Zurück!

Mit einem laut vernehmlichen KRRRRRACKS! endete heute völlig unerwartet und ohne Vorsatz meinerseits das Leben einer freilaufenden Kakerlake im Tropenhaus des Zoos unter meinem Schuh. Glücklicherweise blieb dies der einzige Todesfall. Der Schmierfilm ging allerdings nicht sehr leicht ab und meine Kinder waren schockiert.

Ansonsten war es wirklich ok. Lediglich einen Wespenstich (Tom 2) und einmal Übergeben nach Verschlucken eines Pom Bärs (Benjamin) kann ich anführen. Ansonsten war es so, wie es eben so ist mit einem liebenswerten Haufen kleiner Blagen.

Ein Kind hat in einem unbeobachteten Moment den Rucksack einer Begleitmutter komplett leergegessen, „weil der da so stand“. Zwei Kinder musste ich von der Absperrung des Bärengeheges ziehen, dreien wurde im Affenhaus übel, MamaJens wurde bei den Pinguinen blassgrün. (Ok, da roch es auch wirklich streng). Vor dem Orang-Utan-Gehege fiel meine Klasse hingegen gar nicht weiter auf. Wohingegen sie sich bei den Erdmännchen leicht daneben benahm. Sehr lieb hingegen hatte ich sie hinter den Przewalskipferden – da öffneten nämlich drei Schüler einer fremden Klasse ein Gehege. Getragen von dieser Zuneigung habe ich ihnen dann im Restaurant ein Flutschfinger und anschließend ein Feuchttuch ausgegeben. Die meisten Feuchttücher gingen allerdings für die Mütter drauf, die Schwierigkeiten mit ihren Coffee-to-go-Bechern hatten. Eine Spucktüte haben wir für Leons gerissenen Rucksack zweckentfremdet und die Notfallliste habe ich glücklicherweise gar nicht gebraucht. Das war gut, ich hatte sie nämlich auf meinem Schreibtisch liegengelassen. Gleich unter dem Zettel, auf dem WICHTIG stand.

Hach, war also überhaupt nicht so schlimm. Und morgen lass ich sie drüber schreiben!

 

 

Zoo-Vorbereitungen

Ich war heute im Zoo. So ganz ohne fremde Kinder. Also eigentlich stimmt das nicht. Es waren eine ganze Menge fremder Kinder da. Aber die haben mich nicht interessiert. Maximal noch die müde aussehenden Eltern mit ihren hippen Coffee to go Isolierbechern und den tollen Umhängetaschen aus LKW-Planen. Seht her, es ist zwar Sonntagmorgen, 9.08 Uhr, aber ich bin immer noch trendy! Aber wahrscheinlich sind LKW-Planen-Taschen längst out und was ich hier schreibe, stimmt gar nicht. Ich bin ja auch kein Experte für Accessoires. Ketten verknüddeln sich bei mir immer und Schals wickel ich mir immer so um den Hals, dass ich nicht friere.

Ich liebe ja diese Bilder in Herbstkatalogen: niedliche Blümchenkleider über strumpfbehosten Beinen in Stiefeln und am Hals – ja, genau – so ein hübscher Schal, ganz lässig drumgewickelt. Das sieht immer so nach Wohlfühlen aus. Aber nie nach Schulhof. Da weht ein rauer Wind, da gehen lässig drapierte Schals fliegen.

Ich war auf Gefahrensuche. Mögliche Schwachstellen für den Zoobesuch mit meiner Klasse ausfindig machen und einen Plan B erstellen. Mein Freund Marten hatte am Freitag natürlich den ultimativen Tipp für entspannte Zoobesuche auf Lager: Jede begleitende Mutter bekommt 1-2-3-4-5 Kinder an die Hand, man macht ein gemeinsames Foto am Zooeingang und dann trifft man sich in – sagen wir mal – 2 Stunden am Spielplatz entspannt wieder. Das traue ich mich aber nicht. Denn woher haben meine Kinder wohl ihren mangelnden Orientierungssinn? Naa? Genau!

Das fehlt mir noch:

Quäkende Durchsage: „Frau Weh wird gebeten ihre verlorengegangenen Begleitmütter in der Zooschule abzuholen. Frau Weh bitte!“

Stattdessen werde ich jedem Kind einen laminierten Zettel mit Name, Schule und meiner Handynummer um den Hals hängen. Das Ganze aber hübsch durchnummeriert, damit am Schluss bloß keiner dieser Zettel den Weg in ein Elternhaus findet. Das würde mir noch fehlen, Kurzmitteilungen von Supermom. Gruselig. Meine Handynummer ist so geheim, die kann nichtmal ich auswendig. Wenn es klingelt, erschrecke ich immer zu Tode.

