prioritäten setzen und diese auch kommunizieren. Wenn sich herausstellt, dass die Lehrpläne einfach zu voll sind – dann müssten Eltern und Lehrer gemeinsam argumentieren. Wenn die Lehrerin es wichtiger findet, den Kindern die Benutzung einer Bibliothek beizubringen als Rechtschreibung zu üben – dann bin ich darüber nicht glücklich, wüsste aber zumindest gerne die Begründung.
„und abgesehen von den Lernwörtern wird kein geschriebener Text korrigiert, weil das Konzept weißderhimmelwie ist“ … und das ist das Problem:
Viele Eltern erkennen die Konzepte der Grundschule nicht mehr wieder, weil sich seit ihrer eigenen Schulzeit einiges verändert hat. Es ist aber ein Irrtum zu glauben, es würde keine Rechtschreibung oder das 1×1 nur in gekürzter Form vermittelt! Über die Zustände an der Schule, über die Sie schreiben kann ich natürlich nichts sagen.
Leider ist es mancher Lehrerin aber nicht möglich, die veränderten Aufgaben immer allen Eltern verständlich zu erläutern. An wem das liegt, sei dahingestellt. 🙂 Vielleicht hat es aber doch seine Berechtigung, dass der Beruf der Grundschullehrerin in einem Studium mit anschließendem Referendariat erlernt wird und nicht nur aus 1,2,3 oder „lalelu“ besteht – was, wie ich gerne immer wieder höre – jeder kann. Das Studium der Rahmenlehrpläne ist gewiss ein Anfang, aber auch nur semiprofessionell.
Es hilft, auf Elternabende zu gehen oder freundlich bei der Kollegin nachzufragen, wenn man das Konzept nicht versteht.
Viele der zusätzlichen Aktivitäten, die in der Grundschule stattfinden sind auch nicht gerade eine Arbeitserleichterung für die Lehrer! Die Schlepperei von Anschauungsmaterial und der zusätzliche Zeitaufwand von Ausflügen, Büchereibesuchen usw. erleichtern nicht gerade die Arbeit und zeugen von großem Engagement! Sie sind aber notwendig, weil leider nicht alle Eltern so einen Einsatz zeigen und andere Kinder (gerade in Brennpunktschulen) sonst z.B. eine Bücherei nicht von innen kennen. Lässt sich dann nur schwer mit einem Arbeitsblatt vermitteln….
*seufz*
„Es ist aber ein Irrtum zu glauben, es würde keine Rechtschreibung oder das 1×1 nur in gekürzter Form vermittelt“ – wenn mir die Lehrerinnen sagen, dass das leider zu Hause gemacht werden muss, weil im Unterricht die Zeit nicht ausreicht, dann gehe ich schon davon aus. Rechtschreibung ist ja ein Thema für sich; ich arbeite in einer kulturell hochwertigen Institution und verzweifle seit einigen Jahren an der Rechtschreibung unserer studentischen Hilfskräfte. Ich denke schon, dass das etwas mit dem Schulunterricht zu tun hat. Auch die E-Mails der ganz jungen Lehrerinnen… ein Thema für sich.
„semiprofessionell“ – na, danke. Ich hatte nie die Ambition, auf dem Gebiet Grundschuldidaktik professionell zu werden, wirklich nicht. Und ehrlich – glauben Sie, die Lehrerin freut sich, wenn ich sie schnell mal freundlich anrufe, weil weder Söhnchen noch ich das Bildchen im Mathearbeitsheft dechiffriert bekommen? Da bemühe ich lieber erst mal das Internet und das spuckt mir eben u.a. hübsche Rahmenlehrpläne aus, denen ich ggf. entnehmen kann, was mit diesen netten Häuschen, Blümchen und Eistüten gemeint sein könnte.
„Es hilft, auf Elternabende zu gehen oder freundlich bei der Kollegin nachzufragen, wenn man das Konzept nicht versteht.“ Danke für diesen äußerst hilfreichen Hinweis. Darauf wäre ich sicher nicht gekommen. Nein, sowas. So einfach kann das Leben sein! Wo kriegt man hier die Smileys mit den rollenden Augen her?
„Viele der zusätzlichen Aktivitäten, die in der Grundschule stattfinden sind auch nicht gerade eine Arbeitserleichterung für die Lehrer!“ Wo, bitte, habe ich das behauptet?
Sie sind also der Meinung, all die Zusatzaktivitäten und der normale Unterrichtsstoff passen problemlos in die Unterrichtszeit? Heißt das, wir gehen jetzt mal alle zu den Lehrerinnen unserer Kinder und sagen, sie sollen sich mal bitteschön ein bisschen Mühe geben, dann geht das alles schon? Wäre schön, wenn das Leben so einfach wäre.
Hausaufgaben können von Kind zu Kind unterschiedlich sein. Man muss nicht direkt hinter der Schultür seinem Kind den Ranzen vom Rücken reißen, die Hausaufgabenmappe durchwühlen, die Aufgaben mit anderen Müttern vergleichen und sich lauthals das Maul, äh, den Mund über diese Ungerechtigkeit zerreißen.
Lieb Frau Weh,
als „Botschafterin für ein friedliches Miteinander zwischen Lehrerinnen und anderen Menschen“ finde ich herrlich! Hier ein paar weitere Erklärungsversuche für Eltern:
1. Zu einem gesunden Frühstück gehören nicht Milchschnitte, Kinder Pingui, Pizza oder überbackene Baguettes und jegliche Art von Süßigkeiten oder koffeinhaltige Getränke.
2. „Mein Kind soll Kind sein dürfen“ heißt in Elternsprache anscheinend, dass das Kind sich vollkommen selbst überlassen wird.
3. Ein Fernseher gehört nicht ins Kinderzimmer eines Grundschülers, auch wenn ich mir immer wieder gerne im Erzählkreis von einem Erstklässler die Details von Filmen wie Terminator oder Horrorfilmen erzählen lasse. Genüsslich lasse ich mich an Elternabenden über den Zusammenhang vom Fernseher im Kinderzimmer und der möglichen weiterführenden Schule aus.
4. Schimpfwörter haben die Kinder nicht erst in der Schule aufgeschnappt.
5. „Mein Kind soll sich wehren“ sind die Kinder, die zuerst zuschlagen.
Hilfe, ich komme in Fahrt! Muss jetzt aufhören…
Die 5! Ja, wie konnte ich die bloß vergessen! 😀
Hmmmm…ich bin ja absoluter Fan der „Mütter-Mafia“ von Kerstin Gier. Darin habe ich sehr viele Eltern wieder erkannt und mich köstlich amüsiert.
Auch ich habe im Laufe der Jahre immer wieder „interessante Momente“ erlebt:
1) … leiden sehr viele Mütter offensichtlich an chronischer Vergesslichkeit, was zur Folge hat, dass die armen Kleinen oft ein „Meine Mama hat vergessen, meine Hausaufgabe einzupacken.“ oder ein „Meine Mama hat vergessen, mir meine Sportsachen mitzugeben.“ zur Folge hat.
Möglicherweise handelt es sich dabei aber eventuell auch um eine vererbliche Veranlagung, denn es ist doch jammerschade, dass 4.Klässer nicht selbst an ihre Hausaufgaben denken können.
2) … ich diskutiere ungern am 2.Schultag (1.Klasse) über den Übertritt ins Gymnasium. Sicherlich gehört das Kind zu den Hochbegabten… KLAR! Aber vielleicht warten wir doch erst mal bis zur 4.Klasse ab????
3) … Mütter, deren Hauptaufgabe des Lebens offensichtlich in der Überwachung der kleinen Erbprinzessin bzw. des kleinen Erbprinzen besteht, und die daher beruflich nicht mehr aktiv sind, neigen dazu, jeden Schritt und jede Tat des Lehrers zu überwachen. Ich finde es interessant, im Stundentakt geschriebene seitenlange Faxe zu lesen und mich über diverse Gedanken nichtberufstätiger Mütter zu informieren – ABER – als BERUFSTÄTIGE Lehrerin schaffe ich es aus Zeitgründen nicht auf jede Anfrage schriftlich ausführlich zu antworten und mich und meine Unterrichtsmethoden zu rechtfertigen.