Eigentlich mag ich den Zoo. Ich finde Erdmännchen lustig und schaue mir auch gerne das Feuerwiesel an. Das hüppelt immer in so wellenförmigen Bewegungen durch sein Gehege. Fast schon meditativ. Aber wenn man mit einer Klasse in den Zoo geht, sieht man sowieso keine Tiere. Da hat man keine Zeit zu. Wir werden nämlich nicht die einzigen sein, die am 14.Juli dort sind. Heerscharen von kleinen Marvins, Lenas, Niklassen und Anna-Lenas werden dort sein. In ihren gut erkennbaren Schul-Shirts in blau, rot, gelb. Mit Kappen auf dem Kopf in – genau! – blau, rot und gelb.

Im Lehrerzimmer werden schon Wetten abgeschlossen, welche Kinder mir zuerst verlustig gehen werden. Ich habe da auch schon Favoriten im Auge.

Zwei Kolleginnen erzählten mir zum Trost, dass sie auch einmal ein Kind im Zoo verloren hätten. Das sei aber recht schnell in der Zooschule abgegeben worden. Als dann die Durchsage kam „Der kleine Drecksack, der nicht bei seiner Klasse bleiben wollte, kann von seiner Lehrerin in der Zooschule abgeholt werden.“, haben sich die Kolleginnen angesehen und beschlossen, dass der weitere Besuch ohne den Jungen wesentlich stressfreier ablaufen würde. So haben sie ihn dann erst am Schluss ausgelöst. Dumm nur, dass in der Zwischenzeit ein Anruf vom Zoo in die Schule ging, da die Zoopädagogen, nachdem niemanden den kleinen Kerl abholen wollte, dachten, die Klasse sei wohl schon wieder auf dem Rückweg. Das gab dann einen ordentlichen Einlauf vom Rektor.

Es muss also auch anders gehen. Ich arbeite noch dran.

Supermom

Oh, ich liebe sie, die Supermom!

Die Supermom schreibt mir regelmäßig E-Mails (Priorität: sehr wichtig, Betreff: Organisation und Planung unseres Sommerfestes, unserer Lesenacht, unseres Theaterbesuchs), schriftliche Hinweise im Mitteilungsheft („Mia-Sophie hat die Hausaufgaben in nur 10 Minuten gelöst, ich habe ihr gesagt, sie soll die Seiten 113-121 ebenfalls bearbeiten“)  und hinterlässt mir wichtige Botschaften auf dem Anrufbeantworter („Hallo Frau Weh. Mia-Sophie hat eine leichte Erkältung, ich hielt es für besser, sie diese Woche nicht in die Schule zu schicken. Die Hausaufgaben und Ihre Unterrichtsnotizen lassen Sie mir bitte über Kind XY zukommen!“).

Die Supermom kann alles, weiß alles und erteilt großzügig Ratschläge. Außerdem ist sie immer und über alles informiert.

Über all ihre vielen Begabungen hinaus ist sie aber in einem Bereich besonders brilliant – in der Mutterschaft.

Ich bekomme regelmäßig Einladungen in Supermoms Webalben. Schließlich muss die Schule informiert werden, dass es durchaus noch Eltern gibt, die ihre Kinder am Wochenende nicht kretzig vor der Konsole parken, sondern mit ihnen erst zum Kleine Künstler Workshop ins Museum („Mia-Sophie malt wie Michelangelo“), dann zum kreativen Kindertanz („Mia-Schatz beim Elfentanz“) und schlussendlich zum Japaner essen gehen („Mia-Sophie liiiiiieeeebt Pangasius“).

Gestern bekam ich per E-Mail die Einladung in Supermoms neuestes Online-Album („Die allererste Reitstunde!!!“). Neben den Bildern, auf denen sich Mia lustlos auf einem pummeligen Pony festhält, kann man das entzückende Kind auch beim Ballett, Flötespielen und Schwimmen bewundern. Aber eigentlich geht es nicht um Mia-Sophie, es geht einzig und allein um den Preis für die beste Mutterrolle und die geht eindeutig an Supermom. Chronologisch geordnet in absteigender Reihenfolge kann man im Web die Fotos eines jeden Geburtstages einsehen, auf dem Titelbild immer eine gigantische Buttercreme-Motivtorte („alles selbstgemacht!“) und dahinter irgendwo versteckt auch Miakind. Mia-Sophie hinter CinderellaBiskuitrolle (6.Geburtstag), Mia-Sophie hinter PonyhofKekskuppel (5.Geburtstag), Mia-Sophie hinter PrinzessinLillifeeSahnetorte (4.Geburtstag), Mia-Sophie hinter zuckriger Baiserbombe (3.Geburtstag) usw.

Das allererste Album heißt übrigens „Die wunderschöne Geburt meiner kleinen Miamaus leider mit Saugglocke aber ganz ohne PDA“. Auf dem Titelbild an Supermoms gigantischem Busen die noch ziemlich verschmierte Minimia. Alles selbstgemacht!