Ein bisschen Vertrauen wäre schön! Auch ich will nur das Beste für Ihr Kind!
4) … Bei folgendem Satz „Sie haben ja keine Ahnung, Sie haben ja selbst keine Kinder!“ tobt mein innerlicher Werwolf und fletscht die Zähne – ganz schlecht, ganz schlecht. Bitte diesen Satz vermeiden – die Lehrkraft, auch wenn sie noch keine Kinder haben sollte, hat ein jahrelanges pädagogisch-psychologisches-didaktisch-methodisches Studium hinter sich, das sie mit Bravour bestanden hat –
sie ist also durchaus in der Lage Kinder zu unterrichten – EHRLICH.
5) …auch eine Lehrerin hat ein Privatleben und möchte nicht beim Füllen ihres Einkaufswagens über diverse Schulprobleme reden – ein Zögerndes „Naaaaaaaaaaja….“ auf die Frage „Haben Sie kurz Zeit?“ könnte durchaus als „NEIN“ interpretiert werden und ist nicht der Türöffner für ein 2 Stunden Gespräch zwischen Joghurt und Butter (zumal es verdammt kalt ist an der Frischetheke!)
Man muss aber auch sagen, dass eigentlich 85 Prozent der Eltern sehr liebe und hilfsbereite, wohlgesonnene und objektive Eltern sind. 10 Prozent der Eltern sind wohl eher die ängstliche Fraktion, die alles genau wissen muss und immer die Befürchtung hat, es könnte irgendetwas warum-auch-immer-schief-laufen. Und dann gibt es noch die 5 % extrem nervige Eltern, die einem das Leben durchaus zur Hölle machen können und bei denen man ein sehr dickes Fell braucht, um das Schuljahr zu überleben.
Zum Glück kommen besagte 5 Prozent nur selten vor und teilweise gibt es auch Klassen, in denen diese 5 Prozent tatsächlich nicht vorhanden sind.
Ich habe auch die Vermutung, dass besagte 5 Prozent mit sich und der Welt um sich herum ein echtes Problem haben und einfach jemanden brauchen, auf den sie sich stürzen und ihren ganzen seelischen Müll entleeren können.
Nur wäre da ein Therapeut weitaus hilfreicher – auch wenn ich ein psychologisches Studium habe… 😉 in alle Tiefen der Psyche bin ich dann doch nicht eingeweiht! 😉
6. Hausaufgaben dienen nicht meiner persönlichen Belustigung sondern haben den Hintergrund, dass ihr Kind Gelerntes trainiert und festigt. Natürlich verstehe ich, dass ihr Kind keine Hausaufgaben macht, wenn es krank ist. Wenn die Krankheit Läuse heißt – und vor einem langen Wochenende passiert – verstehe ich das allerdings nicht.
7. Ich verstehe, dass ihr Kind sehr an seiner spanischen Oma hängt. Warum ihr Kind zwei Stunden zu spät zur Schule kommt, wenn diese Oma zum Flughafen musste, kommt ihr einfach spanisch vor.
8. Meine private Telefonnummer habe ich Ihnen für NOTFÄLLE gegeben. Es ist per Definition kein Notfall, wenn ihr Kind versemmelt hat, sich den Termin für die nächste Mathearbeit aufzuschreiben – vielleicht versucht ihr Kind es mal bei seinem besten Freund – mit dem hat es nämlich gequatscht, als ich den Termin genannt habe.
9. Es ist toll, wenn Sie Ihr Kind aufklären. Und ich kann auch nachvollziehen, dass ihr Kind besonders reif für sein Alter ist. Warum es allerdings „völlig normal“ sein soll, dass Ihr Kind andere Kinder mit „Tom f***t Lena“ aufzieht hat eher mit dem Gegenteil zu tun.
10. Ich kann verstehen, dass sie einen hohen Anspruch an die Lehrerin ihres Kindes haben, aber leider bin ich kein Psychologe, kein Sportwissenschaftler oder Native Speaker, nicht der Schulminister, nicht Mary Poppins und schon mal gar nicht Gott. ich bin ein ganz normaler Mensch, der jeden tag versucht, sein Bestes zu geben aber auch ich mache Fehler und habe meine Macken. Bitte akzeptieren Sie das und leben sie damit. Ich mache es umgelehrt (siehe Punkt 6 – 9) schließlich genauso 😉
LG Alexandra
Die 9) ist auch sehr schön 🙂
1. Wenn Ihr Kind auf Klassenfahrt nach Frankreich fahren soll, und es wird schriftlich verlangt, dass ihm ein Pass mitzugeben sei, ist das auch so gemeint. Tun Sie’s – falls nicht, dürfen Sie Ihr Kind dann am Frankfurter Flughafen abholen, während der Rest der 9x nach Paris fliegt.*
2. Tragen Sie Ihre Ehestreitigkeiten nicht am Elternsprechtag vor dem Lehrer aus, der darauf brennt, Sie über den Notenstand Ihres Kindes zu informieren. Nicht wissen will er aber, wer von Ihnen wen mit wem betrügt.*
3. Wenn Sie einen Rabenbraten und ein Goldkind zuhause haben und Sie gehen in die Sprechstunde, um mehr über den Rabenbraten zu erfahren (Englisch 4,55 Deutsch 5,20), verwenden Sie die knappe Zeit nicht dafür, über die letzten Erfolge des Goldkindes (Stipendium! Auslandsaufenthalt! Goldenes Reitabzeichen!) zu schwärmen. Auch der Rabenbraten hat Ihre Gene. Es nützt nichts, das zu verdrängen.*
4. Überlegen Sie sich vorher, ob Sie Kinder wollen und mit wem. Kinder, die mal da sind, sind mitunter eine mühsame Spezies, die Zeit und Aufmerksamkeit erfordern.
5. Wenn Sie Probleme mit einer Lehrkraft haben, dann kommen Sie doch bitte in deren Sprechstunde. Es sorgt für unnötigen Ärger, wenn Sie die Lehrkraft über Ihr Problem im Unklaren lassen, darauf hoffen, dass ihr 7. Sinn erkennt, was sie ändern soll, und dann einen geheimen Feedbackbrief an den Direktor schreiben, in dem Sie die Unfähigkeit der Lehrkraft darstellen.*
That said, die meisten Eltern sind mehr als okay, da kann ich mich nur den anderen Postern anschließen.
*oh ja, das ist tatsächlich alles so passiert in diesem Schuljahr. Und dabei ist erst Mai…
Oh, ja, die Aussagen der Nummer 4, das sollten viele Menschen VORHER bedenken.
Andererseits wäre doch auch gut, wenn man die Zuvielkümmerer und die Zuwenigkümmerer mischen könnte, so als Schnittmenge quasi. Dann bekommen alle Kinder ausreichend Aufmerksamkeit.
Bei der 4) triffst du aber die schmerzliche Wahrheit 😉
6. Hausaufgaben werden nicht dazu aufgegeben, um sie als Eltern nachmittags zu beschäftigen. Ihr Kind wird ihnen sicher dafür dankbar sein, dass sie ihm im ersten Schuljahr die Seiten des Druckschriftlehrgangs (und später natürlich auch des Schreibschriftlehrgangs) sauber ausfüllen. Bitte beschweren Sie sich aber nicht 1-2 Jahre später bei mir, dass ihr Kind zu langsam schreib und keinen Schreibfluss entwickelt.
7. Es ist toll, wenn ihr Kind sich für das Wohlergehen seiner Mitschüler interessiert und sich um diese sorgt. Wenn es allerdings anfängt Geld für diese zu verlangen ist es an der Zeit, darüber zu sprechen.
8. Wir Lehrer reißen keinem Kind den Kopf ab. Wenn ihr Kind das Mathebuch vergessen hat und deswegen keine Hausaufgaben machen konnte kann es mir das ruhig selbst sagen. Die Konsequenz (die Hausaufgaben müssen nachgemacht werden) ist die gleiche, wie bei einem Telefonat mit Ihnen.
9. Lehrer sind leider keine Hellseher. Ich möchte die meisten Dinge, die bei Ihnen zu Hause passieren auch gar nciht wissen. Über Trennung der Eltern, Tod der geliebten Oma oder ähnliches dürfen Sie mich aber gerne informieren, wenn Sie merken, dass Ihr Kind damit zu kämpfen hat. Das erleichtert mir meine Arbeit doch ein bisschen.
10. Nehmen Sie Möglichkeit war, an Wandertagen, Elternstammtischen, Prjekttagen o.ä. ganz UNGEZWUNGEN mit mir zu reden. Ich finde es herrlich erfrischend zu erfahren, was die Kinder in der letzten Zeit zu Hause so erzählt haben, was wir in der Schule so alles machen.(Auch wenn ich mich oft frage, wo ich an dem besagten Tag war…)
Zu 1. und 2.: Die Schulsekretärin und der Hausmeister helfen gern in dringenden Notfällen, sind aber keine persönlichen Butler Ihres Kindes. Notfälle sind z.B. Hals-/Bauch-/Kopfweh oder ein verlorenes Portemonnaie/Handy/Schlüsselbund, nicht jedoch das Kopieren von verschlampten Arbeitsblättern (oder gar Hausaufgaben des Sitznachbarn).
Anekdote dazu: 10 Min. vor Schulbeginn, normales Wetter, 5.klässler kommt ins Sekretariat.
„Darf ich meine Mama anrufen, ich habe mein Trinken vergessen?“
„Draußen steht doch ein Automat.“
„Ich habe aber kein Geld dabei und heute Sport.“
„Kann Dein Freund Dir keinen Euro leihen?“
„Nein, das geht nicht.“
„Dann gehst Du halt zur Toilette und trinkst das gute Leitungswasser.“
Denkpause.
„Und, was willst Du noch?“
„Können Sie mir dafür eine der Bauchwehteetassen geben?“
Spätestens hier hatte sie für mich den Geduldsorden des Tages verdient…
OH, … da fällt mir auch eine Menge ein, … HOTELGÄSTE sind derzeit besonders geliebte Opfer und MITARBEITER, … dazu bei mir vielleicht auch mal ein Post, … für deine Kommentarspalte ist das einfach too much
Aus gegebenem Anlaß:
Liebe Rektorin, wenn Sie in drei(!) aufeinanderfolgenden Wochen Zettel an die Eltern verteilen lassen und um noch mehr und immer noch mehr elterliche Hilfskräfte für die Bundesjugendspiele/das Sportfest der Schule bitten müssen, dann könnnnnnnteeeee es eventuell sein, daß Ihr Organisationsplan nichts taugt.
Das Gros der Elternhaushalte in diesem Bezirk besteht aus Doppelverdienern. Die müssen schon irgendwie zusehen, daß sie mit ihren Urlaubstagen sämtliche Schulferien und Unvorhergesehenes wie Arzttermine abdecken. Da ist einfach kein Spielraum mehr für derartigen Killefit (bei dem unsere Eltern damals übrigens auch nicht dabei waren). Da ist genau deshalb manchmal nicht mal mehr Spielraum für mehr als 5 Tage gemeinsamen Urlaub im Jahr. Schon erst recht nicht, wenn die Eltern Kinder an verschiedenen Institutionen haben, wo jede einzelne sich für die einzig maßgebliche hält und ein Dutzendmal im Jahr meint, für irgendwelche Veranstaltungen jederzeit auf die Eltern zurückgreifen zu können.
Sie meinen tatsächlich, daß die Bundesjugendspiele abgesagt werden müssen, weil nicht genügend Muttis und Papis Würstchen grillen? Ja verdorrie nochmal, dann sollen die Kinder eben Bütterken und ’ne Sigg-Flasche einstecken, und schon brauchen Sie ein paar Eltern weniger & das Fest kann sehr wohl stattfinden!
Lernen Sie doch mal bitte, wenigstens ab und zu ohne unseren Frondienst auszukommen. Wir haben schon Jobs – und würden die auch gerne behalten.
Meine Meinung! Erlebe es hier auch viel zu oft, dass sich die Schule und deren Lehrkräfte auf die Eltern verlassen. Am besten noch mit 2 Tagen Vorlauf! Sollen doch mal Druck auf die Bezirks-/Regionalpolitiker machen.
„Sollen doch mal Druck auf die Bezirks-/Regionalpolitiker machen.“
Und dann?
Jou, der knappe Vorlauf ist auch immer lustig. Alleine das macht die Mithilfe schon oft vollkommen unmöglich.
Es ist aber auch insgesamt einfach zu viel. Sportfeste, Ausflüge, Flohmärkte, Theater- und Choraufführungen, Sponsorenläufe, Klassen renovieren (und eine Woche später die Renovierung feiern *vogelzeig*) – you name it. Gerade vor den Sommerferien und im Winter. Seit wann sind Bundesjugendspiele eine Art Volksfest mit Würstchenstand, „Spielstationen“ etc.? Das ist doch völlig überzogen und muß in der Form doch nun wirklich nicht sein. Klassenweise ab auf den Sportplatz, dann hüpfen, laufen, werfen und was weiß ich, und fertig ist der Lack. Wozu so’n Hype?
Wenn ich an die (Vor)Weihnachtszeit denke, so von St. Martin bis Ferienbeginn, dann kriege ich schon heute, an Pfingsten, das absolute kalte Grausen. Jede Woche wieder irgendein anderer Mist. Basteln, backen, feiern bis zum Abwinken. In Schule und Kindergarten. Letztes Jahr waren _alle_ Adventswochenenden vollgeknallt mit derartigem Unsinn.
Sollen doch die Klassen im Klassenverband eine kleine Feier abhalten und gut ist’s. Wieso immer solche Riesenaktionen? Wann soll denn da bitte noch Zeit für die Familie und deren Adventszeit bleiben? Meine Kinder sind ja schon weihnachtsübersättigt, bevor überhaupt der Baum im Haus ist. Ich habe mich im vergangenen Winter auch schlichtweg geweigert und an keiner einzigen Schul- oder Kindergartenaktion teilgenommen. Irgendwann ist das Maß einfach voll.
Auch der Druck des Fördervereins, man müsse eben Geld für dies, das und jenes zusammenbekommen, perlt völlig an mir ab. Dann kriegen sie halt ’ne Geldspende – und ich habe meine Ruhe und kann auch mal selber was mit meinen Kindern machen.
Den Politikern wird’s übrigens wurscht sein, denke ich. Das Problem liegt ja nicht darin, daß die Schule zu wenig Personal hat, sondern daß sie permanent überdimensionierte Vorhaben auf die Beine stellen will. Selber schuld.
Ich finde die Elternseite bei solchen Dingen immer höchst spannend. Denn so oft heißt es im Lehrerzimmer – wenn auch manchmal hinter vorgehaltener Hand – dass wir den ganzen Zirkus zu einem Großteil nur der Eltern wegen veranstalten. Die Kinder sind oft nahezu übersättigt an Events. Aber wehe, wir backen nicht vor Weihnachten oder veranstalten kein Sommer-/Halloween-/Weihnachts-/KitzelmichamAllerwertesten-Fest, dann heißt es hier gerne die Frau Weh gibt sich aber keine große Mühe für die Kinder. Eigentlich ganz schön absurd.
Ich stehe halt auf dem Standpunkt, daß die Schule bitteschön nur minimal ins Familienleben einzudringen hat. Ich bin alleinerziehend, habe einen Vollzeitjob und kann eh nur jedes zweite Wochenende mit meinen Kindern verbringen. Unter der Woche regiert der Alltag mit Schule, Kindergarten, Schwimmkurs und Reitstunden. Wenn mir dann Kindergarten und Schule noch die verbleibende Zeit mit Aktionismus vollknallen, kommt mir schnell die Galle hoch. Vor allem dann, wenn ich als Elternteil auch noch mit eingespannt werden soll. Ein oder zwei Veranstaltungen im Jahr sind ja OK. Von mir aus ein Sommer- und ein Weihnachtsfest außerhalb der Unterrichtszeit, und Ausflüge eben bitte währenddessen. (Wenn unsere Lehrer damals zu zweit mit einer 30-Kinder-Klasse in Altastenberg fertigwurden, wird man heute ja wohl auch keine Armee von Eltern brauchen?) Aber was hier alles auf dem Plan steht, würde vermutlich selbst die Geschäftsführung der Dortmunder Westfalenhallen ins Schleudern bringen.
Es kommt mir oft ungelogen so vor, als dächte die Schulleitung, wir Eltern – vor allem die Mütter – hätten tagein, tagaus nichts Besseres zu tun, als Gewehr bei Fuß zu stehen, wenn die Schule pfeift. Und am Wochenende sowieso. Und dann wird geschmollt und die Moralkeule rausgeholt, wenn sich herausstellt, daß dem keineswegs so ist und man auch noch ein Privatleben hat. ARGH!
PS: Meine Tochter findet es übrigens gar nicht toll, wenn ich denn tatsächlich mal das Waffeleisen auf dem Schulhof schwinge. Nicht, weil die Waffeln nichts taugen würden, sondern weil Schule eben ihr Territorium ist und sie dort normalerweise eben gerade mal _nicht_ unter meiner Fuchtel steht.
Wie du’s auch machst – es ist verkehrt! Aber die Eltern beeinflussen das doch, indem sie schon bei der Schulwahl schauen, ob für den Nachwuchs auch bloß genug geboten wird. Nur sich selber einbringen will dann kaum einer! Ich finde es auch peinlich, immer nur dieselben Eltern ansprechen zu müssen. Trauen Sie sich doch mal, diese Feste auszulassen oder keine Klassenfahrt zu veranstalten – Ihre Anmeldezahlen sind im nächsten Durchgang garantiert niedriger.
Allerdings sehe ich auch, dass immer mehr Mütter berufstätig sind und für solche Aktionen kaum Zeit haben. Der knappe Vorlauf ist natürlich sch…ade! Aber alles weglassen???
Als Lehrerin geht man jedenfalls schon bald am Krückstock, wenn man solche KitzelmichamAllerwertesten-Feste 🙂 alleine stemmen soll…
Ich kenne natürlich nicht die Kriterien, nach denen andere Eltern bei der Schulwahl vorgegangen sind, aber bei uns haben praktische Aspekte die Hauptrolle gespielt: Gibt es eine Nachmittagsbetreuung? Wie groß sind die Klassen? Wie weit ist die Schule vom Haus entfernt? Wo gehen die Kindergartenfreunde des Kindes hin?
Ganz ehrlich: die Freizeitaktivitäten haben mich null interessiert. Bis gerade eben bin ich nicht einmal im Entferntesten auf die Idee gekommen, daß irgendjemand eine Schule für sein Kind gerade danach aussuchen könnte. Ich finde es zwar nett, daß die Nachmittagsbetreuung die eine oder andere AG anbietet (die haben aber noch nie nach den Eltern als Helfer gerufen), aber die Schule an sich ist für mich für Unterricht zuständig, und nicht für die Bespaßung meiner Kinder.
Im Ernst? Die Anmeldezahlen sinken, wenn die Schule nicht jedes Jahr zig Veranstaltungen runterreißt? Wenn das stimmt, hätte mein Sohn (Kann-Kind) dieses Jahr vielleicht doch noch einen Platz bekommen – die kommenden 1. Klassen sind nämlich rettungslos überfüllt. Also nur zu, streichen Sie mal ein bißchen zusammen, Frau Rektorin! Kommt uns allen entgegen. ^^
PS: Eine bekannte Familie hat drei Kinder. Eins im Kindergarten, eins in der 2. Klasse und eins in der Unterstufe am Gymnasium. Diese Eltern lachen sich nur noch schlapp, wenn mal wieder von allen Seiten Zettel mit Hilfegesuchen in den Taschen der Kinder stecken. Die könnten da im Prinzip einen Vollzeitjob draus machen, denn irgendwer schreit & fordert immer.
Na, Ute, jetzt haben wir es aber wirklich verstanden! 😉